Weil Balkonkraftwerke nicht überall angebracht werden können, hat Christian Richter aus Berlin Fensterkraftwerke entwickelt. Bis Mitte Februar läuft eine Crowdfunding-Kampagne. Was hinter der Geschäftsidee steckt.
Andere stellen sich Blumenkästen auf die Fensterbank, Christian Richter erntet dort lieber Sonnenenergie. Der 42-Jährige mit Erfindergeist hat bereits 2002 während seines Physikstudiums mit Freunden ein Start-up für Telekommunikationsadapter gegründet, dessen Geschäftsführer er noch heute ist. In der Coronazeit hat er viel Zeit zu Hause verbracht – und eine weitere Idee entwickelt: Fensterkraftwerke.
Auf den Simsen und Laibungen von sechs Fenstern der Eigentumswohnung im zweiten Stock in Berlin-Tempelhof sammeln Christian Richter und seine Familie mit Prototypen Solarenergie ein. In Summe seien es knapp 800 Watt Leistung, wobei diese nie gleichzeitig anfalle. Manche Fenster sind gen Osten ausgerichtet, manche gen Westen.
Gerade für Mietwohnungen sieht Richter einen Markt
Ausgangspunkt für seine Geschäftsidee waren Balkonkraftwerke, die spätestens seit der Energiekrise, ausgelöst durch Putins Krieg, immer beliebter werden. Diese Stecker-Solarmodule könne man aber eben nicht immer und überall anbringen, sagt Richter. Sei es, weil der Vermieter nicht will, sei es, weil Miteigentümern eine einheitliche Optik wichtiger ist, sei es, weil der Balkon gen Norden ausgerichtet ist. In diese Lücke will Christian Richter mit seinen kleineren, für Simse und Laibungen zugeschnittenen Modulen springen. Gerade für Mietwohnungen sieht der Berliner einen Markt.
Seinen Nachbarn hat er bereits mit der Idee angesteckt, Freunde, Familienmitglieder und Kollegen ebenfalls. „Jeder will es eigentlich haben“, sagt er. Deshalb hat er sich entschlossen, auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter eine Kampagne zu starten, diese läuft noch bis Mitte Februar. Vom selbstgesetzten Zielbetrag von 150 000 Euro seien bisher rund 33 000 Euro zusammengekommen. Einen Partner, der die Kleinkraftwerke für den Fenstersims herstellt, habe er bereits an der Hand. Sein Ziel: ein zertifiziertes Komplettpaket aus Modul, Wechselrichter, Stecker und Halterung anzubieten. Die ersten Lieferungen wären theoretisch ab April möglich, sagt Christian Richter.
Wenn alles klappt und seine Fensterkraftwerke auf den Markt kommen, dann würden für sie dieselben Regeln gelten wie für Balkonkraftwerke, erklärt der 42-Jährige. Sprich, man dürfte mit ihnen – Stand heute – maximal 600 Watt in der Spitze erzeugen, müsste sie beim Netzbetreiber und Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur anmelden, zudem würde er dazu raten, Vermieter oder Eigentümergemeinschaften mit ins Boot zu holen. Wobei die Rechtslage, ob Solarmodule auf der Fensterbank als bauliche Veränderung gelten, offenbar nicht geklärt ist. Erstens werden die Paneele nicht gebohrt, sondern nur festgeklickt, zweitens „sind sie auch eher unscheinbar“, sagt Christian Richter.
Vom Preis her würden die Fensterkraftwerke mit rund 700 Euro für 300 Watt Spitzenleistung für den Kunden etwas teurer ausfallen als Stecker-Solarmodule für den Balkon oder Carport. Letztere kosten um die 500 Euro als Set aus Modul, Wechselrichter und Stecker. Den Installationsaufwand möchte Christian Richter übrigens „so gering wie möglich“ halten. Um Wort zu halten, tüftelt er hier noch im Sinne eines ständigen Optimierungsprozesses.