Vieles ist derzeit unklar: Tritt Boris Palmer (Grüne) nochmal als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl in Tübingen an? Und falls ja, auch mit Unterstützung seiner Partei? (Archivbild) Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Wen unterstützen die Grünen in Tübingen im Wahlkampf ums Rathaus: den umstrittenen Amtsinhaber Boris Palmer oder jemand Neues? Der Vorstand will eine Urwahl.

Tübingen - Der Wahlkampf um das Tübinger Rathaus ist offiziell eröffnet: Die Grünen in Tübingen möchten über ihren Kandidaten für die OB-Wahl im nächsten Jahr mit einer Urwahl entscheiden. Eine Nominierungsveranstaltung wie bei den letzten beiden Wahlen mit dem seit Monaten umstrittenen Boris Palmer als einzigen Kandidaten soll es nicht geben. Eine Mitgliederversammlung soll ein Verfahren am Mittwoch kommender Woche (20. Oktober) beschließen. „Es gibt mindestens eine Person, die gegen Boris Palmer antreten will“, sagte Marc Mausch vom Stadtvorstand am Montag. Man habe nach Alternativen zu Palmer Ausschau gehalten.

Amtsinhaber Boris Palmer wollte sich auf Nachfrage nicht äußern und erstmal die Entscheidung der Mitgliederversammlung abwarten. Auf die Frage, ob er bei der OB-Wahl im Herbst 2022 überhaupt nochmal antritt nach zwei Amtszeiten, sagte Palmer: „Das überlege ich mir ganz in Ruhe.“

Bewerber werden gesucht

Mausch sagte: „Natürlich ist es für den Amtsinhaber in so einer Situation klar, dass man sich das dann genau überlegt.“ Er gehe davon aus, dass die Versammlung für eine Urwahl stimme werde. Der Grünen-Politiker Chris Kühn erklärte zur Urwahl: „Das ist ein Verfahren mit der größten Legitimation und der einzige Weg, den Konflikt zu beenden. Deswegen unterstütze ich das.“

Nach den Plänen des Stadtvorstands sollen sich nach einer Bewerbungsphase bis zum 28. Februar die Kandidaten im März auf einem Podium vorstellen. Im April soll dann eine Urwahl durch die 460 Mitglieder des Tübinger Stadtverbands darüber entscheiden, wer für die Grünen im Herbst 2022 für den OB-Posten in der Universitätsstadt antreten wird. „Auf diese Weise möchten wir die Kontrolle über das Verfahren behalten“, sagte Mausch.

Parteiausschlussverfahren gegen Palmer

Gegen Palmer läuft zurzeit ein Parteiausschlussverfahren. Die Grünen werfen ihm Rassismus vor wegen einer bei Facebook geposteten Aussage über den früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo, der einen nigerianischen Vater hat, und wollen ihn aus der Partei schmeißen. Mit einer Dreiviertelmehrheit hatte der Landesparteitag im Mai für ein Ausschlussverfahren gegen Palmer gestimmt.

Ein Ermittlungsverfahren gegen Palmer wegen der Äußerung auf Facebook über Aogo wurde eingestellt. Es liege keine Strafbarkeit wegen Volksverhetzung vor, hatte eine Behördensprecherin gesagt.

Wegen zahlreicher provokanter Äußerungen liegt die Partei seit langem mit Palmer im Clinch. Auch die Grünen in Tübingen sind uneins. Wochen vor der Bundestagswahl beschloss man aber, das unliebsame Thema Palmer unter den Teppich zu kehren.