Schutzmasken sind vorhanden in der Margarete-Steiff-Schule. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

An den meisten SBBZ hat der Präsenzunterricht am 11. Januar begonnen. Aus Angst vor Ansteckung lassen deutlich mehr Eltern ihre Kinder zu Hause als in den Vormonaten. Das bringt ein neues Problem mit sich.

Stuttgart - Offenbar ist die Angst bei vielen Eltern behinderter Kinder groß, dass ihr Kind sich mit dem Coronavirus anstecken könnte, wenn es wieder zur Schule geht. Die Sonderpädagogischen Beratungszentren mit den Förderschwerpunkten geistige, körperliche und motorische Entwicklung haben seit dem 11. Januar wieder den Präsenzunterricht aufgenommen. Eltern ist freigestellt, ihre Kinder auch zu Hause zu lassen. Hört man sich bei den Stuttgarter SBBZ um, so macht bei einigen ein signifikanter Teil der Elternschaft davon Gebrauch. Besonders viele Abmeldungen verzeichnen die Margarete-Steiff-Schule (MSS) und die Helene-Schoettle-Schule (HSS).

Bei der Margarete-Steiff-Schule waren laut Schulleiterin Marita Lang vor der Schulschließung im Dezember 16 Kinder im Fernunterricht, nun seien es 41. Bei 164 Schülern insgesamt macht das ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler. Für die Schule ist das eine enorme Herausforderung: Präsenzunterricht und Fernunterricht parallel zu stemmen. „Es ist ein Problem, das ich gerade nicht lösen kann“, sagt Lang. Die Kinder im Fernunterricht erhielten leider gerade nur einen Bruchteil an Förderung. Die Eltern von Kindern, die zur Risikogruppe gehören, stünden entsprechend vor dem Dilemma, sich zwischen der Gesundheit und dem Bildungsangebot entscheiden zu müssen. Dabei hätten sie sehr gute Konzepte für den Fernunterricht entwickelt, aber da alle Lehrer im Präsenzunterricht gefordert seien, könnten sie diese nicht anwenden, anders, als dies bei einem Wechselunterricht möglich gewesen wäre. Auch ein Fernunterricht in Kombination mit Notbetreuung hätte man bei der MSS besser gefunden als die jetzige Lösung.

Von Unverständnis bis Erleichterung

An der Helene-Schoettle-Schule seien 70 Prozent der Kinder da, 30 Prozent seien abgemeldet, berichtet Schulleiter Andreas Thiemke, der überrascht war über die Entscheidung, die Schulart komplett zu öffnen. „Wir hatten erwartet, dass es eine Notbetreuung gibt.“ Thiemke weist darauf hin, dass es nun für Eltern schwierig sei, gegenüber den Arbeitgebern zu rechtfertigen, die Kinder zu Hause lassen zu wollen. Das Stimmungsbild in der Elternschaft sei aber gemischt: „vom kompletten Unverständnis“ über die Öffnung bis zu „wir sind froh, dass unsere Kinder in die Schule kommen können“. Für die Lehrer sei die Situation anstrengend: „Wir suchen nach Lösungen, es erfordert extrem viel Energie, allen gerecht zu werden.“

Etwas anders sieht es an der Bodelschwinghschule aus – 20 der 110 Kinder wurden abgemeldet. „Wir sind selbst überrascht, dass so viele da sind“, sagt Schulleiterin Andrea Regner. Der Fernunterricht werde von den Lehrern übernommen, die zur Risikogruppe gehören. „Noch geht’s“, sagt Regner. Ähnlich äußert sich Katja Kuklinski, die Leiterin der Gustav-Werner-Schule: „In dem Umfang kriegen wir es hin.“ Waren vor dem Lockdown rund fünf Schüler befreit gewesen, seien es nun etwa 15 der 123. Gerade Eltern von Kindern mit Downsyndrom hätten von der Möglichkeit der Abmeldung Gebrauch gemacht. Sie seien in Sorge wegen des erhöhten Sterberisikos für sie bei Covid-19. „Wir bewegen uns in dem Spannungsfeld zwischen einem guten Bildungsangebot und der Sorge um den Gesundheitsschutz“, sagt Kuklinski.