Konzerte von angesagten Rappern wie Ufo361 locken nicht nur echte Fans an – sondern auch Diebe und Räuber, die es auf die wertvollen Goldketten im Publikum abgesehen haben. Der Beutewert geht in die Tausende.
Der Raubzug findet auf dem Weg Richtung Bühne statt. „Für die Chain um mei’m Hals, Dicka, / glaub mir, reicht nicht mal dein Vorschuss“, hätte der Berliner Rapper Ufo361 womöglich singen können, als sich ein 25-jähriger Konzertbesucher im Publikum ihm nähern wollte. Doch dann griff ein Unbekannter von hinten zu und riss die 18-Karat-Goldkette im Wert von etwa 2000 Euro vom Hals des 25-Jährigen. Er ist nicht das einzige Opfer beim Konzert von Ufo361 in der Porsche Arena, das nun die Stuttgarter Polizei beschäftigt.
Der Raub spielte sich am vergangenen Freitag gegen 19.45 Uhr ab. Nach Angaben des Opfers waren es wohl zwei Täter, die anschließend in der Menge untertauchten – etwa 25 Jahre alt und fast 1,90 Meter groß, dunkelblond, seitlich rasierte Haare, graue Kapuzenpullover. Einen weiteren Konzertbesucher erwischte es gegen 20.30 Uhr, als Unbekannte eine etwa 1600 Euro teure Goldkette erbeuteten. Die offenbar normalen Verschlüsse hielten den Zugkräften nicht stand.
Wie auch schon bei Luciano: Aktenzeichen ungeklärt
„Leider hat die Polizei erst verspätet von den Vorfällen erfahren“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Der 25-Jährige hatte sich gegen 22.25 Uhr, nach Konzertende, über Notruf 110 gemeldet. Der zweite Betroffene sei erst noch nach Hause nach Gaggenau gefahren, wo er dann Anzeige erstattet habe. Zeugen und mögliche weitere Geschädigte können sich bei der Stuttgarter Kripo über Telefon 07 11 / 89 90 - 57 78 melden.
Dabei haben die Ermittler nicht zum ersten Mal mit solchen ungewöhnlichen Räubereien bei Rappern zu tun. Genau ein Jahr zuvor, ebenfalls ein 21. Februar, hatte es am Neckarpark einen ähnlichen Raubzug gegeben. Beim Konzert des Rappers Luciano traf es drei Besucher im Alter von 21, 22 und 25 Jahren. Mit Beute im Wert von mehreren Tausend Euro. „Damals gab es Bezüge nach München, wo Luciano ebenfalls aufgetreten war, aber keine heiße Spur“, sagt Polizeisprecher Widmann. Dabei scheint die Wahl der Rapper-Konzerte willkürlich zu sein. In der Vergangenheit hatten die Täter auch bei Künstlern wie NLE Choppa oder Reezy zugeschlagen.
Fünf Täter zu Bewährungsstrafen verurteilt
Aber nicht immer gelingt die Flucht ins Dunkel. So wurden vor wenigen Tagen fünf Angeklagte verurteilt, die im Sommer letzten Jahres bei Travis-Scott-Konzerten in Frankfurt zugeschlagen und mindestens 24 Goldketten erbeutet haben sollen. Die Männer im Alter zwischen 21 und 28 Jahren waren mit einem Mietwagen extra aus Italien angereist. Zivilfahnder konnten sie am zweiten Tag auf einem Parkplatz festnehmen. Von 20 sichergestellten Goldketten konnten dann aber nur vier ihren Eigentümern zugeordnet werden.
Das Quintett legte beim Prozess des Frankfurter Landgerichts Geständnisse ab, zahlte Entschädigungen. Man habe das Getümmel bei sogenannten Moshpits ausgenutzt, bei denen Besucher einen Kreis bilden und sich gegeneinander anspringen. Die Richter sprachen wegen Raubes in minderschweren Fällen Haftstrafen auf Bewährung aus. Die Angeklagten wurden nach dem Urteilsspruch aus der mehrmonatigen Untersuchungshaft entlassen. Sie müssen Festivals und Konzerte in Deutschland drei Jahre lang meiden.