Der Fall Kamila Walijewa bei Olympia 2022 nimmt dramatische Züge an. Foto: dpa/Peter Kneffel

Der russische Dopingschatten legt sich wieder über Olympia – und diesmal geht es um ein Kind. Das IOC versucht hektisch, die Lage in den Griff zu bekommen.

Peking - Die russische Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kamila Walijewa ist vor den Winterspielen in Peking positiv auf die verbotene Substanz Trimetazidin getestet worden.

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Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Fall.

Was ist passiert?

Kamila Walijewa, 15 Jahre alt, Eiskunstlauf-Wunderkind, Vierfach-Springerin und Olympiasiegerin mit der russischen Mannschaft, ist am 25. Dezember 2021 positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden. Das Ergebnis der Probe kam aber erst am 8. Februar heraus - einen Tag nach der Entscheidung im Teamwettbewerb von Peking. Die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA suspendierte den Teenager und nahm dies einen Tag später zurück. Jetzt muss der Sportgerichtshof CAS entscheiden.

Wie kam der Fall ans Licht?

Die Siegerehrung nach dem Teamwettbewerb fiel aus, Fragen dazu wollte das Internationale Olympische Komitee (IOC) wegen einer „offenen Rechtsfrage“ nicht beantworten. Russische Medien berichteten über eine positive Probe, am Freitag bestätigte die Internationale Testagentur ITA: Walijewa war bei den russischen Meisterschaften positiv, das zuständige Dopinglabor in Stockholm veröffentlichte das Resultat aber erst während der Olympischen Winterspiele.

Was entscheidet der CAS?

Den Sportrichtern geht es nicht um die Medaillenvergabe im Teamwettbewerb, darüber entscheidet der Weltverband ISU erst, wenn alle Dopinginstanzen in Walijewas Fall durchlaufen sind. Noch ist nur die A-Probe analysiert, ein offizieller Dopingfall ist es damit noch nicht. Dennoch hätte Walijewa nach dem Ergebnis suspendiert sein müssen, daher legten IOC, ISU und auch die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA Berufung ein. Bis zum 15. Februar, dem Start der Frauenkonkurrenz, soll eine Entscheidung fallen.

Welche Substanz wurde entdeckt?

Trimetazidin ist ein Stoffwechsel-Modulator, der die Ausdauer und den Blutfluss steigern kann. Es wird als Herzmedikament und zur Prophylaxe von Angina pectoris verschrieben. Bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang wurde Trimetazidin bei der russischen Bobfahrerin Nadescha Sergejewa entdeckt, auch der chinesische Schwimmstar Sun Yang war 2014 mit dem Mittel erwischt und für drei Monate gesperrt worden.

Was sagen die Russen?

Das Russische Olympische Komitee (ROC) stellt den positiven Test im Dezember infrage. „Die Verzögerungen bei der Analyse der Probe werfen ernsthafte Fragen auf“, sagte ROC-Chef Stanislaw Posdnjakow der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti: „Es scheint, dass jemand die Probe bis zum Ende des Mannschaftswettbewerbs zurückgehalten hat.“ Zwei spätere Test, nach der EM im Januar und während der Winterspiele in Peking seien negativ ausgefallen. Auch der Kreml stellte sich erwartungsgemäß „auf ganzer Linie“ hinter die Sportlerin.

Warum ist der Fall so kompliziert?

Da Kamila Walijewa unter 16 Jahre alt ist, gilt sie laut WADA-Code als besonders schutzbedürftig. Jede Offenlegung müsse „in einem angemessenen Verhältnis zu den Tatsachen und Umständen des Falls stehen“, hieß es in der Mitteilung der ITA. Durch Medienberichte über die Gründe der Verzögerung der Siegerehrung im Teamwettbewerb sah sich die ITA dazu gezwungen, eine offizielle Stellungnahme „aufgrund des gestiegenen öffentlichen Interesses“ herauszugeben.