Goldglitter regnet’s beim Finale des Stuttgarter Weltweihnachtscircus. Foto: ubo

Ach, wie hat ihn Stuttgart vermisst! Der Weltweihnachtscircus kehrt nach drei Jahren Pause reich an Superlativen zurück. Schließlich muss viel nachgeholt werden – auch bei der langen After-Show-Party. Was sagen Promis zur neuen Show?

Kann das sein? Sind wirklich vier Stunden rum? Musicalstar Aisata Blackman, die im März die Hauptrolle der Tina Turner im Apollo-Theater übernimmt, glaubt schon, ihre Uhr sei kaputt. So kurzweilig kommt ihr die Premiere im 28. Weltweihnachtscircus vor, dieses Bombardement an „Highlights“, wie sie sagt, dass die Zeit wie im Flug (bestimmt samt dreifachem Salto) vergeht.

Aisata, die neue Queen of Rock von Stuttgart, freut sich, „mal wieder in meiner Muttersprache reden zu können“. Sie ist Holländerin wie Zirkuschef Henk van der Meijden. Der 85-Jährige, festlich im roten Jackett, gönnt sich bei der After-Show-Party für Promis und für alle Mitwirkenden nicht mal einen Moment, um auf den Erfolg beim frenetisch jubelnden Publikums anzustoßen. Nein, er zieht sich gleich mit Regisseur Florian Richter an einen Tisch im Foyer-Restaurant zurück. Ihr Thema: Was lässt sich streichen? Vier Stunden (inklusive Pause) sind trotz der riesengroßen Begeisterung zu lang.

René Casselly erzählt über seinen Gnadenhof für Zirkustiere

Gegen Mitternacht verspricht Everybody’s Darling René Casselly, der Sieger der RTL-Show „Let’s Dance“ 2022 sowie von „Ninja Warrior Germany“, der mit dem allerersten Pas de trois auf zwei Pferden an diesem Abend Zirkusgeschichte schreibt, seinem Fellbacher Manager Klaus Kärcher, für die nächste Zeit mal zu keiner TV-Show zu gehen, sondern bis zum 8. Januar „entspannt“ im Weltweihnachtscircus zu bleiben. Kurz vor der Premiere war René morgens um 4 Uhr von der Autobahnfahrt nach der Aufzeichnung für „Acht gegen Jauch“ zurückgekommen – um 10 Uhr stand der 26-Jährige dann bereit für den ersten Durchlauf,

Auch beim „Turmspringen“ und „Verstehen Sie Spaß?“ ist er dabei und besucht außerdem noch die „Landesschau“. Bei der After-Show-Party im Zelt packt das Multi-Talent sein Handy aus, macht Selfies und zeigt ein Video seiner schwergewichtigen Lieblinge. In Ungarn hat er einen Gnadenhof für frühere Zirkustiere eröffnet. Dort sind seine Elefanten, mit denen er einst aufgetreten ist, nun zufriedene Rentner. Entweder ist er selbst dort, seine Mutter, sein Vater oder seine Freundin – halt immer jemand aus der Familie. „Auch die Zirkustiere gehören zur Familie“, sagt er.

Der zirkusverrückte Henk van der Meijden war einst Journalist, der begeistert über Zirkusshows schrieb, bis er selbst ein Zelt mit eigenem Programm übernahm. Seit 28 Jahren macht er Stuttgart rund um Weihnachten zur Zirkusmetropole der Welt. Mit seiner Familie ist er angereist, mit seiner Frau, seiner Tochter, seinem Schwiegersohn und seinem Enkel – aber im Grunde ist das gesamte Ensemble seine Familie.

Viel Lob hört van der Meijden in dieser langen Nacht. Landtagspräsidentin Muhterem Aras, die mit ihrer Nichte gekommen ist, weiß gar nicht, was sie hervorheben soll aus dem Programm – so stark seien alle Nummern. Travestiekünstler Michael Panzer alias Frl. Wommy Wonder ist völlig baff: „Ich dachte, Schwerkraft, Fliehkraft und alles, was ich in Physik nie kapiert habe, seien unabänderliche Gesetze, aber es gibt Menschen, die darüberstehen und mit ihren Körpern Sachen machen können, von denen ich nur weiß, dass ich sie nicht machen müssen möchte.“ Model und Moderator Mustafa Göktas findet das Programm im höchsten Maß kurzweilig, sodass er in der langen Show nicht auf die Uhr geschaut hat.

Die Freundin von Profiboxer Simon Zachenhuber fängt den Strauß

OB Frank Nopper erreicht kurz vor der Pause das Zelt – etwas später ist er dran, weil er gearbeitet hat. Auch der Rathauschef schwärmt in den höchsten Tönen vom Programm. Ein anderer Frank ist schon früher da, damit Gudrun Nopper in der ersten Hälfte der Show nicht alleine sitzen muss: Es ist der Kunsthändler Frank Zimmermann, ein Freund der Familie. Zirkuschef van der Meijden hat für Anfang Januar 100 Kinder der Initiative Stille Not von Frau Nopper eingeladen.

Außerdem gesehen: der frühere OB Wolfgang Schuster (seine Frau Stefanie Schuster bedankt sich in einer kurzen Rede für die Spende der Premiereneinnahmen für die Olgäle-Stiftung), Boxer Simon Zachenhuber (seine Freundin fängt beim Finale einen Strauß – wird sie nun die nächste Braut?), Turn-Europameisterin Elisabeth Seitz, Ringer-Weltmeister Frank Stäbler, Damiaoni Maiolini, Sänger bei „The Voice“, Turnerin Kim Bui, SWR-Nachrichtenfrau Tatjana Geßler, die Spaßmacher Michael Gaedt und Andi Kraus (Eure Mütter), Varieté-Chef Timo Steinhauer, Modedesigner Tobias Siewert, Model Mustafa Göktas u. v. a.

Der örtliche Veranstalter Hans-Peter Haag freut sich, dass bisher über 70 000 Karten verkauft sind. Bereits für zwei Tage hat er 11-Uhr-Vorstellungen zusätzlich aufgenommen – so groß ist die Nachfrage. Noch steht das „Corona-Zelt“ auf dem Wasen, wie er sagt, also die XXL-Variante mit acht (statt sonst sechs) Masten, weil man vor einem Jahr Abstand brauchte. Weil dafür die Karten bereits verkauft waren, das Gastspiel aber dann doch ausfiel, gelten sie nun für 2022/2023 in der fast selben Sitzordnung. Im nächsten Jahr werde man wieder sechs Masten aufstellen, weil’s halt „kuscheliger“ sei.

Gute Besserung wünschen wir Merrylu Casselly, die trotz Erkältung zweimal aufgetreten ist, etwa mit dem Bettpferd. Für kurzweilige, magische Stunden wird in dieser Nacht wieder klar: Stuttgart liebt den Zirkus!