Ahamada spielte zuletzt im Nachwuchs von Juventus Turin. Foto: imago//Jonathan Moscrop

Sportdirektor Sven Mislintat setzt seinen Verjüngungskurs beim VfB Stuttgart unbeirrt fort. Der 18 Jahre alte Naouirou Ahamada soll das Mittelfeld des Aufsteigers verstärken.

Stuttgart - Am Montag machte der Deadline Day seinem Namen alle Ehre. In der Stunde vor Schließung des Transferfensters überschlugen sich die Eilmeldungen, um 17.42 poppte die Meldung aus Bad Cannstatt auf: Bienvenu, Naouirou Ahamada! Auf den letzten Drücker schnappte sich Sportdirektor Sven Mislintat in dem 18-Jährigen ein weiteres Talent aus dem französischen Fußball – nach den anderen Jungspunden Silas Wamangituka, Tanguy Coulibaly und Momo Cissé.

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Der defensive Mittelfeldspieler wird für ein Jahr von Juventus Turin ausgeliehen, anschließend besitzt der VfB eine Kaufoption. „Naouirou Ahamada ist im Jahrgang 2002 eines der Toptalente in Frankreich. Er bringt die fußballerische Qualität und auch die entsprechende Mentalität mit, um als fester Bestandteil unseres Profikaders schnell die nächsten Schritte in seiner Entwicklung zu machen“, sagte Mislintat. Der französische U19-Nationalspieler aus Marseille wechselte 2016 vom FC Istres nach Turin. Vergangene Saison absolvierte Ahamada 24 Einsätze für die U23 der alten Dame. 2019 nahm er mit Frankreich an der U 19-WM in Brasilien teil.

Begehrte französische Talente

Der Aufsteiger (Durchschnittsalter: 23,8 Jahre) wird damit noch ein Stück weit jünger und französischer – und Teammanager Peter Reichert bestimmt nicht langweilig. Der frühere VfB-Torjäger mit Auslandserfahrung in Straßburg fungiert auf dem Trainingsplatz als Dolmetscher für Wamangituka und Co. Das Nachbarland gilt nicht nur bei Mislintat als Hotspot für aufstrebende Talente. Immer mehr junge Spieler jenseits des Rheins wecken die Begehrlichkeiten deutscher Fußballmanager. Ihnen gilt die Ausbildung in den französischen Nachwuchszentren aktuell als Nonplusultra in Europa. Ahamada wird einerseits als Investition in die Zukunft gesehen, soll aber dennoch schnell an die Profimannschaft herangeführt werden.

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Damit ist Mislintat am letzten Tag der Transferperiode noch ein kleiner Coup geglückt. Lange sah es danach aus, als ob der Aufsteiger nicht mehr aktiv werden würde. Schließlich werden in der Coronakrise nur noch kleine Brötchen gebacken, wie sich an der Stuttgarter Transferbilanz ablesen lässt. Einnahmen von 7,5 Millionen Euro für die beiden Abgänge Anastasios Donis und Chadrac Akolo standen Ausgaben von elf Millionen Euro gegenüber. Im Vergleich zum Vorjahr nehmen sich die Summen bescheiden aus. Nach dem damaligen Abstieg veräußerte der VfB Spieler für 60 Millionen Euro, wovon er 20 Millionen reinvestierte.

Nun hat die Pandemie den Markt zumindest vorübergehend geschrumpft. Mit Transferumsätzen auf gehobenem Zweitliganiveau steht der VfB in der Bundesliga nicht alleine da. Was beim VfB unabhängig von Corona hinzukommt: Der große Umbruch fand bereits nach dem Abstieg vor einem Jahr statt. Seine (Stamm-)Mannschaft hat der Aufsteiger bereits seit Längerem beisammen. Gerne würde VfB-Sportdirektor Sven Mislintat den 33-Mann-Kader noch ein wenig ausdünnen. Doch bis Montag fand sich kein Abnehmer mehr, etwa für den Abwehrmann Ailton. Auch Wechselkandidat Erik Thommy wird vorerst weiter das weiß-rote Trikot tragen. Zumindest so lange, bis auch die letzten Transfermärkte in Russland oder China schließen.

Eigentlich wollte Mislintat nicht mehr aktiv werden

Bis zum dritten Spieltag ist die Rechnung des Stuttgarter Sportchefs aufgegangen. Die vielen jungen Talente bekommen regelmäßig Einsatzzeiten, in denen sie ihr Potenzial auch schon unter Beweis stellen konnten. Zuletzt beim 1:1 gegen Bayer Leverkusen sorgte der eingewechselte Tanguy Coulibaly für Wirbel. Auch die Defensive hat den bisherigen Belastungen weitgehend Stand gehalten. Königstransfer Waldemar Anton (für vier Millionen Euro von Hannover 96) nahm die Rolle des Abwehrchefs an. Zusammen mit dem für ein Jahr von Arsenal London ausgeliehenen Konstantinos Mavropanos verfügt die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo im Defensivverbund über mehr Geschwindigkeit. Der Kader des Aufsteigers scheint bundesligatauglich – und wird durch Ahamada noch unberechenbarer.