Tennisstar Novak Djokovic Foto: dpa/Dean Lewins

Novak Djokovic hat vor Gericht einen Teilsieg errungen – doch ob er nun auch wirklich bei den Australian Open starten kann, ist damit noch längst nicht klar. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Hamburg - Überraschender Teilsieg für Novak Djokovic, der Tennis-Weltranglistenerste ist in Australien auf freiem Fuß - zumindest vorerst. Der serbische Topstar hat im juristischen Tauziehen um seine Einreise am Montag von einem Gericht in Melbourne Recht bekommen. Dass er sich nun sorgenfrei auf die Australian Open vorbereiten kann, bedeutet die Entscheidung aber nicht. 

Gibt Australien jetzt klein bei?

Die australische Regierung kündigte vertreten durch ihren Anwalt unmittelbar nach dem Richterspruch an, eine erneute Aufhebung von Djokovics Visum prüfen zu wollen. Der Minister für Einwanderung, Alex Hawke, behalte sich entsprechende Schritte vor. Der Anwalt der Regierung, Christopher Tran, sagte, dass Australien noch von seinen ministeriellen Befugnissen Gebrauch machen und Djokovics Ausreise anordnen könnte. Damit dürfte der Tennis-Spieler drei Jahre lang nicht mehr einreisen. Es ist also damit zu rechnen, dass weitere juristische Auseinandersetzungen folgen werden.

Worum ging es genau?

Der 34-jährige Weltranglistenerste Djokovic, der sich wiederholt kritisch über Corona-Impfungen geäußert hatte, war am Mittwoch für die Australian Open nach Melbourne gereist, nachdem er nach eigenen Angaben eine Ausnahmegenehmigung von den Veranstaltern für eine Einreise ohne Impfnachweis erhalten hatte. Die australischen Grenzbeamten erkannten dies jedoch nicht an und entzogen ihm das Visum. Djokovic wurde in ein Abschiebehotel gebracht.

Wo verfolgte Djokovic die Anhörung?

Djokovic verfolgte die Anhörung an einem unbekannten Ort, er hatte das Park Hotel verlassen dürfen, in das ihn die Behörden nach Verwehren der Einreise gebracht hatten. Als ein weißer Van aus der Tiefgarage fuhr, umringten Fotografen und Kamerateams das Auto mit getönten Scheiben.

Bei Djokovics Familie und Fans sorgte der erste Erfolg in der Online-Anhörung mit technischen Problemen für Erleichterung. Das Verfahren verzögerte sich immer wieder, da das Online-System zur Live-Übertragung des Gerichts aufgrund des großen Interesses zusammenbrach. Auch vor dem „Federal Circuit and Family Court of Australia“ hatten sich am Montag Anhänger des 20-maligen Grand-Slam-Siegers eingefunden. 

Warum war die Aufregung so groß?

Dem Gerichtsentscheid vorausgegangen war ein tagelanges juristisches Tauziehen, das Beobachter in der ganzen Welt bewegte. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic sprach von einer „Belästigung“ Djokovics, dessen Vater bei Protesten in Belgrad noch schärfere Töne anschlug. Der australische Premierminister Scott Morrison wehrte sich und betonte, dass niemand über dem Gesetz stehe.

Djokovic war spät am Mittwoch in Melbourne angekommen, um als Titelverteidiger ab dem 17. Januar beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres an den Start zu gehen. Dann überschlugen sich die Ereignisse und die sportlichen Ambitionen des Belgraders gerieten in der Hintergrund.