Der Leonberger FDP-Chef Kurt Kindermann geht davon aus, dass Josefa Schmid nicht gewusst hat, dass die Erklärungen der Ex-Freundinnen an den Leonberger Gemeinderat gehen. Foto: Jürgen Bach/Jürgen Bach

Hat die Erste Bürgermeisterin mit den Aussagen von Cohns früheren Partnerinnen zu tun? Der Leonberger FDP-Stadtrat Kurt Kindermann sagt dem Vernehmen nach: nein.

Die Erklärungen dreier Ex-Freundinnen des Leonberger Oberbürgermeisters Martin Georg Cohn (SPD) sorgen weiterhin für reichlich Gesprächsstoff. Am Wochenende wurde auf der Mitgliederversammlung der SPD Leonberg der Verdacht geäußert, die Erste Bürgermeisterin Josefa Schmid (FDP) stecke hinter den schriftlich formulierten Vorwürfen gegen Cohn, die vor einigen Tagen die Mitglieder des Gemeinderates erreicht hatten.

Schmid hat dies auf Anfrage unserer Zeitung nachdrücklich zurückgewiesen. Und auch Kurt Kindermann will die schriftlichen Angaben der früheren OB-Freundinnen nicht an Schmid weitgegeben haben. Der mittlerweile pensionierte hochrangige Kripo-Beamte und ehemalige Stadtrat, Chef des FDP-Stadtverbandes Leonberg, hatte das offenkundig brisante Material an seine einstigen Ratskollegen weitergeleitet, um anstelle von „Verschleierung und Verhinderung Transparenz“ herzustellen, wie er erklärte.

Die Annahme, dass Kindermann seine Parteifreundin Schmid über das Weiterleiten der Schreiben Ex-Freundinnen informiert habe, wird vom ehemaligen Top-Kripo-Beamten nach Informationen unserer Zeitung vehement zurückgewiesen. Er gehe davon aus, dass sie nichts davon gewusst habe, heißt es aus seinem Umfeld. Kindermann selbst war am Montag nicht zu erreichen. Er ist im Ausland im Urlaub.

Zeitliche Nähe zur Wahl „auffällig“

Josefa Schmid ist im Juni des vergangenen Jahres von Oberbürgermeister Cohn zwangsbeurlaubt worden. Er wirft seiner Stellvertreterin „schwerwiegende Verletzungen der Dienstpflicht“ vor. Die Vorwürfe prüft seither das Regierungspräsidium in Stuttgart. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt, da sich Cohn und Schmid gegenseitig angezeigt haben. Beide Behörden schweigen unter dem Hinweis auf das Persönlichkeitsrecht zu den Vorwürfen.

Bei der Hauptversammlung der Sozialdemokraten überwog am Wochenende die Meinung, die Erste Bürgermeisterin sei die Drahtzieherin für die jetzt aufgetauchten Stellungnahmen der früheren OB- Partnerinnen. Die zeitliche Nähe zur Kommunalwahl am sei „auffällig“. Am 9. Juni kandidieren sowohl Cohn als auch Schmid auf ihren jeweiligen Parteilisten für den Kreistag.

Was genau in den Papieren steht, darüber wollen die Fraktionen keine Angaben machen, zeigen sich aber zum Teil als „erschüttert“ und „fassungslos“. Dem Vernehmen nach steht der Verdacht auf eine mögliche Vorteilsnahme im Raum.

Die Freien Wähler, die CDU sowie die Ratsgruppen SALZ und Volt haben das Material an das Regierungspräsidium und die Staatsanwaltschaft mit der Bitte um zeitnahe Prüfung geschickt. Ein Schritt, der vom Oberbürgermeister begrüßt wird: Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen, sagt Cohn unserer Zeitung.

Anmerkung der Redaktion: Die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Oberbürgermeister Cohn wurden mangelnden hinreichenden Tatverdachts gemäß § 170 Abs. 2 StPO  eingestellt. Das hat Cohns Anwalt Max Klinger dem Leonberger Gemeinderat am 25. Februar 2025 in öffentlicher Sitzung mitgeteilt. Die Erste Bürgermeisterin Josefa von Hohenzollern wurde am 4. März 2025  vom Amtsgericht Leonberg von den Vorwürfen der Urkundenfälschung und des versuchten Betruges freigesprochen.