Frank Nopper liegt bei der OB-Wahl in Stuttgart vorn. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Es sieht doch nicht nach dem erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen aus: Bei der Stuttgarter OB-Wahl setzt sich der CDU-Kandidat ganz überraschend von der Konkurrenz ab. Eine Entscheidung dürfte am Sonntag aber trotzdem nicht fallen.

Stuttgart - Bei der OB-Wahl in Stuttgart liegt der CDU-Kandidat Frank Nopper überraschend deutlich in Führung. Nach Auszählung von 381 der 545 Wahlbezirke erreichte der amtierende Oberbürgermeister aus Backnang am Sonntagabend rund 32,3 Prozent der Stimmen und setzte sich damit von seiner stärksten Konkurrentin, der Grünen-Politikerin Veronika Kienzle, ab, die bislang 16,9 Prozent der Stimmen erreichte. Der als unabhängiger Bewerber angetretene Sozialdemokrat Marian Schreier, Stuttgarts Stadtrat Hannes Rockenbauch vom Fraktionsbündnis SÖS/Linke und etwas abgeschlagen der offizielle SPD-Kandidat Martin Körner folgten auf den weiteren Plätzen. Sollte kein Bewerber die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen, wird am 29. November erneut gewählt. Dann entscheidet die einfache Mehrheit der gültigen Stimmen.

Live – Hier gibt es die ersten Ergebnisse der OB-Wahl

Insgesamt konnten 450 000 Wahlberechtigte abstimmen, 14 Bewerberinnen und Kandidaten standen zu Wahl. Der amtierende Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) trat nach acht Jahren an der Rathausspitze nicht wieder zur Wahl an.

Die Wahlbeteiligung am Sonntag lag nach Angaben der Stadt bis kurz vor Schließung der Wahllokale bei rund 51,6 Prozent, das ist deutlich mehr als beim ersten Wahlgang vor acht Jahren (46,7 Prozent). „Eine so hohe Beteiligung gab es zuletzt in den 1990er Jahren bei einer OB-Wahl in Stuttgart“, sagte Stadtsprecher Sven Matis. Neben den direkt in den Wahllokalen abgegebenen Stimmen hatten für die Wahl am Sonntag auch etwa 100 000 Briefwähler ihr Kreuzchen gemacht.

Stuttgart gilt als Stadt mit einer starken grünen Wählerschaft

Kreiswahlleiter Fabian Mayer und Thomas Schwarz vom Statistischen Amt wollten das Endergebnis am Abend in einem Livestream auf der städtischen Webseite verkünden. Eine Entscheidung wird allerdings wegen des engen Wahlausgangs noch nicht erwartet. Bei Wahlen ohne den Amtsinhaber als Kandidaten gelingt es selten einem Bewerber, auf Anhieb die absolute Mehrheit der Stimmen zu erreichen. Diese wäre aber bei der ersten Wahl für einen Sieg notwendig. Sonst findet am 29. November eine zweite Wahl statt. Dann entscheidet die einfache Mehrheit der gültigen Stimmen.

Stuttgart gilt als Stadt mit einer starken grünen Wählerschaft, im Gemeinderat stellen die Grünen die größte Fraktion, der Regierungspräsident gehört der Partei an und alle vier Direktmandate für den Landtag gingen in der Stadt an die Grünen. Der Druck auf sie bei der OB-Wahl ist nicht nur deshalb groß: Denn sollten sie den Posten an der Rathausspitze in der Landeshauptstadt verlieren, könnte das auch als schlechtes Vorzeichen für die Landtagswahl im März 2021 interpretiert werden.

Die Oberbürgermeisterwahl stand auch unter dem Vorzeichen der Corona- Pandemie. Zuletzt war vor Gericht bestätigt worden, dass die Wahl unter starken Auflagen stattfinden kann. Der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof in Mannheim wies am Samstag Beschwerden gegen eine entsprechende Verfügung der Landeshauptstadt zurück. Daher musste bei der Wahl unter anderem eine Alltagsmaske in Wahlgebäuden und Wahlräumen getragen werden. Zudem mussten Wähler einen Mindestabstand von 1,50 Metern zu anderen Personen einhalten. Die Stadt bat ausdrücklich aus Hygienegründen darum, einen eigenen Kugelschreiber zum Ausfüllen des Stimmzettels mitzubringen.