Stehen in Weil der Stadt etwa am Bahnhof parat: E-Scooter Foto: Simon Granville

In einer sechsmonatigen Testphase werden E-Scooter der Marke Zeus ausprobiert. Anderswo ist man über den anfänglichen Falschparker-Ärger hinweggekommen.

Der eine mag sich über ein neues Mittel der Fortbewegung freuen, dem anderen sind sie ein Dorn im Auge: Eine gute Woche schon haben auch in Weil der Stadt E-Scooter Einzug gehalten, rund 80 der motorisierten Roller können seitdem im Stadtgebiet gemietet werden. Einer entsprechenden, sechsmonatigen Testphase hatte der Technische Ausschuss in seiner Märzsitzung stattgegeben. Die Entscheidung war knapp: Sechs Ja- und fünf Neinstimmen gab es für den Beschluss. Die Kommune ist nicht die erste im ehemaligen Kreis Leonberg, in dem die Roller der irischen Firma Zeus eingeführt werden.

Trend kommt jetzt in Weil der Stadt an

Neben Bus und Bahn gibt es in Weil der Stadt bislang zwei Regio-Rad-Stationen – der Trend E-Scooter war in der Keplerstadt bisher aber nicht angekommen. Die Firma Zeus sei die erste, die mit einem Angebot auf die Stadt zugekommen sei, heißt es von der Verwaltung. Für die Stadt sei das Angebot kostenlos. „Die Scooter sind ein weiteres Angebot im Mobilitätsmix, das ausschließlich von einem privaten Anbieter betrieben wird“, sagt Bürgermeister Christian Walter zur Pilotphase. „Sie können innerhalb der Kernstadt, aber auch zwischen den Ortsteilen genutzt werden – und das unabhängig von einem zeitgebundenen Fahrplan oder von ortsgebundenen Stationen.“ Welche Rolle die Scooter letztendlich einnehmen, würden die Bürger individuell entscheiden.

Dabei wirbt das Start-up, dass sich nach eigenen Angaben besonders auf kleine und mittelgroße Städte fokussiert, mit einigen Vorteilen gegenüber der Konkurrenz. Vorne mit dabei: Statt der üblichen zwei haben die Zeus-Roller drei Reifen und sollen so verkehrssicherer sein, nach Angaben des Herstellers sind sie die Ersten ihrer Art.

Falsch geparkte E-Scooter lösen oft Frust aus

Ärger machen E-Scooter vielerorts außerdem wegen Falschparkerei. Auch dafür hat Zeus eine Lösung parat: In eingerichteten Parkverbotszonen können Fahrten mit den E-Scootern nicht beendet werden, wer in eine Fahrverbotszone rollt, dem wird der Saft abgedreht. Nutzer müssen außerdem nach dem Parken ein Foto vom abgestellten Scooter einreichen. Wer trotzdem gegen die Regeln verstößt, der muss – so verspricht es der Anbieter – ein Bußgeld zahlen und wird sogar für die weitere Nutzung gesperrt.

Trotz dieser Vorkehrungen kursierten in den ersten Tagen nach der Einführung in Weil der Stadt bereits einige Bilder und Beschwerden durch die sozialen Netzwerke: Roller blockierten Fußgängerwege und lagen umgekippt an Häuserecken. Dass zu Anfang an viel Kritik laut wurde, berichtet auch Thomas Schäfer: Er ist Bürgermeister der Strohgäugemeinde Hemmingen, dort wurden die Zeus-Roller im vergangenen Herbst eingeführt. „Den üblichen Shitstorm“ habe es damals gegeben. „Die Erfahrungen haben sich aber ins Positive gewandelt“, berichtet der Bürgermeister. „Das ist geprägt von den Erfahrungen in großen Städten“, glaubt Schäfer. Ein Lernprozess habe bei den Nutzern eingesetzt – geparkt wird nun meist schön am Rand. Genutzt werden die Scooter in Hemmingen allemal: 665 Trips mit 1200 Kilometer Strecke wurden allein im vergangenen Monat gemacht. Die Zusammenarbeit mit dem Anbieter Zeus bewertet Schäfer als positiv.

Wie funktioniert es in anderen Kommunen?

Auch anderswo teilt man die positiven Erfahrungen mit den Zeus-Scootern. So hat etwa jüngst die Stadt Ludwigsburg die Roller nach einer zweijährigen Testphase dauerhaft eingeführt. In Korntal-Münchingen und Renningen, in denen ebenfalls die Firma Zeus präsent ist, liegt die Zahl der Beschwerden über falsch geparkte E-Scooter weit unter denen zu falsch geparkten Autos.

In Weil der Stadt setzt man nun auf die präventiven Maßnahmen in Sachen Parken. Sollte trotzdem ein Vergehen durch Dritte passieren, könne dies einem 24-Stunden-Service gemeldet werden, so die Stadtverwaltung. Gleichermaßen würden regelmäßig Kontrollgänge von der Firma durch das Geschäftsgebiet durchgeführt. Auch um das Einsammeln eventuell falsch geparkter Roller kümmert sich die Firma.

Anfangs fehlten die Sperrzonen

Ein wenig geholpert hat es zu Beginn trotzdem: Zum Start der Testphase waren die Sperrzonen in der Weiler Altstadt und um die Merklinger Kirchenburg nicht richtig hinterlegt – und die Fahrt damit dort möglich. Inzwischen sei das Versäumnis nachgeholt, so die Verwaltung. Aussagen zu den bisherigen Nutzerzahlen lassen sich noch nicht treffen. „Es scheint aber der Fall zu sein, dass die E-Scooter sich einerseits schon einer regen Nachfrage erfreuen, gleichwohl aber auch Bedenken und erste Beschwerden aufkommen.“