Noch ruht der Ball in der Fußball-Bundesliga. Wie lange noch, ist offen. Foto: imago/Sven Simon

Die Deutsche Fußball-Liga hat noch keinen Termin genannt,wann der Ball in den Bundesligen wieder rollen könnte. Drohende Pleiten der Vereine sind allerdings vorerst abgewendet.

Stuttgart/Frankfurt - Christian Seifert ist nach eigener Wahrnehmung auch in der Corona-Krise noch immer ein Unternehmer – weshalb der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL) am Donnerstagmittag bei aller Demut und Bescheidenheit auf dem Pressepodium in Frankfurt dies betonte: „Ich vertrete gerade ein Unternehmen, das wie viele andere bald zur Arbeit zurückkehren will und muss.“

Doch was ist „bald“ im Falle von Seiferts Unternehmen, der ersten und zweiten Liga? Wann also wird der Spielbetrieb der Bundesliga wieder aufgenommen, unter welchen Bedingungen – und wie sieht es mit den ausstehenden TV-Geldern aus, ohne die einige der 36 Proficlubs von der Pleite bedroht sind? Seifert hatte nach der von einigen Experten als entscheidend bezeichneten Videokonferenz der DFL mit den 36 Clubs viele Fragen zu beantworten – und konnte nicht bei allen konkret Auskunft geben.

Wann wird wieder gespielt? Das Wichtigste vorneweg: Einen neuen Termin für einen möglichen Saison-Neustart nannte Seifert nicht. Zuletzt war unter anderem über den 9. Mai diskutiert worden. Die Spitzenpolitiker Markus Söder (CSU) und Armin Laschet (CDU) hatten dieses Datum ins Spiel gebracht. „Falls die Politik beschließt, am 9. Mai, dann werden wir am 9. Mai bereit sein“, sagte Seifert dazu. Und weiter: „Wir haben heute keinen Zeitpunkt definiert, an dem die Bundesliga wieder spielen soll.“

Ein Satz Seiferts ließ dann aufhorchen. Wenn die Politik das DFL-Konzept ablehne, sei klar, dass man wahrscheinlich auch in einigen Monaten nicht spielen könne: „Dann wäre die Bundesliga ein Kollateralschaden der Corona-Krise.“ Jetzt oder – erst mal – nie, das war die Botschaft in Seiferts Sätzen. Ob er damit subtil den Druck auf die Politik erhöhen wollte, das allerdings ist aufgrund der ansonsten an den Tag gelegten Demut des DFL-Chefs zumindest fragwürdig. Unabhängig von den aktuellen Entscheidungen stellte Seifert die Fans auf mögliche Geisterspiele auch in der nächsten Saison ein: „Wir wissen nicht, ob Geisterspiele nicht im Februar, März noch stattfinden. Wir haben die Vereine gebeten, den ersten Teil der nächsten Saison ohne Zuschauereinnahmen zu planen.“

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Wie ist die finanzielle Lage der Clubs? Die angeschlagenen Vereine sind aktuell nicht mehr akut von der Pleite bedroht – das war eine von Seiferts Kernbotschaften vom Donnerstag. Da alle TV-Rechteinhaber – bis auf eine Ausnahme – die Fernsehgelder in Raten überweisen werden, sei die Liquidität der 36 Profivereine laut Seifert bis zum 30. Juni gesichert. Erste Zahlungen der Gelder sollen im Mai erfolgen. Ob am Ende tatsächlich die ursprünglich ausgehandelten rund 300 Millionen Euro aus der vierten und letzten Rate fließen werden, ist nicht sicher – ebenso wenig wie die Szenarien, die kommen könnten, wenn die Saison abgebrochen wird. „Dann wird es um Rückzahlungen gehen, dann wird es wirtschaftliche Engpässe möglicherweise später geben“, betonte Seifert.

Wie ist die Lage in der dritten Liga und der Frauen-Bundesliga? Die DFL will diese Ligen finanziell unterstützen. Seifert bestätigte eine Zahlung von 7,5 Millionen Euro an die Clubs. Das Geld kommt aus dem Solidarfonds der vier in der Champions League vertretenen Vereine FC Bayern, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen, die 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hatten, um bedrohten Clubs zu helfen.

Was sagt die Politik? Vor der DFL-Sitzung am Donnerstag äußerten sich bereits die Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Baden-Württemberg) und Markus Söder (Bayern) in Ulm zum Thema Profifußball. Sie halten die Wiederaufnahme des Spielbetriebs für möglich – allerdings unter strengen Auflagen. „Es hängt von den Rahmenbedingungen ab“, sagte Kretschmann, „es muss alles geregelt sein.“ Söder meinte, der Fußball könne an den Wochenenden in diesen Zeiten das Leben vieler Menschen „erleichtern“. Er machte aber klar, dass nicht vorschnell gehandelt werde.

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Wie geht es jetzt weiter? Den Clubs bleibt im Kampf um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs weiter nur die Rolle des Bittstellers. Die Weichen werden wohl am Donnerstag kommender Woche in Berlin gestellt. Nach der Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Länderchefs über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise könnte die Entscheidung über die mögliche Aufnahme des Spielbetriebs fallen. Der Ball liegt bei der Politik.