An der E-Tankstelle bei der Rutesheimer Kraxlalm ist zur Feierabendzeit immer richtig was los. Foto: Simon Granville

Die Verkaufszahlen gehen vor allem im Dezember nach oben, da die staatliche Unterstützung jetzt beendet wurde. Das zeigt sich bei den Zulassungen in den Kreisen Böblingen, Ludwigsburg und Enz.

Die Zulassungszahlen bei Elektroautos und Hybridfahrzeugen haben im Dezember einen deutlichen Zuwachs erhalten. Im Kreis Böblingen stammten fast 60 Prozent der neu zugelassen Pkw aus den Klassen E-Auto und Plug-in-Hybrid. Die Plug-ins haben im Vergleich zu reinen Hybridfahrzeugen meist einen größeren Akku und fahren daher zu einem größeren Teil mit Elektroleistung. Insgesamt rollen rund 9370 E-Autos auf den Straßen des Landkreises Böblingen – über 3000 mehr als im Vorjahr.

Im Enzkreis sind vergangenes Jahr fast 1200 Elektroautos neu zugelassen worden, um die 5000 sind jetzt im Landkreis unterwegs. Der Bestand im Kreis Ludwigsburg hat mit 8385 E-Autos (Vorjahr: knapp 5700) zwar ebenfalls einen neuen Rekordwert erreicht: „Aber das sind genau genommen 2,5 Prozent des Pkw-Bestandes im Kreis, und das ist leider noch immer nicht der erhoffte Durchbruch für diese Technologie“, sagt Torsten Treiber, Obermeister der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart. Dieselfahrzeuge sind in allen drei Landkreisen weit abgeschlagen und liegen nicht nur weit hinter den Benzinern zurück, sondern wurden auch spürbar seltener als E-Autos gekauft.

E-Auto-Förderung zum Jahreswechsel ausgelaufen

Als Grund für den Elektro-Boom im Dezember sieht die Kfz-Innung die Förderung für die umweltfreundlicheren Fahrzeuge, die zum Ende des Jahres: In diesem Monat konnten Kunden letztmals die hohe E-Auto-Förderung durch den Umweltbonus von bis zu 9000 Euro – 6000 Euro vom Staat und 3000 vom Hersteller – kassieren. Da für jeden Förderantrag die Zulassung des Autos vorliegen muss, drängte also die Zeit – was sich auch im Böblinger Landratsamt bemerkbar machte. „Die Zulassungsstelle“, lobt Innungsgeschäftsführer Christian Reher, „hat praktisch bis zur letzten Minute Zulassungen abgewickelt und so etlichen Autokaufenden die Prämie gerettet.“

Bundesweit gab es im Dezember eine regelrechte Zulassungsrallye bei Neufahrzeugen: 38 Prozent mehr als im Dezember 2021 meldet das Kraftfahrtbundesamt. Im Kreis Böblingen lag der Zuwachs sogar bei fast 40 Prozent. „Trotzdem wurde damit leider das Ziel verfehlt, bei den Neuzulassungen die Zahlen aus dem Vorjahr zu übertreffen“, sagt Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart: 68 Pkw oder 0,2 Prozent fehlten dazu.

Deutliches Minus bei Gebrauchtwagen

Bei den Gebrauchten gab es hingegen ein deutliches Minus. Gegenüber dem Vorjahr wechselten knapp 5000 Pkw oder 15 Prozent weniger die Besitzer im Kreis Böblingen. In Ludwigsburg sind es 6300 Autos weniger. Für die Innungsleute keine Überraschung: „Das dürfte eine Momentaufnahme sein, die den aktuellen Lieferproblemen bei den Neuwagen geschuldet ist, die immer noch nicht vollständig behoben sind“, sagt Torsten Treiber „Wenn es keine Gebrauchtwagen gibt, dann können die Autohäuser auch keine verkaufen.“ Bei den Neuwagen geht die Kfz-Innung davon aus, dass der Bestand an E-Autos mit der Reduzierung der Fördergelder vermutlich nicht mehr so schnell wachsen wird wie bisher.

Was auffällt: Im Verhältnis zur Zahl der Einwohner haben die Bewohner im Kreis Böblingen richtig zugeschlagen, wenn es um neue Autos geht: Ludwigsburg hat etwa 150 000 Einwohner mehr, trotzdem lag die Zahl der Pkw-Neuzulassungen um etwa 10 000 Autos unter dem Kreis Böblingen. Rund 18 000 stehen rund 28 000 gegenüber. Spannend ist der Blick auf den Enzkreis: Hier leben etwa halb so viele Einwohner wie im Kreis Böblingen. Die Zahl der Neuzulassungen aber liegt bei weniger als 6000, das sind gerade mal 22 Prozent von Böblingen. Und während der reine Pkw-Bestand im Kreis Ludwigsburg das letzte Jahr über fast stagniert hat, sind im Kreis Böblingen fast 4000 Autos mehr unterwegs als noch vor einem Jahr.

In der Krise halten die Menschen ihr Geld zusammen

Für die Kfz-Betriebe ist 2023 nach Ansicht der Innung schwer kalkulierbar. Die Trends sind eindeutig: Die Kunden bestellen weniger Neuwagen, greifen zu günstigeren Fahrzeugen oder zu Fahrzeugen mit günstigerer Ausstattung. „Das sind sicher Momentaufnahmen, aber es ist klar zu erkennen, dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten und das Geschäft nicht einfacher wird“, sagt Innungsgeschäftsführer Christian Reher.