Die Bürgermeisterin will sie behalten, ihre Kritiker wollen, dass sie verschwinden: Die olympischen Ringe am Eiffelturm. Foto: dpa/Michael Kappeler

Kaum sind die Spiele in Paris vorbei, gibt es Streit um die olympischen Ringe am Eiffelturm. Die Bürgermeisterin hat mit ihnen etwas vor.

Die olympischen und paralympischen Spiele sind am Sonntagabend zu Ende gegangen, wie sie Ende Juli begonnen hatten: mit einer flamboyanten Feier im strömenden Regen. Egal: „Les jeux“, wie man im Austragungsort Paris nur sagte, waren in jeder Hinsicht ein Erfolg. Und welcher Politiker, welche Politikerin würde nicht noch gerne ein wenig vom Nachhall dieses größten Sportevents profitieren?

Bürgermeisterin Anne Hidalgo würde von dem perfekt organisierten Anlass gerne eine Erinnerung, um nicht zu sagen ein Souvenir behalten. Sie hat deshalb erklärt, die fünf farbigen Olympiaringe würden den Eiffelturm weiterhin schmücken.

Mehrere Petitionen gegen die Ringe

Für den 1889 gebauten Eisenturm wäre das eine Premiere. Er wird gerne bei speziellen Anlässen in die Lichtfarben eines gerade laufenden Anlasses getaucht – blau für ein Europafest, pink für eine Street Parade oder natürlich blau-weiß-rot zum Nationalfeiertag. Aber nur für kurze Zeit – denn das weltberühmte Wahrzeichen von Paris gehört allen. Gleich mehrere Petitionen, von denen eine bereits über 40 000 Unterschriften zusammengebracht hat, fordern deshalb die Entfernung der tonnenschweren Olympiaringe. Eine „dauerhafte Installation“, so meinen die Initianten, würde „die Ästhetik und die unverkennbare Silhouette des Monumentes verfälschen“.

Die sonst sehr diskreten Nachfahren des Bauingenieurs Gustave Eiffel finden ebenfalls, dass der Turm „nicht dauerhaft das Symbol einer externen Organisation“ werde könne. Und ihr Wort hat Gewicht. Hidalgo (65) hat deshalb einen Schritt zurückgemacht: Sie erklärte, die Ringe würden 2028 entfernt, wenn in Los Angeles die nächsten Sommerspiele stattfänden. „Vielleicht“ entfernt, fügte sie sich korrigierend an, womit aus ihrem Schritt nur ein halber wurde. Die politischen Gegner der sozialdemokratischen Stadtvorsteherin laufen dagegen Sturm. Die französische Kulturministerin Rachida Dati spricht ihrer Rivalin das Recht und die Kompetenz ab, über die Ringe zu verfügen. Der Eiffelturm sei denkmalgeschützt, sagt die Konservative, die bei den Lokalwahlen von 2026 gegen Hidalgo antreten will; jede formale Änderung erfordere deshalb die Zustimmung des Staates.

Streit auch um Tempolimit

Das gleiche Argument führt Datis Lager auch gegen einem weiteren Vorstoß Hidalgos an: Die Bürgermeisterin will die Fahrgeschwindigkeit auf der Ringautobahn um Paris von 70 auf 50 km/h reduzieren. Dieses alte Anliegen der rot-grünen Stadtregierung wird von den bürgerlich wählenden Vororten jedoch seit Jahren vehement bekämpft; auch Präsident Emmanuel Macron hat sich gegen ein neues Tempolimit ausgesprochen und überweist den Entscheid dem Staat, das heißt sich selbst.

Hidalgo will aber die Dynamik der massiven Verkehrsbeschränkungen während der Olympiazeit ausnützen. Sie hatte ja schon die Seine so weit gereinigt, dass einzelne Schwimmwettbewerbe im Pariser Stadtfluss durchgeführt werden konnten, und will an der Seine 2025 drei Badeplätze eröffnen. Zudem überlegt sie nun, wie sie den spektakulären Ballon mit der olympischen Flamme dem Pariser Volk erhalten könnte. Der Staat, also Macron, will aber sicher ein Wörtchen mitreden.

Das olympische Emblem über dem ersten Stockwerk des Eiffelturms – es soll aber nach Hidalgos Vorstellung so lang wie möglich Bestand haben. Es soll daran erinnern, dass die Bürgermeisterin die Seine und Ringautobahn saniert und die Sommerspiele erfolgreich über die Bühne gebracht hat. Anders gesagt, dass sie die Herrin der Pariser Ringe ist und dies auch über 2026 hinaus bleiben will.