Mit dem großen Bus wird es stellenweise eng in Uhlbach, erst recht, wenn die Müllabfuhr kommt. Foto: Elke Hauptmann

Die Buslinie 109 fährt seit dem 30. März über Rüdern hinaus nach Uhlbach und Obertürkheim. Der Projektstart war erfolgreich, auch wenn die Zahl der Fahrgäste zunächst gering ausfiel.

Uhlbach - P ünktlich um 10.25 Uhr fährt Karl Singer an der provisorischen Haltestelle Sulzgrieser Steige los. Eigentlich hätten in dem kleinen Bus des Städtischen Verkehrsbetriebes Esslingen (SVE) bis zu 24 Fahrgäste Platz, doch niemand ist an Bord. Erst in Sulzgries/Zentrum steigt ein Mann ein, der Lebensmittel einkaufen war. Nur zwei Stationen später steigt er im Paradiesweg in Rüdern wieder aus – und Singer fährt allein weiter Richtung Stuttgart. „Das wird schon noch, das Angebot muss sich erst herumsprechen.“

Für den erfahrenen SVE-Busfahrer ist diese Fahrt eine Premiere: Bislang endete die Linie 109 an der Haltestelle Glocke in Rüdern, aufgrund der 15-monatigen Sperrung der Geiselbachstraße ist die Route seit gestern bis zum Bahnhof Obertürkheim verlängert, wo die Bewohner der von der Esslinger Innenstadt abgeschnittenen Ortsteile Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und Neckarhalde (RSKN) in die S-Bahn umsteigen können. Gerade für Pendler sei diese Verbindung ideal, meint Singer und scherzt, als er die Stuttgarter Gemarkungsgrenze erreicht: „Ab hier beginnt für mich Neuland.“

Poller nur kurz unten

Der elektronisch versenkbare Poller, der Schleichverkehr zwischen Rüdern und Uhlbach unterbinden soll, ist beim Eintreffen des Fahrzeugs bereits im Boden verschwunden. Die Busfahrer müssen – anders als Autofahrer, die eine Durchfahrtsberechtigung und damit von den jeweiligen Stadtverwaltungen einen Handsender erhalten haben – nichts dafür tun. Das Funksignal erfolgt automatisch über ein Gerät an Bord, sobald der Bus nur noch ein paar Meter vom Poller entfernt ist. Und kaum hat er die eigens installierte Schleuse passiert, schiebt sich der Poller wieder nach oben. Dass sich Autofahrer in dieser sehr kurzen Zeitspanne unberechtigterweise durchdrängeln, scheint fast unmöglich.

„Jetzt wird’s eng“, sagt Singer, während er die Tiroler Straße in Uhlbach hinab rollt. „Aber wenn sich die Leute ans Parkverbot halten, dann geht’s schon.“ Immer wieder muss er kurz anhalten, um entgegenkommende Fahrzeuge passieren zu lassen. „Im Moment ist ja nicht so viel los auf den Straßen.“ Zugestiegen ist niemand mehr, auch nicht an den eigens eingerichteten zwei neuen Haltestellen in Uhlbach – ohne Fahrgäste geht Singers „Jungfernfahrt“ nach Obertürkheim. Dort dreht er und fährt zurück zur Sulzgrieser Steige – gerade mal 19 Minuten dauert das.

Vereinzelt Autos abgeschleppt

Mit dem Start der Buslinie 109, die alle 15 Minuten zwischen dem Esslinger Norden und Obertürkheim verkehrt, zeigt sich Johannes Müller sehr zufrieden. Der Technische Werkleiter der SVE hat um 5.55 Uhr an der Sulzgrieser Steige den ersten Bus zum Obertürkheimer Bahnhof genommen. „Der war überraschend gut gefüllt“, berichtet er von acht Fahrgästen, die an verschiedenen Esslinger Haltestellen zugestiegen und bis nach Stuttgart durchgefahren seien. „Sie alle waren angetan von diesem Angebot.“ Bis etwa 9 Uhr seien drei größere Standardbusse im Einsatz gewesen, danach drehte nur noch einer von ihnen die Runde, ergänzt von zwei Kleinbussen. „Wir werden zunächst vor allem kleine Busse fahren lassen“, kündigt Müller an. Aufgrund der Coronakrise werde in vielen Firmen derzeit nicht gearbeitet und auch die Geschäfte in Esslingen und Stuttgart seien geschlossen, weshalb das Fahrgastaufkommen nicht so groß sei wie ursprünglich erwartet. Im Schnitt seien die Busse gestern mit drei bis fünf Fahrgästen besetzt gewesen.

Probleme habe es am ersten Betriebstag der Linie 109 keine geben, zieht Müller Bilanz. Entlang der Strecke in Esslingen seien nur vereinzelt im Weg stehende Autos abgeschleppt worden, in Uhlbach und Obertürkheim waren solche Aktionen nicht erforderlich. „Wir werden das die nächsten Tage beobachten.“ Der Städtische Verkehrsbetrieb stehe mit den Ordnungsämtern in Esslingen und Stuttgart in engem Kontakt.