Laut Adelheid Kainz und Stefan Flaig vom BUND reicht ein Schild aus. Die Bäume müssten nicht gefällt werden. Wer die Ruine dennoch betrete, sei bei einem Unfall selbst Schuld. Foto: Frederik Herrmann

In einem Wald bei Asperg soll eine alte Schießanlage abgerissen werden. Welche Auswirkungen das für die Natur hat, erklären der BUND-Vorsitzende Stefan Flaig und Adelheit Kainz.

Nur ein schmaler Trampelpfad führt durch den Osterholzwald. Zwischen A81, Industriegebiet und dem westlichen Stadtrand von Ludwigsburg liegt das kleine Waldstück – ein klassischer deutscher Mischwald mit Buchen, Ahorn und Eschen.

Obwohl der Wald nur wenige Quadratkilometer groß ist, gilt er als wertvolles Biotop: Hier leben Hasen, Rehe, Waschbären sowie elf Fledermausarten, 34 geschützte Vogelarten und vier Amphibienarten. Doch das Ökosystem wird bedroht.

Alte Schießanlage soll abgerissen werden

Mitten im Wald stehen meterhohe Backsteinmauern – eine verlassene Ruine, die früher von der Wehrmacht und später der Bundeswehr als Schießanlage genutzt wurde. Heute gilt das Gebäude als gefährlich: Lose Steine könnten herabfallen, sagt Aspergs Bürgermeister Christian Eiberger. Zwar sei bislang noch nichts passiert, dennoch bestehe ein Sicherheitsrisiko.

Eigentümerin des Geländes ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Sie will die Ruine abreißen lassen – offiziell zum Schutz der Bevölkerung. Die Naturschützer Stefan Flaig und Adelheid Kainz vom BUND vermuten jedoch ein anderes Motiv: Die Behörde wolle sich vor allem von der Verantwortung befreien, falls es eines Tages zu einem Unfall käme. Dass die BImA im Ernstfall haftbar gemacht werden könnte, bezweifeln sie allerdings.

Die Gemäuer haben den Charakter eines „Lost Places“. Immer wieder sollen sich Menschen dort unerlaubt aufhalten. Foto: Frederik Herrmann

BImA will 256 Bäume fällen

Damit die Baufahrzeuge die Ruine erreichen können, soll ein Forstweg durch den Wald angelegt und am Eingang asphaltiert werden. Zudem ist eine Reifenwaschanlage geplant, um Schmutz auf den öffentlichen Straßen zu vermeiden. Für den Bau müssten 256 Bäume gefällt werden – davon nach Einschätzung der BImA rund 60 Prozent Jungbäume mit „geringer ökologischer Funktion“.

Stefan Flaig und Adelheid Kainz zweifeln daran: „Schauen Sie sich doch um, wie dicht der Wald bewachsen ist. Auch große, alte Bäume müssten weichen.“ Die BImA verspricht zwar eine Renaturierung mit neuen Pflanzungen, doch Flaig und Kainz halten dagegen: „Bis nachgepflanzte Bäume den Lebensraum ersetzen, vergehen Jahrzehnte.“

Aus den Mauer der Schießanlage brechen Steine heraus. Die Verantwortlichen befürchten, dass sich hier Menschen verletzen könnten. Foto: Frederik Herrmann

Abriss kostet zwei Millionen Euro

Der Osterholzwald sei die „grüne Lunge von Ludwigsburg“, so die Naturschützer – und das in einem der waldärmsten Kreise Baden-Württembergs. Jeder einzelne Baum sei hier besonders wichtig. Auch für die Wildtiere könnte der Abriss fatal sein „Waldtiere flüchten bei Lärm – aber wohin sollen sie in diesem kleinen Waldstück?“, fragt Flaig.

Der Asperger Gemeinderat hat den Plänen bereits zugestimmt. Im Herbst sollen die Bauarbeiten beginnen. Im Frühjahr 2026 sollen die Arbeit abgeschlossen sein. Rund zwei Millionen Euro sind dafür veranschlagt.

Flaig und Kainz halten das Projekt für überflüssig: Ein Zaun rund um die Ruine wäre ihrer Meinung nach die bessere Lösung – auch wenn die BImA das ablehnt. Ein Zaun würde den Lebensraum vieler Tiere beschränken und könnte von Personen überwunden werden, sagt eine Sprecherin der Behörde. Doch wer trotz Zaun und Verbotsschildern in die Ruine gehe und sich verletze, sei selber schuld, so Flaig. Wenn es nach ihm gehe, könnte man das Gebäude auch sprengen: „Hauptsache, die Bäume bleiben stehen“.