Wohnungen statt Gleise: In fünf Jahren soll hinter dem Hauptbahnhof der Bau des Rosensteinviertels starten. Foto: Lg/Max Kovalenko

Rund 5800 neue Wohnungen sind im Rosensteinviertel geplant – doch über die Frage , wie viele Stellplätze in dem neuen Quartier nötig sind, sind die Gemeinderatsfraktionen noch uneins.

Die Bebauung des ehemaligen Güterbahnhof-Areals in Bad Cannstatt und das Städtebauprojekt Stuttgart Rosenstein in der Innenstadt sind aktuell die beiden größten Bauprojekte der Landeshauptstadt. Während in Cannstatt die ersten Immobilien – beispielsweise das Sportbad, das Quartiersparkhaus und die beiden Volksbank-Gebäude – schon fertig sind, steht das Bauvorhaben in der City praktisch noch am Anfang.

Auf 85 Hektar sollen hier in den kommenden Jahren in vier Quartieren mit unterschiedlicher Ausprägung bis zu 5800 Wohnungen, Kitas, Geschäfte, Büros und Schulen entstehen. Für alle Beteiligten eine riesige Experimentierfläche für gemischte Wohnformen, grüne Lebensräume sowie neue Mobilitäts- und Logistikkonzepte. Bis Ende dieses Jahres soll laut dem Baubürgermeister Peter Pätzold der städtebauliche Rahmenplan fertig sein, der dann anschließend in den Gremien der Stadt und mit der Bevölkerung diskutiert wird. Dabei wird eine Frage heftig debattiert werden: Wie viele Parkplätze benötigt und verträgt das neue Rosensteinquartier? Die Stadt jedenfalls hat hierbei sehr hohe Ansprüche, um ein möglichst autoarmes Quartier zu errichten. 0,3 bis 0,1 Stellplätze je Wohnung und Lage stehen zur Debatte, wobei es im öffentlichen Straßenraum – Lieferverkehr, Handwerker oder soziale Dienste ausgenommen – keine Stellplätze vorgesehen sind. Für das Anwohnerparken sind Quartiersparkhäuser geplant.

Wie viele Parkplätze werden benötigt?

Für die künftigen Bewohner, die kein eigenes Auto besitzen, aber ab und zu eines benötigen, sind zudem ausreichend Carsharing-Angebote mit entsprechend ausgewiesenen Parkplätzen vorgesehen. Besucher, die mit dem Auto anreisen, müssen in den zentralen Großgaragen parken – allerdings kostenpflichtig. „Wir erwarten nicht, dass die angrenzenden Wohngebiete zugeparkt werden. Sowohl in Stuttgart-Nord und in der Stadtmitte gilt das kostenpflichtige Parkraummanagement“, sagt Rainer Wallisch vom Amt für Stadtplanung und Wohnen im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik. Um den Radverkehr zu stärken, soll es im Neubaugebiet dagegen jede Menge Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geben – auch für größere Sonderräder.

Grüne loben das Konzept

Petra Rühle (Die Grünen) zollte der Beschlussvorlage bei ihrer Einbringung großes Lob und sieht die Stadt auf dem richtigen Weg, ein nahezu autofreies Quartier zu schaffen. Auch Alexander Kotz (CDU) wollte da nicht widersprechen, allerdings sei der geplante Stellplatzschlüssel nach Meinung des Fraktionsvorsitzenden nicht die Realität. „Unser Ziel ist ein Mischgebiet – und dazu gehört auch die Autohaltung“, sagt Kotz mit Hinweis auf zunehmende Zulassungszahlen. Er befürchtet, wie auch Armin Serwani (FDP), einen großen Parkdruck im Rosensteinquartier, was sich auf die angrenzenden Wohngebiete negativ auswirken werde.

Zudem, und dabei ist sich das bürgerliche Lager einig, werden Wohnungssuchende mit Auto von vornherein als potenzielle Bewohner des neuen Stadtquartiers ausgeschlossen. „Wir wissen, dass sich das Mobilitätsverhalten ändert, aber wir wissen nicht, wer dort einmal einzieht“. Für Stefan Conzelmann, den Fraktionsvorsitzenden der SPD, ist die Frage des richtigen Stellplatzschlüssels noch ein Blick in die Glaskugel. Für Hannes Rockenbauch, Fraktionschef des Linksbündnisses, ist dagegen die Ausgangslage klar: „Wir müssen ein so gutes Stück Stadt errichten, dass keiner mehr ein Auto will.“ Und für Härtefälle finde man Lösungen.