Die August-Lämmle-Schule in Leonberg bekommt einen neuen Namen. Der Dichter, nach dem sie benannt wurde, war 1933 in die NSDAP eingetreten. (Archivbild) Foto: factum/Jürgen Bach

Der Historiker Peter Poguntke hat in einem Gutachten die Rolle von August Lämmle während des NS-Regimes neu bewertetet. Die Konsequenz: Der Leonberger Gemeinderat hat beschlossen, dass eine nach dem Mundartdichter benannte Schule umbenannt werden muss.

Leonberg - Der Leonberger Gemeinderat hat beschlossen, dass eine nach dem Mundartdichter August Lämmle benannte Schule umbenannt werden muss. Der Name Lämmles wird auch von der Liste der Ehrenbürger gestrichen, wie die Stadt am Freitag mitteilte. Die Entscheidung vom Donnerstagabend basiert auf einem Gutachten des Historikers Peter Poguntke, welches die Rolle des schwäbischen Mundartdichters während des NS-Regimes neu bewertete.

„In der NS-Zeit stilisierte sich Lämmle - aus welchen Gründen auch immer - als bedingungsloser Anhänger der NS-Ideologie und des NS-Staates mit Adolf Hitler an der Spitze, ohne dass es für ihn die Notwendigkeit gegeben hätte“, schreibt Historiker Poguntke in seinem Gutachten für die Stadt. Seine Texte zeugten von einer geradezu peinlichen Verklärung. 

Bild des Dichters wurden ins Positive verzerrt

Bei Lämmle muss nach Ansicht Poguntkes von einem beispiellosen Opportunismus ausgegangen werden. Sogar die chauvinistischen und antisemitischen Phrasen der Nationalsozialisten habe er übernommen. Diese Aspekte seien nach 1945 nicht hinreichend gewürdigt worden, was das Bild des ohne Zweifel auf seinem Fachgebiet verdienten Dichters und Volkskundlers einseitig ins Positive verzerrt habe.

August Lämmle (1876-1962) war 1933 in die NSDAP eingetreten. Die Schulkonferenz soll nach Angaben der Stadt nun einen neuen Namen für die Schule vorschlagen. Zwei nach dem schwäbischen Mundartdichter, Autor und Heimatforscher benannte Straßen sollen ihre Namen jedoch behalten. Dort sollen Tafeln über seine NS-Vergangenheit aufklären.