Um das Nahverkehrsangebot vor allem am Wochenende zu verbessern, machen Renningen und Rutesheim gemeinsame Sache. Der neue Rufbus könnte schon Ende des Jahres starten.
Knapp den Bus verpasst, und in zwei Stunden kommt erst der nächste – wenn überhaupt. In kleineren Städten und Gemeinden ist das kein unrealistisches Szenario. Um das Angebot im Nahverkehr zu verbessern, haben sich Renningen und Rutesheim auf Initiative des Landkreises Böblingen zusammengetan, um einen „On-demand-Busverkehr“ als Pilotprojekt einzuführen. „On Demand“ heißt nichts anderes als „auf Anfrage“. Die Busse können also per App oder telefonisch „bestellt“ werden.
„Wir unterstützen dieses Projekt als weiteren guten Baustein für einen attraktiven, zuverlässigen und klimafreundlichen ÖPNV sehr und haben es von Anfang an sehr engagiert unterstützt“, sagt der Erste Beigeordnete von Rutesheim, Martin Killinger. In Renningen, wo die SPD einst ein ähnliches Konzept vorgeschlagen hatte, das sich aber damals noch nicht umsetzen ließ, sind die Reaktionen ebenfalls positiv. „Die On-Demand-Anbindung bietet die Chance, in Renningen die innerstädtischen Verkehrsbeziehungen zu verbessern und eine bessere Verbindung zwischen Renningen und Rutesheim zu schaffen“, sagt der Leiter des Fachbereichs Bürger und Recht im Rathaus, Marcello Lallo.
Am Wochenende ist das Angebot recht mau
Denn die innerstädtische Buslinie 637 in Renningen fährt am Wochenende überhaupt nicht, die 636, die vom Renninger Bahnhof über Rutesheim nach Weissach fährt, hat am Wochenende nur einen Zwei-Stunden-Takt und ist zudem nur sehr schwach ausgelastet. Und die Linie 655, der Stadtbus von Rutesheim, wird am Wochenende wegen der ebenfalls wenig idealen Fahrzeiten bereits heute durch ein Ruftaxi ergänzt. Der neue On-Demand-Bus wird die bestehenden Angebote zukünftig ergänzen. Die Linie 636 am Wochenende sowie das Angebot des Ruftaxis in Rutesheim werden dadurch ersetzt. Sogar das Leonberger Kino könnte in die Fahrtrouten eingebunden werden, so Marcello Lallo.
Weitere Vorteile sehen die Städte in der höheren Zuverlässigkeit des neuen Angebots, kürzeren Vorlaufzeiten bei der Buchung der gewünschten Fahrten, nämlich weniger als 30 Minuten, sowie flexiblen Buchungsmöglichkeiten. Die Fahrzeiten des neuen Busses wären am Wochenende sowie an Feiertagen tagsüber von 6 bis 21 Uhr sowie in der Nacht auf Samstag, Sonntag und auf Feiertage bis 0.30 Uhr.
Bestellung via App oder Telefon
Und so funktioniert das Ganze: Der Fahrgast kann seine Fahrtwünsche, also Start- und Zieladresse, via Handy-App oder telefonisch bei dem beauftragten Callcenter angeben. Die App sucht die nächstgelegene virtuelle Haltestelle, in der Regel die nächste Straßenkreuzung, heraus. Der On-Demand-Bus ist also nicht an offizielle Bushaltestellen gebunden. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt zehn bis 15 Minuten.
Wichtig dabei: Das neue Angebot soll keinesfalls mit dem des öffentlichen Nahverkehrs konkurrieren. Die App zeigt daher immer die nächste Verbindung mit ÖPNV an. Das On-Demand-Angebot wird nur dann angezeigt und ist auch nur dann buchbar, wenn es länger als 30 Minuten dauern würde, auf den nächsten Linienbus oder die nächste S-Bahn zu warten. Als Fahrkarten dienen VVS-Tickets, auch VVS-Dauerkarten sind gültig. Die Tickets können also über VVS-Automaten, online im Ticketshop oder direkt im Fahrzeug erworben werden. Bei Kunden, die eine telefonische Buchung vornehmen, läuft es im Prinzip genauso ab.
Die Ausschüsse und Gemeinderäte beider Kommunen haben sich einhellig für eine Teilnahme an dem Projekt entschieden. Es läuft zunächst bis Ende 2025. Bis dahin werden regelmäßig die Fahrgastzahlen erfasst, danach wird entschieden, ob das Angebot fortgeführt wird. Rutesheim und Renningen rechnen ab 2024 mit Kosten in Höhe von rund 14 500 Euro pro Jahr und Kommune. Starten könnte das Angebot Ende 2023.