Die Olympischen Spiele 2028 finden in Los Angeles statt – mit neuen Sportarten und einem Konzept, das noch nachhaltiger ist als in Paris. Geht es wirklich ohne Autos?
Seit Sonntagabend ist Paris 2024 Geschichte. Eine schöne Geschichte? Für viele Athletinnen und Athleten, die dabei waren, auf jeden Fall, oft sogar unabhängig von Ergebnissen und Medaillen. Und für Thomas Bach (70) natürlich auch. „Alle sind in sie verliebt – die Sportler, das französische Volk, die Fans auf der ganzen Welt“, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), „diese Sommerspiele waren eine Liebesgeschichte.“
Nun ist es wie immer: die olympische Bewegung zieht weiter, erst in vier Jahren trifft sie sich wieder. Dann nicht in der Stadt der Liebe, sondern in der Stadt der Engel.
Es könnte das nächste himmlische Kapitel werden. Zumindest aus Sicht der Herren der Ringe. Denn die Organisatoren von LA 2028 versprechen noch mehr Nachhaltigkeit als die Olympia-Macher in Frankreich. Der Leitgedanke ist, „mit dem zu arbeiten, was vorhanden ist“. Das Konzept von Los Angeles sieht keinerlei Neubauten vor, sondern ausschließlich bestehende und temporäre Austragungsorte, alle dafür nötigen Materialien sollen weiterverwendet oder recycelt werden. Größte Arena wird das Los Angeles Memorial Coliseum sein, in dem vor bis zu 93 000 Zuschauern die Leichtathletik-Wettbewerbe stattfinden. Es war schon 1932 und 1984, bei den ersten beiden Sommerspielen in Los Angeles, das Olympiastadion.
Bürgermeisterin Bass: „Wir wollen autofreie Spiele“
Doch es geht nicht nur um Nachhaltigkeit. Zudem wollen die US-Amerikaner die ersten „energiepositiven Spiele“ veranstalten: Durch erneuerbare Quellen und große Effizienz soll am Ende mehr Energie erzeugt werden, als für Olympia benötigt wird. Und schließlich hat Los Angeles das ehrgeizige Ziel, die Strategie zur Wiederverwendung von Abfällen voranzutreiben, es soll kein Müll übrig bleiben. Bliebe noch das Thema Verkehr.
Wer die mehrspurigen Autobahnen in und um Los Angeles sowie das Verhältnis der US-Amerikaner zu ihren Vehikeln kennt, kann sich nur schwer vorstellen, dass die Ausrichter der nächsten Olympischen Spiele voll auf den öffentlichen Nahverkehr setzen. „Wir wollen autofreie Spiele, obwohl wir verliebt in unsere Autos sind“, sagte Bürgermeisterin Karen Bass bei einem Besuch in Paris, das über ein herausragendes Zug- und Metro-Netz verfügt, an dem sich Los Angeles orientieren will: „Man wird in vier Jahren den öffentlichen Nahverkehr, den wir bis dahin ausbauen, benutzen müssen, um zu den Wettkampfstätten zu kommen.“
Zudem sollen für Olympia 2028 mehr als 3000 Busse geliehen werden. Bisher sind in Los Angeles täglich nach wie vor die meisten Einwohner mit dem eigenen Auto unterwegs, anstatt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Das möchte Karen Bass ändern: „Wir sehen die Olympischen Spiele als Möglichkeit für eine Umgestaltung, einen Wandel. Es werden nachhaltige Möglichkeiten geschaffen, um Besucher in jede Ecke der Stadt zu bringen.“ Es ist ein Versprechen, an dem sie – erst recht nach den positiven Erfahrungen der Gäste in Paris – gemessen werden wird.
Das Ziel ist eine Mischung aus Sport und Unterhaltung
Das Wettkampfprogramm ist in vier Jahren ein etwas anderes. Breaking gehört dann nicht mehr dazu, diese Sportart aufzunehmen, war ein Wunsch des Ausrichters Paris. Die US-Amerikaner haben sich stattdessen für Baseball/Softball entschieden, auch Cricket, Flag Football, Lacrosse und Squash kommen hinzu. „Unser Ziel ist, eine Mischung aus Sport und Unterhaltung zu produzieren, welche die olympische Marke weltweit auffrischt und die Fantasie der Jugend anregt“, haben die Macher von LA 2028 erklärt, „wir wollen die Leidenschaft der Amerikaner für die olympische Bewegung für kommende Generationen neu entfachen.“
Es ist eine Vision, mit der das IOC gut leben kann. Und Thomas Bach natürlich auch – auch wenn er in Paris erklärt hat, im März 2025 abzutreten und Los Angeles nicht mehr im Amt des IOC-Präsidenten. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.