BMW blickt der näheren Zukunft zuversichtlich entgegen. Foto: /Imago/Artur Widak

In Europa steuert manche Volkswirtschaft auf eine Rezession zu. Das Ifo-Institut sieht düstere Zeiten auf die Branche zukommen. BMW bleibt aber optimistisch.

Eigentlich dürfte ein Premiumhersteller wie BMW derzeit nichts zu lachen haben. In China hat jeder zehnte BMW-Händler wegen pandemiebedingter Lockdowns geschlossen. Deutschland steuert auf eine Rezession zu. Überall in Europa sorgen steigende Lebenshaltungskosten für Konsumzurückhaltung. Das Fehlen von Chips und eine deshalb gedrosselte Produktion ist in der Autobranche ohnehin ein Dauerthema. Dennoch blicken die Bayern dem kommenden Jahr zuversichtlich entgegen. „Wir sehen eine anhaltend hohe Nachfrage vor allem nach unseren Elektromodellen“, erklärte BMW-Finanzchef Nicolas Peter in München während der Vorlage eine Zwischenberichts. Gut 128 000 Stromer und damit mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum habe man in den ersten neun Monaten ausgeliefert.

BMW hat bei Stromern die Nase vorn

Damit haben die Bayern in elektromobiler Hinsicht unter deutschen Premiumanbietern die Nase vorn. Mercedes hat per Ende September den Stromer-Absatz auf knapp 100 000 Fahrzeuge gesteigert. Audi hinkt mit etwa 77 000 Verkäufen noch hinterher. Das gilt auch für den Gesamtabsatz von 1,2 Millionen Audi-Fahrzeugen nach neun Monaten 2022. Auf der Ebene kommt Mercedes mit gut 1,4 Millionen Verkäufen der Konkurrenz aus München mit einem Absatz von knapp 1,5 Millionen Autos der Marke BMW immer näher.

Weil die Münchner im Schlussquartal 2022 aber einen stark anziehenden Absatz erwarten, könnten sie ihren Rang als weltgrößter Premiumhersteller wohl halten, obgleich sie den Absatz des Vorjahres nicht mehr ganz erreichen werden. Das Gasproblem hat BMW im Griff. Einen Produktionsstopp durch Gasmangel befürchtet Peter weder für dieses Jahr noch für die Wintermonate bis kommenden März.

Bei der Rendite nur auf Platz drei

Was die Rendite angeht, muss BMW sich aber bemühen, den Abstand zur Konkurrenz nicht zu groß werden zu lassen. Bereinigt um Sondereffekte durch die diesjährige Vollkonsolidierung des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens BBA kommen die Bayern im reinen Autobau nach neun Monaten zwar auf eine ansehnliche Rendite von 11,7 Prozent. Audi mit 14 Prozent und Mercedes mit 15 Prozent stehen da aber noch besser da.

Krisendaten sind das wahrlich nicht. Aber die Klientel von Premiumanbietern ist nicht die von Massenherstellern. Für die Gesamtbranche werden die Aussichten jedenfalls düster, schätzt das Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung. „Die Sorge um eine ausfallende Nachfrage trifft nun auch die Autohersteller und ihre Zulieferer“, betont Ifo-Experte Oliver Falck. Im Oktober seien die Geschäftserwartungen der Branche für die kommenden sechs Monate auf einen Wert von minus 35,3 abgestürzt, nachdem der im September noch bei minus 6,3 Punkten gelegen habe. Die Aufträge seien rückläufig, die Erträge am Einbrechen, auch wenn die Auftragsbestände in der Branche allgemein noch stattlich seien. Dazu kommen hohe Material- und Energiekosten.

„Normalisierte“ Nachfrage erwartet

Peter verkennt nicht, dass die Lage für Verbraucher brenzlig und Entspannung nicht in Sicht ist. Dennoch erwartet er für sein Haus kein echten Einbrüche, sondern lediglich eine künftig normalisierte Nachfrage nach der aktuell überbordenden. Betroffen seien zudem vor allem Deutschland und Großbritannien. Wichtige südeuropäische Märkte wie Frankreich, Italien oder Spanien seien robust. China und die USA entwickelten sich besser als Europa. Kein Hersteller sei so gleichmäßig in diesen drei dominierenden Absatzregionen vertreten wie BMW, weshalb im Vergleich zur Konkurrenz ein besserer Ausgleich zwischen ihnen möglich sei.

Um Geschäfte in China am Laufen zu halten, ist BMW-Chef Oliver Zipse derzeit mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als Teil einer Wirtschaftsdelegation dort unterwegs. Falsche Signale hinsichtlich einer zu großen Abhängigkeit vom Unrechtsstaat China glaubt der Autobauer damit nicht auszulösen. „Wir brauchen den Dialog“, findet man bei BMW.