Typisch für die nordische Küche – und gesund: Fisch, Kräuter, rote Beete, Beeren Foto: imago//Peter Karasev

Eine Studie zeigt: Die viel gelobte „Neue nordische Kost“ funktioniert auch ohne Verzicht. Exoten wie Kiwis, Bananen und auberginen sind passé, dafür Pilze, Nüsse, Muscheln und Algen.

Weniger Kalorien und Genuss, stattdessen mehr Hunger und Entbehrung – es sind üblicherweise solche Attribute der Askese, wenn Menschen an Diäten zur Senkung des Zucker- und Cholesterinspiegels denken. Doch eine skandinavische Studie zeigt nun, dass es auch anders geht, nämlich mit der Nordischen Diät.

Das Forscherteam um Lars Ove Dragsted von der Universität Kopenhagen rekrutierte 200 Männer und Frauen im Ü-50-Alter, die seit Jahren übergewichtig waren und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes hatten. Sie wurden dann in zwei Gruppen eingeteilt: die eine ernährte sich nach den Prinzipien der „New Nordic Diet“, und die andere machte weiter wie zuvor.

Die Alternative zur Mittelmeer-Ernährung

Sechs Monate später zeigte die Nordic-Diet-Gruppe nicht nur niedrigere Cholesterin- und Blutfettwerte, sondern auch eine deutlich bessere Blutzuckerkontrolle. „Und all das geschah ohne eine signifikante Gewichtsreduktion“, betont Dragsted. „Denn wir hatten die Nordic-Diät-Gruppe aufgefordert, das Gewicht stabil zu halten und mehr zu essen, sofern sie einen Gewichtsverlust bemerken sollten.“ Ihre Cholesterin- und Blutzuckersituation hatte sich also verbessert, ohne dass sie darben mussten.

Für den dänischen Ernährungswissenschaftler steht daher fest, dass die Nordische Kost eine echte Alternative zur weitaus bekannteren Mittelmeer-Diät darstellt. Entwickelt wurde die New Nordic Diet, hierzulande auch „Wikinger-Diät“ genannt, im Jahre 2009 von skandinavischen Ernährungswissenschaftlern, Umweltexperten und Spitzenköchen. Im Fokus stand dabei neben den gesundheitlichen Effekten der Aspekt der Nachhaltigkeit und Regionalität. Das bedeute einen Zugewinn an Geschmack, Frische, Verfügbarkeit und Nachhaltigkeit.

Exoten wie Kiwis, Bananen und Auberginen sind passé

So basiert die Wikinger-Kost auf den traditionellen Nahrungsmitteln in Nordeuropa, wie etwa Vollkornwaren aus Roggen, Gerste und Hafer sowie Sauerteigbrot statt dem mittlerweile in der Welt üblichen Hefebrot. Beim Obst stehen einheimische Beeren und beim Gemüse einheimisches Wurzelgemüse wie Rote Bete, Karotten und Rüben im Vordergrund. Exoten wie Kiwis, Bananen und Auberginen sind passé, und anstelle Bratenfetts oder des in der mediterranen Diät üblichen Olivenöls gibt es Rapsöl. Abgerundet wird die nordische Kost durch Pilze, Nüsse, Muscheln und Algen.

Fettreiche Fischsorten wie Makrele und Lachs sollen sogar drei Mal pro Woche auf den Tisch kommen. Komplett gestrichen werden hingegen Butter und fettreiche Milchprodukte, die es durch fettreduzierte und fermentierte Milchprodukte ersetzen gilt. Zucker, Salz und Alkohol sind erlaubt, aber nur in Maßen, und das gilt auch für Wurst, die idealerweise von Wildtieren der Umgebung stammen sollte.

Für Eiweiß sorgen Fisch und Wild

Ein weiterer Schwerpunkt der Wikinger-Diät liegt auf dem Fischverzehr. Dadurch wird der menschliche Körper nicht nur mit reichlich Vitamin D, Selen und Jod versorgt, sondern auch mit ungesättigten Omega-3-Fettsäuren. Sie dämpfen das Entzündungsgeschehen im Organismus, stabilisieren den Herzrhythmus und tragen zur Blutzuckerkontrolle bei.

Als Eiweißquelle fungiert neben dem Fisch in der Nordic Diet das Fleisch von Wildtieren wie Reh oder Hirsch. Es hat gegenüber dem von Stalltieren den Vorteil, weniger problematische Fettsäuren zu enthalten. Was nicht nur daran liegt, dass sich die Tiere in freier Wildbahn mehr bewegen, sondern dort auch von Wildkräutern ernähren. Wobei die gleichsam auf dem Speiseplan der New Nordic Diet stehen – und das bietet wiederum ganz eigene gesundheitliche Vorzüge für den Menschen. So enthalten wilde Beeren besonders viel Vitamin C und E.

Apfel statt Kiwi und Makrele statt Sardelle

Insgesamt steht die Nord Diet uns entwicklungsgeschichtlich besonders nahe. Mit Rapsöl, Makrele und Lachs sind wir groß geworden – und eher nicht mit Olivenöl, Thunfisch und Sardelle; und auch Apfel, Leinsamen, Portulak, Sauerkraut und Salbei kennt unser Körper schon deutlich länger als Kiwi, Chiasamen, Aubergine, Tofu und Teebaumöl. Wissenschaftler finden zunehmend Hinweise darauf, dass wir gesundheitlich am besten fahren, wenn wir essen und trinken, was schon unsere Vorfahren verzehrt haben.

So verweist das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam auf Beobachtungen, wonach von der mediterranen Kost vor allem die Bewohner der Mittelmeerregion und von der nordischen Variante insbesondere die Bewohner der Nordseeregion profitieren. Dies könnte einerseits daran liegen, dass der Mensch genetisch auf regionale Kost geeicht ist. Oder aber daran, dass man jenseits von Mittelmeer und Nordsee nicht ohne weiteres an frische Nahrungsmittel dieser Regionen herankommt. Oft bleibt der Griff zu industrieller Fertigkost mit viel Zucker, Salz und Geschmacksverstärkern. Gesundheitlich bringt das keinen Vorteil.