Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz sollte es Unternehmen leichter machen, Menschen aus Nicht-EU-Staaten einzustellen. Foto: dpa/Soeren Stache

Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz wollte die Regierung mehr Arbeitskräfte aus Drittstaaten ins Land holen. Wie die Zahlen der Agentur für Arbeit zeigen, bremst die Pandemie diese Bemühungen vorerst aus.

Stuttgart - Im Coronajahr 2020 ist die Zuwanderung in den baden-württembergischen Arbeitsmarkt aus so genannten Drittstaaten eingebrochen. Das zeigen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die unserer Zeitung vorliegen. Beantragten 2019 noch rund 65 000 Menschen aus Nicht-EU-Ländern die Einreise, um im Land zu arbeiten, waren es 2020 nur rund 42 000. Gut 85 Prozent der Anträge wurden positiv beschieden. Auch auf Bundesebene ging die Zahl der Anträge von 340 000 (2019) auf 230 000 zurück. Betrachtet man die Berufsgruppen, war der Rückgang der Anträge vor allem in den Bereichen Gastronomie, Baustellen, Kraftfahrzeug- und Nahrungsmittelherstellung sowie Gebäudebetreuung und Gartenbau besonders hoch. Einen Zuwachs verzeichneten hingegen die Gesundheitsberufe.

Arbeitsmigration kam zum Erliegen

Laut Susanne Koch von der Agentur für Arbeit in Stuttgart konnte vor dem Hintergrund der Pandemie auch das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG), das seit 31. März 2020 gilt und die Zuwanderung von Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten erleichtern soll, nicht voll zünden: „Fast zeitgleich mit der Einführung kam mit Corona das öffentliche Leben zum Erliegen und sämtliche Reiseaktivitäten wurden auf nahezu Null heruntergefahren. Corona brachte auch die gesamte Arbeitsmigration aus Drittstaaten zum Erliegen“, sagte Koch unserer Zeitung.

Für Marc Biadacz, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Böblingen, ist das FEG dennoch ein Erfolg. „Die Corona-Pandemie hat uns erneut gezeigt, wie wichtig Fachkräfte für unser Land sind. Ohne die gut ausgebildeten Pflegekräfte wäre unser Gesundheitssystem nicht so belastungsfähig gewesen und ohne qualifizierte IT-Fachkräfte würde es jetzt keinen digitalen Impfnachweis geben“, so Biadacz. Durch das FEG sei leichter, Fachkräfte nach Deutschland zu holen.

5300 Männer und Frauen kamen nach Baden-Württemberg

Auch in Baden-Württemberg macht sich das Gesetz im kleinen Stil bemerkbar: Über die neuen Regelungen des FEG kamen rund 5300 Männer und Frauen als Fachkräfte ins Land, fast die Hälfte von ihnen begann eine betriebliche Aus- und Weiterbildung.

Im Rahmen des FEG war unter anderem die so genannte Positivliste gestrichen worden, die zuvor Berufe definierte, in denen in Deutschland Nachwuchsmangel herrscht. Nur in diesen Feldern konnten Fachkräfte aus Drittstaaten vor 2020 einwandern.