Schon immer ein begehrter Bäpper: Plakette für die Pkw-Hauptuntersuchung Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Polizei fallen Schrottautos auf, die mit neuen Plaketten versehen sind. Kann so etwas sein? Den Ermittlern gehen drei dubiose Sachverständige ins Netz.

Stuttgart - Irgendwann kam die Sache den Beamten der Verkehrspolizei komisch vor. Da hatten sie bei Kontrollen Autos mit erheblichen Mängeln entdeckt – obwohl die relativ zeitnah von einer Hauptuntersuchung kamen. Hätten die gravierenden Mängel da nicht entdeckt werden müssen? Zur ersten Entdeckung vor einem Jahr kamen weitere hinzu – und erstaunliche Zusammenhänge. Die Pkw hatten ihre Gutachten und Plaketten von einem Kfz-Prüfunternehmen im Osten Stuttgarts beziehungsweise im Rems-Murr-Kreis bekommen. Und bei den unterzeichnenden Gutachtern handelte sich um einen Kreis von drei Männern. Am Mittwoch schlugen die Ermittler zu.

Bisher sollen 30 Autos „geschönt“ worden sein

Die Razzia traf drei Beschuldigte im Alter von 36, 41 und 53 Jahren. Sowohl die Prüfstellen als auch die Wohnungen der Verdächtigen im Raum Ludwigsburg, Waiblingen und Pforzheim wurden durchsucht, Unterlagen und anderes Beweismaterial sichergestellt. „Nach den bisherigen Erkenntnissen sind knapp 30 Fahrzeuge trotz erheblicher Mängel als verkehrs- und betriebssicher beurkundet worden“, sagt Polizeisprecherin Ilona Bonn. Damit stehen sie unter dem Verdacht, die Prüfberichte der Hauptuntersuchung falsch beurkundet zu haben.

Skandale gab es auch schon vor Jahren

Affären um Urkundenfälschungen und Plakettenschwindel sind nicht neu. Schon in den Jahren 2014 und 2015 hatten schwarze Schafe bei Prüfunternehmen eigentlich schrottreife Autos gegen Bargeld zu flotten Flitzern etikettiert. Ein Beschuldigter war damals zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Die Prüfunternehmen hatten damals gegenseitige Kontrollen angekündigt. Das betroffene Unternehmen gehörte zum Verbund.