Der Stadt liegt eine Bauvoranfrage des Vereins der Freunde und Förderer der Wilhelma für das Projekt Flusspferde am Neckar vor. Es soll drei Millionen Euro kosten und könnte bis 2027 fertig sein. Warum geht es nicht voran?
Schon seit langer Zeit gibt es die Idee, am Neckar beim Neckarknie, wo auch der Heimathafen des Neckar-Käpt’n ist, Flusspferde anzusiedeln, die vom Zoo betreut werden. Dort, wo es sie schon mal gab, wie der Vorsitzende des Fördervereins, Georg Fundel, weiß. Das Gelände will der Förderverein von der Stadt pachten. Der Freundeskreis will die Anlage dann nach den Vorgaben der Wilhelma bauen und dann, wenn sie fertig ist, der Wilhelma schenken, die sie dann betreibt. Die Betreuung der Flusspferde sieht der Vorsitzende als problemlos, etwa durch Videoüberwachung wie in allen Gehegen und durch Pfleger, die ein- oder zweimal täglich vor Ort gehen, das Gehege säubern und die Tiere füttern.
Fundel: Projekt passt zur Idee „Stadt am Fluss“
Das Projekt passe zu der Idee „Stadt am Fluss“. Zusammen mit dem Neckar-Käpt’n, Jens Caspar, sei das Projekt entwickelt worden. Vom Architekturbüro MKK-Architekten aus Schwerin, die auch die Amurtigeranlage in der Wilhelma geplant haben, wurden Pläne erarbeitet. Auch die Frage der Sicherheit sei geklärt, so werde die Anlage mit den Flusspferden mit einem stabilen Netz komplett ummantelt. Außerdem gebe es einen Stall und somit auch im Winter bei Bedarf Rückzugsbereiche für die Tiere.
Die detailliert ausgearbeiteten Pläne zeigen anschaulich, wie das nun fast frei gewordene Ufergelände modelliert werden kann, umrahmt von den bereits neu geschaffenen Fuß- und Radwegen unterhalb der neuen Eisenbahnbrücke. Sie seien auch im Gemeinderat begrüßt worden, so Fundel. Er kann sich auch vorstellen, dass zwei bis drei Busparkplätze und ein Taxihalt dort entstehen. Die Feuerwehr brauche zudem dort ebenfalls eine Zufahrt.
IBA’27-Geschäftsführer zeigt Interesse für das Projekt
Doch derzeit ruht die Bauvoranfrage, weil die Stadt sagt, es gebe keinen Zeithorizont für das Projekt, so Fundel. Dabei zeigt auch IBA’27 Geschäftsführer Andreas Hofer Interesse für das Projekt. „Wir brauchen sechs Monate bis zur Baustelle und in neun Monaten ist die Anlage gebaut“, sagt Fundel. Die Kostenschätzung liege bei rund drei Millionen Euro. Der Förderverein würde das Projekt allein tragen und der Wilhelma schenken, so Fundel. Bei der IBA’27 hat der Förderverein wegen der ruhenden Bauvoranfrage das Projekt noch nicht eingereicht, würde das aber gerne tun. „Wir würden es begrüßen, wenn es als erfolgreiches IBA-Projekt Wirklichkeit werden kann“, sagt Fundel.
IBA-Geschäftsführer Andreas Hofer erklärt zur geplanten Anlage der Wilhelma für Zwergflusspferde und Vögel am Neckar: „Wir haben von den Plänen gehört, das Projekt ist aber bis heute nicht bei der IBA’27 eingereicht worden.“ Die IBA’27 setze sich für eine bessere Zugänglichkeit des Neckars und eine multifunktionale Nutzung seiner Ufer ein und arbeite dabei eng mit den lokalen Behörden und dem Verband Region Stuttgart zusammen. „Falls die Wilhelma uns anfragt, ob wir ihr Projekt unterstützen und im Rahmen der IBA’27 präsentieren wollen, prüfen wir diese Anfrage gerne und stimmen uns mit den zuständigen Behörden ab, in diesem Falle wäre das die Stadt Stuttgart.“
Neckar-Käpt’n begrüßt die Pläne
Neckar-Käpt’n Jens Caspar sagt: „Wir freuen uns sehr auf dieses spannende und herzerfrischende Projekt, was sicher auch eine gute Aufwertung für unseren Heimathafen mit sich bringen wird.“ Sein Pressesprecher Heiko Volz freut sich über das Projekt in dem Naturhabitat. Es dauere ja schon seit mehr als zehn Jahren, mal sehen, wann es komme, wäre schön, wenn es bald klappe. So sollen laut den Plänen nicht nur Flusspferde, sondern auch verschiedene Vögel die Anlage beleben.
Stadt will erst Bohrungen im Wasser machen lassen
Die Stadtspitze äußert sich nicht zur Idee der Flusspferde am Neckar, sondern verweist auf das Stadtmarketing. Stadtsprecherin Laura Orlik erklärt zum Stand aus Sicht der Stadtverwaltung zur Bauvoranfrage: Die Vorplanung des Rosensteinufers sei abgeschlossen, aber es stehen noch umfangreiche Baugrunduntersuchungen an. Landseitige Bohrungen seien unkompliziert, doch wasserseitige Bohrungen werden wegen wasserrechtlicher Vorschriften aufwendiger. Entscheidungen über die Kosten und ein entsprechender Ratsbeschluss stünden noch aus. Mit Georg Fundel von der Wilhelma sei vereinbart, dass das Flusspferdegehege erst nach dem Bau des Rosensteinufers umgesetzt werden könnte. Darüber, dass sich dieses Projekt verzögert, sei Fundel informiert und warte auf einen neuen Zeitplan.
Auf die Frage, welche Bedeutung das Projekt im Zuge der IBA’27 habe, heißt es seitens der Stadt: Für die IBA sei das Projekt nicht relevant. Fundel indes sieht in einer Ufersanierung keine zwingende Voraussetzung für die Anlage. Die Frage sei, so Fundel, warum an der Stelle eine Ufersanierung stattfinden müsse. Auf die Stadt kämen keine Kosten zu. Es müsste lediglich zwei Verträge gemacht werden mit der Stadt über den Grundstücksvertrag und zum Bau der Anlage unter Aufsicht der Stadt.