Am Wochenende haben Impfgegner in London demonstriert. Dort hat der Bürgermeister den Katastrophenfall ausgerufen. Foto: dpa/Ian West

Britische Kliniken melden massive Ausfälle beim Personal. Bei den Corona-Neuinfektionen gehen bereits 60 Prozent auf Omikron zurück.

London - Die Berater der britischen Regierung haben ein düsteres Szenario enthüllt: Schon jetzt sollen 60 Prozent aller neuen Corona-Infektionen in Großbritannien auf die Omikron-Variante zurückgehen. Die Zahl der Ansteckungen insgesamt soll bereits mehrere Hunderttausend pro Tag umfassen und könnte bis zum Jahresende zwei Millionen erreichen. Gegenwärtig verdoppelt sich diese Zahl nach offiziellen Berechnungen alle ein bis zwei Tage. Unter diesen Umständen befürchten Experten, dass es im Januar zu 3000 bis 10 000 Klinik-Einweisungen pro Tag kommen könnte. Die Zahl der Covid-Toten könnte sich diesen Prognosen zufolge jeden Tag auf bis zu 6000 belaufen – falls nicht „sehr bald“ jemand etwas unternehme.

Viele Ärzte und Pfleger sind erkrankt

Am Wochenende rief Londons Bürgermeister Sadiq Khan eine „besondere Notlage“ aus für die Hauptstadt, die das schnellste Wachstum an Fällen verzeichnet. Khan berichtete, die Zahl der Covid-Patienten in den Spitälern sei binnen einer Woche um fast 30 Prozent angestiegen. Der Ärztebund warnte, dass bis zum 25. Dezember an die 50 000 Ärzte, Pfleger und sonstige Mitarbeiter des Gesundheitswesens, des NHS, wegen einer Covid-Erkrankung fehlen könnten. Die Folgen einer Funktionsunfähigkeit des NHS zu Weihnachten seien „nicht auszudenken“. Gesundheitsminister Sajid Javid räumte am Sonntag ein, dass sich Omikron „rasend schnell“ ausbreite. Bisher hatte die Regierung daran gedacht, nach Weihnachten neue Restriktionen zu erlassen. Der Oxforder Professor James Naismith sagte, man klammere sich offenkundig ans „Prinzip Hoffnung“. So sich diese Hoffnung als irrig erweise, werde man das Weihnachten wissen. Dann werde es aber „sehr wahrscheinlich zu spät sein, um die wohl ganz erheblichen Konsequenzen noch stoppen zu können“. Die Liberaldemokraten verlangen eine Wiedereinberufung des in die Ferien entlassenen Parlaments.