Die Stuttgarter Bestseller-Autorin Elisabeth Kabatek hat einen neuen Roman veröffentlicht. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski, Droemer

Gehört in einen „Black Pudding“ Puddingpulver? Und darf man Witze über die Queen machen? Die Stuttgarter Autorin Elisabeth Kabatek liefert in ihrem neuen Roman darauf Antworten und wieder einmal beste Unterhaltungsliteratur.

Stuttgart - Sie lässt sich von Boris Johnson und vom Brexit einfach nicht beirren: Die Stuttgarter Autorin Elisabeth Kabatek bleibt ihrer Liebe für und in England treu und lässt nach dem „Häusle in Cornwall“ (2014) einen weiteren Roman an der britischen Südwestküste spielen: „Chaos in Cornwall“. Wieder verschlägt es eine Stuttgarterin in ihren besten Lebensjahren ins Rosamunde-Pilcher-Traumland aller Deutschen, wieder geht bei Reiseplanung und Reisedurchführung jede Menge schief, wieder kommt es zu atemberaubenden Konfrontationen zwischen schwäbischer und englischer Lebensart, wieder gibt es jede Menge konfuser Gefühle, ohne dass man beim Lesen wirklich Angst um das Happy End haben müsste. Und wieder ist alles einfach unglaublich witzig.

Seitdem Kabatek 2008 mit ihrem Debüt „Laugenweckle zum Frühstück“ gleich zur Bestsellerautorin wurde, ist sie dem in Deutschland leider konsequent unterschätzten Genre des Unterhaltungsromans treu geblieben. Und den Gesetzen dieses Genres gehorcht auch das „Chaos in Cornwall“. Das heißt, man ahnt bereits nach wenigen Sätzen, dass es keine gute Idee der Anfangsfünfzigerin Margarete war, mit ihrer noch sehr frischen Internetliebe namens Roland gleich in den Urlaub nach England zu fahren. Das heißt weiterhin, man folgt amüsiert statt beunruhigt oder gar verstört dieser Antiheldin mitten in der Nacht im gestohlenen Auto auf ihrer abenteuerlichen Flucht, der besagter Roland fast zum Opfer fällt (was er aber eben doch nicht tut).

Auch noch ein bisschen Geschichte des Punk

Das heißt weiterhin, der Leser hält es zwar für ein klein wenig unwahrscheinlich, aber doch nicht für völlig undenkbar, dass Margarete daraufhin zunächst einen gut aussehenden, aber leider etwas maulfaulen Biobauern kennenlernt, um kurz darauf von jetzt auf gleich die Leitung einer Bed-and-Breakfast-Pension zu übernehmen, obwohl sie noch nie in ihrem Leben auch nur ein einziges „Full English Breakfast“ zubereitet hätte. Geschweige denn einen Black Pudding. In den ja bekanntlich eher kein Puddingpulver gehört.

Nein, all diese Verwicklungen an sich machen noch nicht die Qualität der Kabatek-Romane aus – obwohl die Autorin besagte Regeln des Genres höchst souverän beherrscht. Ganz besonders an ihren Büchern ist vielmehr, dass ihre Figuren, ihre Charaktere nie platt, nie oberflächlich, nie einfach nur auf geringstmöglichen Schreib- und Lesewiderstand hin gestrickt sind. Sondern eben interessant, vielschichtig, differenziert, fast immer auch mit einem kleinen Geheimnis. Im jüngsten Chaos-Cornwall trifft dies vor allem zu auf die eigentliche Pensionsinhaberin Mable, in einem früheren Leben eine Punkerin aus Manchester, die einst beinahe der Sozialkältepolitik einer Premierministerin namens Maggie Thatcher zum Opfer gefallen wäre, wenn sie sich nicht gerade noch rechtzeitig eine zweite, bürgerliche Existenz errungen hätte. Die nun aber dramatisch auf dem Spiel steht.

Wer will, kann die Geschichte also auch ernster sehen. Man muss es aber nicht. Man kann auch einfach wieder nur seinen großen Spaß haben. Nein, hier schreibt ganz sicher keine schwäbische Rosamunde Pilcher. Hier schreibt die Kabatek.