Die Fahrradführung zu Stuttgart 21 macht auch an der Neckarbrücke halt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Bahn bietet probeweise Führungen zu S-21-Baustellen an, die mit Pedelecs absolviert werden. Dabei soll die Dimension des Städtebaus erfahrbar werden.

Stuttgart - Für die einen liegt die städtebauliche Zukunft der Landeshauptstadt hinter dem Bahnhof, die anderen warnen eindringlich davor, mit dem neuen Quartier am Rosenstein würde weitere Entwicklung auf den Schienen, wenn nicht verunmöglicht, so doch zumindest erheblich erschwert.

Klar ist aber, nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 wird sich die Gegend zwischen Hauptbahnhof, Schloss Rosenstein und dem bestehenden Nordbahnhofviertel grundlegend verändern. Sei es durch den beginnenden Städtebau, wie ihn sich eine Mehrheit im Stuttgarter Gemeinderat wünscht oder durch den Bau einer Ergänzungsstation in Tieflage nebst neuer Tunnel, die dort hinführen, wie er im grün-schwarzen Koalitionsvertrag auf Landesebene angestrebt wird.

Fahrradführung während der Mobilitätswoche

Der Bahnprojektverein Stuttgart-Ulm, der den Infoturm am Bahnhof betreibt und für das Vorhaben werben soll, will nun mit einem neuen Führungsangebot die Dimension der umkämpften Entwicklungsfläche zeigen und setzt dabei auf den Einsatz von E-Bikes. Während der am Donnerstag beginnenden ersten Stuttgarter Mobilitätswoche soll die Größe des Städtebauvorhabens buchstäblich erfahrbar werden. Beginnend am Biergarten im Mittleren Schlossgarten steuert die Führung zunächst das Portal des bestehenden Rosensteintunnels an.

Auf dem Weg dorthin soll den radelnden Führungsgästen die trennende Wirkung verdeutlicht werden, die die Gleise heute in der Stadt entfalten. „Wir zeigen den bis zu sechs Meter hohen Damm, auf dem die Züge heute rollen“, sagt Sebastian Heinel vom Projektverein, der die Führung konzipiert hat. Nächster Stopp ist am bisherigen Abstellbahnhof an der Ehmannstraße, wo in zwei großen Baugruben an den Tunneln für die S-Bahn und den Fern- und Regionalverkehr zum neuen Hauptbahnhof gearbeitet wird. Von diesem Standort aus erschließt sich auch die Größe der zur Disposition stehenden Gleisanlagen, wo heute noch Züge zwischen zwei Einsätzen abgestellt, gewartet und gereinigt werden. „So bekommt man einen Eindruck davon, was hinter der nüchternen Zahl von 100 Hektar steht.“ Diese Größe geben die S-21-Macher für das frei werdende Areal an.

Stadt der kurzen Wege soll erfahrbar werden

Durch den Rosensteinpark geht es weiter zum gleichnamigen Schloss, von wo aus sich der Blick auf die neue Neckarbrücke öffnet, die bis auf die Gleise und den Fahrdraht fertig gestellt ist. Durch den Unteren und Mittleren Schlossgarten geht die Fahrt zum Ausgangspunkt zurück. Gefahren wird auf den Pedelecs der Deutschen Bahn, die schon länger in der Region als Leihfahrzeuge zur Verfügung stehen. „Wir können dabei zeigen, dass die DB auch ein Angebot auf der letzten Meile hat“, sagt Heinel. Gemeint ist damit, die Verknüpfung von Bahnhof und Wohnort oder Arbeitsstelle.

Die Fahrräder mit elektrischer Unterstützung, die normalerweise an mehr als 180 Stationen in der Region gemietet werden können, werden für die Führungen vom Projektverein gestellt. Die Wahl auf diesen rollenden Untersatz ist nicht zufällig. „Wer das Gebiet erradelt, bekommt einen Eindruck davon, dass am Rosenstein tatsächlich die Stadt der kurzen Wege entstehen kann, bei der das Rad oder das zu Fuß gehen ausreichen, um das Ziel zu erreichen“, sagt Heinel. Die Führungen auf Fahrrädern ist für den Verein ein Versuch im Rahmen der Mobilitätswoche. „Wenn das gut ankommt, können wir uns aber vorstellen, das in unser Programm aufzunehmen, wenn das Wetter wieder mehr zum Radfahren einlädt.“

Zwei Fahrradtouren täglich

Bis Mittwoch kommender Woche sollen täglich zwei Fahrradtouren angeboten werden, die jeweils um 10 und um 14 Uhr starten. Zu den 19 Gästen pro Runde gesellt sich ein Führer. Gebucht werden kann das Angebot auf der Internetseite des Vereins www.its-projekt.de oder per E-Mail an die Adresse baustellenfuehrung@its-projekt.de. Jede Führung dauert rund drei Stunden, wobei die eigentliche Radtour gut anderthalb Stunden dauert. Die Teilnahme kostet 20 Euro, ermäßigt 15 Euro.