Welche Alben werden bleiben? Unsere Bildergalerie wagt eine Prognose. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Was hat die Kultur seit 2010 beschäftigt? In loser Folge erinnern wir an die wichtigsten Trends und Publikumsfavoriten. Zum Beispiel an Künstler, Trends und Alben, welche die Popmusik geprägt haben.

Stuttgart - Die sicherlich prägendste Entwicklung der Zehnerjahre in Sachen Popkultur ist der schleichende Tod der CD. In den achtziger Jahren auf den Markt gekommen, mauserte sie sich zu dem Medium für Musikwiedergabe schlechthin. Im Rekordjahr 1997 wurde mit CDs in Deutschland ein Umsatz von umgerechnet 2,3 Milliarden erzielt. 2018 hingegen wurde die CD erstmals auf Platz zwei der umsatzstärksten Tonträger verwiesen. Nachdem sie 2017 einen Marktanteil von 45,4 Prozent vorweisen konnte, trug sie 2018 noch 36,4 Prozent zum Gesamtumsatz der deutschen Musikindustrie bei, der mittlerweile bei nur noch 1,5 Milliarden Euro liegt.

Es wird immer mehr gestreamt

Deutschlands Musikfreunde streamen ihre Musik mittlerweile, und zwar bevorzugt deutsche Töne. Vor fünfzehn Jahren forderten Musiker wie etwa Heinz Rudolf Kunze noch eine Quote für deutsche Musik im Radio, mittlerweile stammen im Schnitt acht der zehn Toptitel in den Charts von deutschsprachigen Musikern. Trendsetter sind hier zum einen die Deutsch-Gangstarapper, die es von Bushido über Capital Bra, bis zu Bausa sonder Zahl im Lande gibt. Zum zweiten sind es die Popschlagerinterpreten, die wie Helene Fischer oder der Österreicher Andreas Gabalier mittlerweile ganze Fußballstadien mit ihren Konzerten füllen. Und zum dritten sind es die zumeist jungen Befindlichkeitspopsänger wie etwa Tim Bendzko oder Max Giesinger, die offenbar einen Nerv der Zeit treffen. Vergessen sollte man allerdings nicht die vielen feinen jüngeren Künstler aus dem Nachbarland Österreich, die sich nach vorne gespielt haben, etwa Bilderbuch, Wanda oder Soap & Skin.

Der Pop an sich hingegen ist mittlerweile Erwachsenenmusik geworden, seine Topstars haben teils längst das Renteneintrittsalter überschritten. Die Zeile „I hope I die before I get old“ aus ihrem Lied „My Generation“ singt der 75-jährige Roger Daltrey von The Who noch immer, die vier Rolling Stones sind sämtlich ebenso über siebzig Jahre alt wie Carlos Santana, Eric Clapton oder Klaus Meine von den Scorpions.

Manches ist zum Glück ausgestorben

Einige unselige Überbleibsel aus den Nullerjahren haben allerdings nicht überlebt. Heruntergeladene Klingeltöne etwa, lange eine beträchtliche Einnahmequelle der Musikindustrie. Illegalen Tauschbörsen wie Napster haben Anwaltsheerscharen und der gesunde Menschenverstand den Garaus gemacht. Und auch der Pseudomusikpreis Echo hat sich mit Nominierungen für die Rechtsrockband Freiwild 2013 und 2014 selbst entlarvt und 2018 mit dem Skandal um Kollegah und Farid Bang selbst abgeschafft.

Dass die Popmusik im ablaufenden Jahrzehnt jedoch politischer oder lyrischer geworden wäre, kann man nicht behaupten. Daran ändert auch ein Literaturnobelpreis nicht für einen der Ihren, Bob Dylan. Die abnehmende Strahlkraft des Kulturguts Musikalbum zeigt sich schließlich daran, dass einige Musiker noch immer die großen Hallen füllen, ohne im ganzen Jahrzehnt auch nur ein Album veröffentlicht zu haben: von Portishead über Kraftwerk bis zu The Cure und Guns & Roses.

Klicken sie sich durch unsere Bilderstrecke zu sieben Künstlern und ihren Alben, die dieses Jahrzehnt überdauern werden.