Ein Hauch von Sahara in der Cannstatter Wilhelma: Die Kakteen sind in der Trockenzone der Schau zu finden. Foto: Wilhelma/Harald Knitter

Im zoologisch-botanischen Garten der Landeshauptstadt werden viele verschiedene Klimazonen Afrikas abgebildet.

Bad Cannstatt - Der nördlichste Teil Afrikas liegt nicht am Weißen Kap in Tunesien, sondern zurzeit in Bad Cannstatt. Die Wilhelma schafft es, die vielfältige Vegetation des riesigen Kontinents in kleinen Landschaftsausschnitten zu zeigen. Die Afrikaschau bietet dicht an dicht Beispiele für alle Klimazonen und ihre typischen Pflanzen von den Tropen über die Wüste bis zur gemäßigten Zone Südafrikas.

Vom Wintergarten aus führt sie die Gäste zunächst in tropischen Regenwald mit üppigem Bewuchs. „Wir schneiden ihn nur im Notfall zurück, um in dem Bereich etwas Dschungel-Atmosphäre zu erhalten“, sagt Zierpflanzengärtner Thomas Gengenbacher. Erste Farbe kommt ins satte Grün, wenn es weiter ins Hochland geht, mit dem Kongo-Lieschen, das wegen der gebogenen Form seiner gelbroten Blüten auch als Papageienschnabelblume bekannt ist. Aus den Bergregionen Kenias und Tansanias sind Kaffeepflanzen mit ihren „Kirschen“ vertreten.

Vielfalt in der Trockenzone

Eine Besonderheit stellt der Binsenkaktus dar. Er ist die einzige Kakteenart in der Subsahara und wächst auf Bäumen. Da er weder als Kugel noch als Säule wächst und keine Dornen hat, wird er mit seinen buschigen Ruten oft nicht als Kaktus erkannt. Häufig verwechseln viele Menschen dagegen die Euphorbien mit Kakteen. Diese gehören zwar ebenfalls zu den wasserspeichernden Sukkulenten, doch zählen sie zu den Wolfsmilchgewächsen. Sie sind in der Trockenzone der Schau anzutreffen, die sich in der Mitte zu einer kleinen Savanne weitet. Auf sandigem Grund gedeihen dort zudem Mittagsblumen und Gazanien. „Sie blühen beständig und machen die Schau damit bunter“, sagt Gengenbacher. „Sie sind auch auf dem Balkon in der vollen Sonne zu halten.“

Von Heidekraut bis Moos

So gegensätzliche Bedürfnisse wie von feuchtem Wald und Wüstenpflanzen in demselben Gewächshaus zu erfüllen, ist eine Herausforderung für den Gärtner. „Mit unterschiedlicher Belüftung, wechselnder Beschattung und individueller Befeuchtung muss ich ein passendes Mikroklima hinbekommen“, so Gengenbacher. „In der tropischen Zone wässere ich das Laub täglich, um die richtige Luftfeuchte zu erzeugen.“

Die Gäste erreichen danach eine heideartige Landschaft mit Erica, wie sie vor allem an den Küsten im Südwesten Südafrikas vorkommt. Neben der artenreichen „Fynbos“-Vegetation (aus dem Niederländischen für „Feingliedriges Gebüsch“) wurde eine sumpfige Mooslandschaft gestaltet. Hier sind unter anderem Fleischfressende Pflanzen wie der Sonnentau oder die skurrile Haarige Wanzenpflanze zu entdecken. Den Abschluss bilden quasi vom südlichsten Punkt Afrikas die Kap-Bleiwurz mit ihren blauen Blüten sowie ein Abstecher auf die Insel Madagaskar mit markanten Sukkulenten wie Kalanchoe, Alluaudia und Christusdorn.