Erst als Flüchtlingsunterkunft wird die Turnhalle Obertürkheim nun als Schulmensa für die Wilhelmsschule Untertürkheim genutzt. Foto: Müller Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Erst im Juli dieses Jahres wurde das Notquartier für Flüchtlinge in der Turn- und Versammlungshalle in Obertürkheim aufgegeben. Nun wird die Sportstätte mit einer weiteren Interimsnutzung belegt. Und zwar als Mensa für die Wilhelmsschule Untertürkheim. Rund 250 Grundschulkinder müssen täglich verköstigt werden. Hintergrund ist ein großer Wasserschaden mit Keimbelastung in der Mensa in Untertürkheim. Voraussichtlich bis Ende des Jahres soll die Halle belegt sein, zum Ärger der Vereine.

Die Stimmung bei den Vereinen in Obertürkheim ist am Tiefpunkt angekommen. „Fast eineinhalb Jahre haben wir nun bei der Nutzung der Turn- und Versammlungshalle zurückgesteckt“, sagt Jürgen Silberberger, der stellvertretende Vorsitzende des TV Obertürkheim. Und als man diese scheinbar endlich wieder nutzen könnte, bekomme man kurz vor knapp eine Nachricht von der Stadt, dass dies nicht der Fall. „Da fühlt man sich schon ein Stück weit als Lückenbüßer“, hat Silberberger kein Verständnis, spricht von einer Zweckentfremdung. Die Stadt habe den einfachsten Weg gewählt, weil „die Halle ja zufällig leer stand“. Dabei gebe es aus seiner Sicht andere Lösungen in Untertürkheim wie die Sängerhalle. „Da könnten die Kinder hinlaufen anstatt Unsummen für den Bustransport in einen anderen Stadtbezirk auszugeben.“

„Das ist natürlich alles andere als optimal“, weiß auch Bezirksvorsteher Peter Beier. Zum einen, weil die Obertürkheimer Vereine erst durch ihr Entgegenkommen die Nutzung für die Flüchtlinge möglich gemacht haben, zum anderen hinsichtlich des Engpasses an Sportstätten im Stadtbezirk. Durch den Neubau der Turn- und Versammlungshalle in Uhlbach stehen bis zum Frühjahr 2018 nur zwei geeignete Hallen im Stadtbezirk für den Vereins- als auch den Schulsport zur Verfügung. Deshalb soll der „Missstand“ so schnell wie möglich behoben werden, damit die Obertürkheimer Vereine die Halle wieder nutzen können.

Doch das zeichnet sich nicht ab. Hintergrund ist ein immenser Wasserschaden in der Mensa der Wilhelmsschule in Untertürkheim. Erst vor vier Jahren gebaut, wurden offensichtlich Fehler gemacht. „Wir wussten um einen Wasserschaden bereits zu Beginn der Ferien“, sagt Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamtes. Doch das ganze Ausmaß habe alle Beteiligten überrascht. „Das hat man erst gesehen als die Wände geöffnet wurden“, sagt Korn. Die Ursache ist eine undichte Abwasserleitung der Spülbecken. Da sich die undichte Stelle innerhalb der Installationswand befand, konnte das Wasser über vier Jahre unbemerkt austreten und den Estrich durchfeuchten und mit Keimen kontaminieren. „Eine Nutzung ist derzeit nicht denkbar“, betont Korn.

Nutzung bis Ende des Jahres

Die Planungen, den Schaden in der schulfreien Zeit zu beheben, sind hinfällig. Über die Köpfe von Bezirksamt und Schulleitung hinweg, musste eine Lösung für den Ganztagesbetrieb gefunden werden. „Wir können nicht erst eine Woche vor Schulbeginn anfangen, zu planen“, sagt Korn. Schließlich müssen täglich zwischen 200 und 250 Kinder verköstigt werden. Inzwischen wurden entsprechende Vereinbarungen mit der Cateringfirma und auch mit einem Busunternehmen getroffen, die nötige Einrichtung bereits in die Turn- und Versammlungshalle gebracht. Um die Kinder von einem Stadtbezirk in den anderen zu bringen, wird ein Shuttle-Service eingesetzt.

Eine Lösung in Untertürkheim selbst, fand sich nicht. „Alle Einrichtungen wie zum Beispiel im Lindenschulviertel sind bereits an ihren Kapazitätsgrenzen angekommen“, betont Korn. Somit blieb nur die absolute Notlösung in der Turnhalle in Obertürkheim. Dies lehnt die Leitung der Wilhelmsschule Untertürkheim aufgrund der Risiken beim Bustransport aber ab. Vielmehr soll eine Lösung in Untertürkheim gefunden werden. Dies will das Schulverwaltungsamt nun noch einmal bis zum Schulbeginn am kommenden Montag prüfen.

Das Ausmaß und die Kosten des Wasserschadens könnten noch nicht beziffert werden. „Die Versicherung kommt aber dafür auf.“ Derzeit gehe man davon aus, dass die Notmensa bis Ende des Jahres genutzt werden muss. Parallel könnten die Sanierungsmaßnahmen nach der Flüchtlingsunterbringung im Untergeschoss umgesetzt werden und auch der Schulsport sei nicht betroffen - was man von den Vereinen nicht behaupten kann.