Große Geräuschkulisse, keine Tasthilfen: Winfried Specht ist blind und tut sich in der S-Bahn-Station Stadtmitte schwer. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Fast alle Bahnsteige der S-Bahn in der Region Stuttgart sind für Rollstuhlfahrer zugänglich. Blinde und Sehbehinderte tun sich allerdings schwer auf dem Weg zum Zug. Bei der Stadtbahn sieht es besser aus.

Stuttgart - Wenn Winfried Specht an einem Werktag im Dezember in die Passage unter dem Rotebühlplatz hinuntergeht, fühlt er sich wie auf hoher See. Beim Gang von der Bushaltestelle an der Fritz-Elsas-Straße her hilft ihm noch eine gerippte Leitlinie im Asphaltboden in Richtung Rolltreppe. Aber unten öffnet sich ihm die weite Passage mit den Geschäften rechts sozusagen ohne jeden Anhaltspunkt am Horizont. Der 61-Jährige ist blind von Kindesbeinen an, und so fühlt er mit seinem Langstock nichts als glatten Plattenboden, nichts, an dem er sich orientieren könnte. Nicht einmal sein feines Gehör stützt ihn hier unten. Der Baulärm, der von oben hereinschwappt und der dicke Geräuschteppich, den die vielen Passanten an einem der meistgenutzten Nahverkehrsknotenpunkte der Landeshauptstadt weben, überfordert Winfried Specht höchstens. „Da ist es schon schwierig geradeaus zu gehen“, sagt er. Man sieht es auch und fragt sich, wie das funktionieren soll, wenn Specht allein unterwegs ist.