Nikolaus Back sagt über sein Projekt: „Das ist eine Heidenarbeit.“ Foto: Caroline Holowiecki

Der Filderstädter Stadtarchivar Back arbeitet aktuell an einer Ortschronik von Sielmingen. Dafür hofft er auf historische Fotos und Schriftstücke der Einheimischen.

Der Tisch liegt voll. Ein großformatiges Schwarz-Weiß-Bild des Turnvereins Untersielmingen von 1912, ein Jahrgangsfoto von 1919, Kopien eines Feldpostbriefs von 1866, das sogenannte Flecken-Lagerbuch von 1529, das etwa Dorfvorschriften und Testamente beinhaltet. „Das ist das Älteste von Sielmingen, was wir im Haus haben“, sagt Nikolaus Back über das dicke Buch mit dem vergilbten braunen Einband. Der Filderstädter Stadtarchivar hat dieser Tage viel Material zu sichten. Er arbeitet an einer neuen Ortschronik von Sielmingen. Im nächsten Jahr muss der Band fertig sein, denn da wird groß gefeiert, nämlich das Jubiläum des Filderstädter Teilorts.

Sielmingen wird 750 Jahre alt. Beziehungsweise: Streng genommen steht der runde Geburtstag erst im Jahr 2024 an, die Feier wird allerdings aus zwei Gründen vorgezogen. Zum einen kann man auf diese Weise gleichzeitig 100 Jahre Vereinigung von Ober- und Untersielmingen begießen, außerdem steht im September 2023 wieder das Heimatfest der Arbeitsgemeinschaft Sielminger Vereine an, das im Ort im Fünf-Jahres-Rhythmus zelebriert wird. „Es ist sinnvoll, das Jubiläum mit dem Heimatfest zusammenzulegen“, sagt Nikolaus Back.

Heimatbuch ist längst vergriffen

Viele werden auf die neue Ortschronik bereits warten. Die damals noch eigenständige Gemeinde Sielmingen hatte 1974 zur 700-Jahr-Feier ein Heimatbuch herausgegeben, das inzwischen aber längst vergriffen und inhaltlich auch teils überholt ist. Seit 2021 arbeitet Nikolaus Back bereits am neuen Werk, zuvor hatte er schon neue Ortschroniken von Plattenhardt und Bonlanden erstellt. Die Ortsteile haben ihre 750. Geburtstage 2019 und in diesem Jahr gefeiert. Entstanden sind zu diesen Anlässen richtige Wälzer mit etwa 700 Seiten, beide sind im örtlichen Buchhandel erhältlich.

Berge von handschriftlichen Gemeinderatsprotokollen aus dem Sielmingen des 19. Jahrhunderts hat Nikolaus Back schon durchforstet. „Das ist eine Heidenarbeit. Es steht aber vieles drin, auch Neues“, sagt er. Neues, an dem ist er besonders interessiert. Und dafür hofft er auch auf die Unterstützung der Bevölkerung. Der Archivar sucht weiteres historisches Bild- und Schriftmaterial aus Sielmingen. Grundsätzlich verfügten die Einwohner noch über viele Fotos, Briefe, Dokumente und mehr, „das hängt damit zusammen, dass eine starke Verbundenheit herrscht“. Vieles ist auch bereits im Stadtarchiv, das sich praktischerweise direkt im Teilort befindet, abgegeben worden, etwa der Brief eines New-York-Auswanderers aus den 1920ern und ein Stapel von Fotos, die Gebäude, Straßen, Feste, Berufsgruppen oder landwirtschaftliche Motive zeigen.

Sielmingen war einst ein reiches Bauerndorf

Von Letzterem gibt es besonders viel, denn Sielmingen war laut Nikolaus Back ehemals ein reiches Bauerndorf. Ebenso sei der Teilort auffallend stark durchs Vereinsleben geprägt. Entsprechend soll den Vereinen in der neuen Chronik viel Raum gegeben werden. Mehrere Monate hat Nikolaus Back noch Zeit. „Wie dick es wird, weiß ich noch nicht“, sagt er über das Heimatbuch. Er geht allerdings davon aus, dass noch einiges an Inhaltlichem dazukommen könnte. „Manche Schätze sind noch auf Dachböden verborgen, da bin ich mir sicher.“

Info: Bildmaterial und Schriftstücke über Sielmingen können nach vorheriger Absprache unter Telefon 07158/ 8219 im Stadtarchiv, Lange Straße 83, abgegeben werden.