Kommunalpolitiker wollen wissen, wie viele Parkplätze es künftig in der historischen Mitte noch geben wird. Archivfoto: Philipp Braitinger Foto: Philipp Braitinger/Philipp Braitinger

Die Stadt will offenbar zahlreiche Parkplätze an der Bernhäuser Straße sperren lassen – zunächst nur auf Probe und in den Sommermonaten. Dagegen regt sich Widerstand.

Die historischen Mitte von Echterdingen wird saniert und umgestaltet. Unklar aber ist, wie viele Parkplätze es dort künftig noch gibt. „Es gibt verschiedene Sichtweisen“, sagt Ilona Koch, die CDU-Fraktionsvorsitzende. „Die einen sagen, es fallen Parkplätze weg, die nicht ersetzt werden. Die anderen sagen, es fallen keine Parkplätze weg, die nicht ersetzt werden.“ Die Verwirrung sei perfekt. Die Stimmung im Ort ist zudem angespannt. Der Bund der Selbständigen, die Wirtschaftsförderung und Gewerbetreibende der Werbegemeinschaft Echterdinger Fachgeschäfte sollen verschnupft sein, sich „übergangen und überrumpelt“ fühlen, wie es in einem gemeinsamen Antrag der Freien Wähler/FDP und der CDU-Fraktion heißt.

Das Ganze hat mit einer Idee des technischen Dezernates zu tun. Anwohner, Gewerbetreibende und Einzelhändler – die im Gässle, an der Burgstraße, an der Bernhäuser Straße und an der Hauptstraße leben oder arbeiten – haben dazu dieser Tage einen Brief von Bürgermeister Benjamin Dihm erhalten. Indem heißt es: „Die Verlagerung von Stellplätze bietet Chancen für mehr Aufenthaltsqualität, zum Flanieren an der Bernhäuser Straße.“

Mittels eines temporären Stadtexperiments sollen wertvolle Erfahrungen für den weiteren Planungsprozess gesammelt werden. Es solle vor Augen geführt werden, welche positiven Effekte eine Umgestaltung mit sich bringen könne. Die Empfänger des Schreibens wurden für Anfang April zu einer Infoveranstaltung eingeladen.

Auf Probe Parkplätze sperren

Details zu diesem Experiment sind dem gemeinsamen Vorstoß der FW/FDP-Fraktion und der CDU-Fraktion zu entnehmen. Demnach will die Stadtverwaltung von Juli bis September – sozusagen auf Probe – zahlreiche Parkplätze entlang der Bernhäuser Straße sperren lassen, „um dort durch Umgestaltung des Platzes und Verbannung der Fahrzeuge, die Aufenthaltsqualität zu verbessern.“ „Das ist ein massiver Eingriff“, sagt Eberhard Wächter, Fraktionschef der Freien Wähler/FDP unserer Zeitung. „Und für ein Experimentierfeld völlig ungeeignet.“ Die bürgerlichen Parteien haben am Rande der jüngsten Gemeinderatssitzung beantragt, das Stadtexperiment abzusagen und bekamen dabei Unterstützung seitens der SPD-Fraktion. In der April-Sitzung wird das Gremium wohl über den Antrag abstimmen. „Solange liegt das Ganze auf Eis“, erklärt Wächter.

Die Kommunalpolitiker sorgen sich um die Einzelhändler im Ort. „Durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie ist unser örtlicher Handel an einem Tiefpunkt angekommen und beginnt sich nur langsam zu erholen“, schreiben sie. Viele inhabergeführte Geschäfte hätten bereits geschlossen oder würden sich mit dem Gedanken tragen aufzuhören. Diese Tendenz betreffe nicht nur die Ladengeschäfte in Leinfelden, sondern zunehmend auch Echterdingen. Zahlreiche Baustellen und Sperrungen würden massiv die Erreichbarkeit der Ladengeschäfte erschweren. In den so wichtigen Sommermonaten käme eine Sperrung von oberirdischen Parkplätze einem endgültigen Todesstoß gleich.

Dauerparker müssen weichen

Die bürgerlichen Parteien haben in einem weiterem Antrag eine Stellplatzbilanz für die historische Mitte von Echterdingen beantragt, in der festgehalten ist, wo und wie wegfallende Stellplätze ersetzt werden. Sie machen klar, dass sie gegen eine „rigorose Verdrängung des Autos“ sind und vielmehr eine intelligente Verkehrsführung für alle Verkehrsteilnehmer umsetzen wollen. Der Wirbel um das Thema Parken im Herzen von Echterdingen hat im Übrigen auch mit den Stellplätzen in der Echterdinger Zehntscheuer zu tun. In dieser Tiefgarage haben städtische Mitarbeiter, Mitarbeiter einer örtlichen Bank, aber auch Privatleute, die in der Nähe wohnen oder arbeiten, Dauerparkplätze angemietet. Noch – muss man dazu sagen, denn sie sollen künftig in dem Q1-Parkhaus ihr Fahrzeug abstellen und Platz machen für die Kunden des örtlichen Handels. Darüber wurden sie im März bei einer Infoveranstaltung informiert.