Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Rund 30 Jahre war Peter Jochen Kemmer eines der prägenden Gesichter der Württembergischen Landesbühne Esslingen. Nicht nur dort hat sich der Schauspieler einen Namen gemacht, der jetzt gestorben ist.

Drei Jahrzehnte lang zählte er zu den prägenden Gesichtern der Württembergischen Landesbühne (WLB) in Esslingen. Und auch nach seiner Pensionierung im Herbst 2006 stand er als Gast im Alten Schauspielhaus und in der Komödie im Marquardt in Stuttgart weiterhin auf der Bühne. Er war im Fernsehen und auf der Leinwand zu sehen, war als Hörfunksprecher gefragt, und er hat schwäbische Theaterstücke wie „Da stemmt ebbes net“ oder „Little Heppach, Texas“ veröffentlicht. Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist der Schauspieler Peter Jochen Kemmer im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Und viele erinnern sich gern an einen Charakterdarsteller und Charakterkomiker, der mit Leib und Seele die unterschiedlichsten Rollen verkörperte, der einen unverwechselbaren Stil gefunden hatte und dabei stets authentisch blieb.

Den schwäbischen Zungenschlag bewusst gepflegt

Nach einer Kaufmannslehre absolvierte Peter Jochen Kemmer, der 1941 in Stuttgart geboren wurde, eine Schauspielausbildung. Zunächst war er an den Bühnen in Neuwied und Heilbronn engagiert, ehe er 1976 an die WLB wechselte. Auf seine Lieblingsrollen angesprochen, nannte er später unter anderem den Gefängniswärter Frosch aus der Operette „Die Fledermaus“ oder das in Esslingen erfolgreich gespielte Theaterstück „Das Konfirmandenfest“. Kemmer gehörte zu jenen Darstellern, die den schwäbischen Zungenschlag bewusst pflegten, ohne ihn zu karikieren oder gar für einen schnellen Lacher ins Peinliche zu ziehen. Das hat er auch in vielen Film- und Fernsehrollen bewiesen – in SWR-Serien wie „Laible & Frisch“, „Pfarrerin Lenau“ oder „Der König von Bärenbach“ ebenso wie in einigen „Tatort“-Folgen mit dem Stuttgarter Kommissar Bienzle.

Geschätzt für seinen feinen Humor

In seinen 30 Jahren in Esslingen war er nicht nur ob seiner stattlichen Statur in der Stadt sehr präsent. Er konnte wundervoll erzählen – nicht zuletzt aus seiner langjährigen Bühnenerfahrung. Er wurde geschätzt ob seines feinen Humors, seiner liebenswürdigen Art und seines unprätentiösen Auftretens. Und das Publikum freute sich, als er im Sommer 2015 in der Freilichtproduktion „Der Postmichel“ in Esslingen ein kurzes Comeback feierte. „Peter Jochen Kemmer war ein Vollblutkomödiant und ein ganz besonderer, unerlässlicher Ensemblespieler, der seine schwäbischen Sprachwurzeln sehr zu nutzen wusste“, würdigt ihn Achim Thorwald, einer seiner Intendanten an der Württembergischen Landesbühne.