Insgesamt wurden bei der Pflanzaktion über 300 Stauden gepflanzt. Außerdem wurden Brutkästen aufgebaut und Igelhäuschen aufgestellt. Foto: Simon Granville, Sabine Baumert

Der Sportfischer-Verein Ludwigsburg hat über Jahre hinweg zusammen mit weiteren Mitstreitern den Monrepos-See und damit den Lebensraum seiner tierischen Bewohner gerettet. Zur finalen Pflanzaktion kamen alle Weggefährten noch einmal zusammen.

Spiky ist vor Aufregung nicht zu halten. Der quirlige Hund mit den treuherzigen Kulleraugen zieht seinem Herrchen die orangefarbene Leine aus der Hand und umrundet mit dieser freudig die Knöchel von Andreas Schulz. Der steht vor dem Eingang zur Fischerstube in einem Nebengebäude des Schlosses Monrepos und kann sich nicht mehr vom Fleck bewegen: eine ungewohnte Situation für den sonst so umtriebigen Mann. Andererseits aber eine gute Möglichkeit, einmal ganz in Ruhe auf den Abschlussbericht hinzuweisen, der nach vier Jahren Arbeit am Monrepos-See nun in einem Zelt ausliegt.

„Wenn man für eine Sache brennt, spielt Zeit keine Rolle“

Begonnen hat alles damit, dass Schulz in seiner Funktion als Gewässerwart des Sportfischervereins Ludwigsburg die schlechter werdende Qualität des Monrepos-Sees aufgefallen ist. Der Kornwestheimer hatte mit Oberbürgermeisterin Ursula Keck zum Glück eine recht kompetente Nachbarin in seinem Wohngebiet: „All diese Zeit ist sie mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden.“ Ein See mit Problemen? Kein unbekanntes Feld für Keck, wie sie selbst sagt: „Aus meiner Zeit als Bezirksbürgermeisterin in Stuttgart-Mühlhausen kenne ich die Situation vom Max-Eyth-See her sehr gut.“

Wie viel ehrenamtlicher Einsatz in den vergangenen vier Jahren gezeigt wurde, kann man beim Blick auf die veranschlagten Arbeitsstunden für die Projektschritte nur erahnen. 100 Stunden hier, 330 Stunden da – die Ehrenamtlichen im Verein, allen voran Andreas Schulz, waren voll gefordert. War das nicht zu viel, angesichts eines Hauptjobs im Schichtdienst? „Wenn man für eine Sache brennt, spielt Zeit keine Rolle.“

Weißdorn, Hartriegel, Schlehe und Co. warten am Seeufer

Dass alle Weggefährten zur Abschlussaktion gekommen sind, freut Schulz. Da sind etwa seine Vereinskameraden, aber auch Vertreter der Stiftung Umwelt und Natur der Sparda-Bank, die mit 70 000 Euro das Projekt unterstützt. Mit etlichen helfenden Händen, wie Vorstand Joachim Haas sagt: „Heute ist die ganze Vertriebsmannschaft angerückt, aus Mannheim, Heilbronn, Leonberg, Ludwigsburg.“ Von der Hofkammer des Hauses Württemberg ist Rainer Setzer zur Aktion erschienen. Der Ludwigsburger Bürgermeister Sebastian Mannel packt ebenso mit an.

Zu tun gibt es genug: 320 Büsche, unter anderem Weißdorn, Hartriegel und Schlehe, stehen an ihren Pflanzlöchern am rechten Seeufer und warten darauf, unter Anleitung von zwei Landschaftsgärtnern eingepflanzt zu werden. 25 Nistkästen hat Andreas Schulz zuvor schon an den Bäumen angebracht. Die Kinder in der Helferschar haben sich gleich die fünf Insektenhotels und die Igelhäuser geschnappt.

Der Regen hat seine Spuren hinterlassen

So sehr alle Helfer froh sind, dass es ein schöner, regenfreier Herbstvormittag ist – der Regen der vergangenen Tage hat auf dem Weg am Seeufer seine matschigen Spuren hinterlassen. Wahrscheinlich ist Spiky der Einzige, der sich über Pfützen und nasses Gras freut. Die Zweibeiner laufen lieber vorsichtig um die Schlammlöcher herum. „Ich hätte doch besser andere Schuhe angezogen“, so eine Helferin mit einem Seufzer.

Einen Vorteil hat es allerdings: Außer der Helferschar hat kaum jemand Lust auf einen Spaziergang am Seeufer, und so bleiben Andreas Schulz’ Mitstreiter unter sich. So viele Pflanzhelfer sind erschienen, dass die ursprünglich bereitgestellten Schaufeln und Spaten nicht ausreichen – Schulz brettert mit dem knallroten Transportfahrzeug über Stock und Stein und holt Nachschub.

Manches geht nur mit Profiwerkzeug

Unter den Bäumen ist es zum Glück nicht sehr nass. So gehen Aushub und Pflanzung gut voran. Spiky hat sich ausgetobt, sitzt nun artig unter einem Baum und beobachtet die Helfer. Die Freude variiert. „Der Boden ist butterweich“, jubelt ein Pflanzteam. Andere hacken dagegen erbittert auf den Boden ein. „Hier gibt’s nur Wurzeln, da kannst du nichts einpflanzen.“ Doch auch dafür findet sich eine Lösung, und die Stapel leerer Pflanztöpfe wachsen. Direkt am Weg, wo die stachligsten Büsche gepflanzt werden sollen, kommen die Helfer nicht weiter. „Da ist der Boden so fest, da müssen wir mit Profiwerkzeug ran“, stellen Schulz und die beiden Landschaftsgärtner fest.

Auf dem Rückweg müssen sich die Helfer nicht mehr ganz so vorsichtig bewegen. Die Schuhe sind ohnehin dreckig, aber man weiß die Schlammlöcher auch zu umgehen. Vor der Fischerstube wartet das Küchenteam schon mit Kartoffelsalat und Würstchen. Für Spiky ein verlockender Duft – und für die Zweibeiner eine Belohnung dafür, dass sie etwas Wichtiges für die Natur getan haben.