Das Stadtticket wird als Alternative im ÖPNV immer häufiger genutzt. Foto: Simon Granville

Eine Preiserhöhung ab kommendem Jahr gilt als sehr wahrscheinlich. Die Nachfrage hat in der Homeoffice-Zeit spürbar zugenommen. Die Stadt zahlt durch den gleichbleibenden Preis aber mehr und mehr drauf.

Im Herbst verhinderte der Gemeinderat in Ludwigsburg mit klarem Votum noch, den Preis für das Stadtticket auf 3,20 Euro anzuheben. So können Einzelpersonen weiterhin für drei Euro den Tag lang im Stadtgebiet mit Bus und Bahn fahren, Gruppen bis zu fünf Personen zahlen sechs Euro. Das dürfte sich zum kommenden Jahr nun trotzdem ändern. „Es muss davon ausgegangen werden, dass die Preise in der nächsten Tarifrunde angepasst werden“, sagt Tarifexperte Martin Schuck vom Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS). Heißt: Der Preis fürs Stadtticket würde in allen rund 50 Kommunen erhöht werden, in denen es angeboten wird.

Wie teuer die Fahrkarte werden soll, ist unklar. Ebenso, ob die Erhöhung zum Januar oder zum April 2023 umgesetzt würde. Klar ist laut Martin Schuck hingegen: Bis kommenden Juli werden wir nach „sicherlich schwierigen Verhandlungen, die jetzt beginnen“ wissen, ob die Preiserhöhung tatsächlich vorgenommen wird. Bis September wäre auch klar, wie genau der neue Preis aussieht. Danach hätte der Gemeinderat in Ludwigsburg abzustimmen, ob er das Stadtticket trotzdem weiterhin anbieten möchte.

Preisanhebung ist wohl „unabwendbar“

Die angedachte Erhöhung, die laut dem VVS-Mitarbeiter „wohl unabwendbar“ ist, wird mit den steigenden Kosten unter anderem für die Busunternehmen begründet. Allein der Dieselpreis liege 43 Prozent über dem Vorjahresmittel, so Schuck. Der Preis für das Einzelticket, die Monats- und die Jahreskarte wurden schon erhöht. Zum Stadtticket bestehe daher ein „Missverhältnis.“

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Seit der Einführung des Ludwigsburger Stadttickets im Jahr 2018 blieb der Preis konstant. Das kommt der Stadt selbst aber immer teurer zu stehen. Denn die Nachfrage wächst – und jedes verkaufte Ticket wird mit der Stadtkasse, also mit Steuergeld, bezuschusst. Im vergangenen Jahr waren das 706 000 Euro. Tendenz steigend. Dass die Kurve bei der Nachfrage nach oben zeigt, ist auch auf die Veränderungen durch die Arbeit im Homeoffice zurückzuführen. So lohnt sich für viele Kunden die Monatskarte nicht mehr, kostet sie doch so viel wie 23 Stadttickets. So häufig fahren viele Menschen aber nicht mehr zur Arbeit – weshalb Monats- oder Jahrestickets gekündigt werden. „Es sind deshalb bestimmt einige Kunden umgestiegen“, sagt Martin Schuck.

Stadtkasse stößt an ihre Grenzen

Die Freude über die gestiegene Nachfrage an sich ist groß im Gemeinderat. Auch die Stadtverwaltung spricht von einem Erfolgsmodell. Im Februar wurden 32 000 Stadttickets in Ludwigsburg verkauft. Allerdings wirkt sich das eben immer mehr auf die klamme Stadtkasse aus. „Wir sind an der Grenze der Bezahlbarkeit“, sagt Claus-Dieter Meyer (CDU). Auch Andreas Rothacker von den Freien Wählern befürchtet, „dass wir uns das irgendwann nicht mehr leisten können“. Damit, dass man auf eine jährliche Subventionen von 800 000 Euro zusteuere, liege man 30 Prozent über dem Betrag, den man bei der Einführung beschlossen hatte.

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Frank Handel von den Grünen ordnet aufgrund der generell steigenden Preise ein: „Wenn es keine Verteuerung gibt, wäre es eine Verbilligung.“ SPD-Stadtrat Nathanael Maier kann den Schritt ebenfalls nachvollziehen: „Wir verstehen die Erhöhung. Wir müssen also schauen, wo unsere Schmerzgrenze ist und dass das Ticket trotzdem attraktiv bleibt.“ In dem Maß wie jetzt könne man es wohl nicht aufrecht erhalten. Stefanie Knecht von der FDP appellierte Richtung Land, mehr zu unterstützen. „Die Regierung will den Mobilitätswechsel, dann kann sie die Kommunen hier nicht alleine lassen.“

Deutlich machten erste Fraktionen bereits, das Stadtticket nach der möglichen Erhöhung weiterhin anbieten zu wollen.