Ob die Zusammenarbeit von PR-Frau Kelly Jones (Scarlett Johansson) und Offizier Cole Davis (Channing Tatum)klappen wird? Foto: dpa/Dan Mcfadden

Der Retro-Abenteuerfilm „To The Moon“ von Greg Berlanti lässt das zeithistorische Ereignis in einem neuen Licht erscheinen. Scarlett Johansson, die den Film auch produziert hat, entpuppt sich als geniale Besetzung für eine toughe Marketing-Fachfrau.

Als Neil Armstrong am 21. Juli 1969 seinen Fuß auf den Mond setzte, war das bekanntlich ein kleiner Schritt für ihn, ein riesiger Sprung für die Menschheit, aber ein noch größeres Medienereignis. Zwischen 500 und 600 Millionen Menschen verfolgten das Geschehen im Fernsehen, was damals einer weltweiten Einschaltquote von etwa fünfzig Prozent entsprach. Die erste Mondlandung war das wichtigste Pop-Event seiner Zeit, dessen Bilder bis heute im globalen, kulturellen Gedächtnis verankert sind. Dafür braucht es nicht nur versierte Ingenieure und mutige Astronauten, sondern auch clevere Marketing-Leute, die das unglaubliche Ereignis optimal verkaufen.

Beide Seiten bringt nun die romantisch-astrophysikalische Komödie „To the Moon“ von Greg Berlanti zusammen. Kelly Jones (Scarlett Johansson) ist eine mit alles Wassern gewaschene PR-Frau, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, wenn es darum geht ein Produkt zu vermarkten. Der Zweck heiligt für Kelly so gut wie alle Mittel. Dieser machiavellistische Berufsethos bringt sie auf den Radarschirm des Regierungsbeauftragten Moe Burkus (Woody Harrelson), der die Marketing-Fachfrau anheuert, um dem amerikanischen Volk die Reise zum Mond zu verkaufen.

Voller Enthusiasmus hatte John F. Kennedy 1962 die Landung auf dem Mond noch im selben Jahrzehnt angekündigt und damit den Wettlauf im All gegen die Sowjetunion aufgenommen. Unter seinem Nachfolger Richard Nixon hat das milliardenteure Raumfahrtunternehmen jedoch an Popularität verloren. Die Augen der Öffentlichkeit sind Ende der Sechziger eher auf den desaströsen Vietnamkrieg und die sozialen Probleme vor der eigenen Haustür als auf das Apollo-Programm gerichtet.

Und so wird Kelly nach Florida beordert, wo sie das Image der Nasa aufpolieren und das Volk für die Mondmission begeistern soll. Im pinkfarbenen Kleid stolziert sie mit ihrer Assistentin Ruby (Anna Garcia) in die Starthalle 39A des Kennedy Space Centers, wo die Apollo 11 gebaut wird, und übernimmt selbstbewusst das PR-Kommando.

Der verantwortliche Nasa-Offizier Cole Davis (Channing Tatum) zeigt sich wenig begeistert von ihrer Mission. Die zahllosen technischen Probleme, von deren Lösung das Gelingen des Unternehmens und das Überleben der Astronauten abhängt, sind ihm wichtiger als der ganze Marketing-Zirkus. Der fatale Test der Apollo 1, bei dem die Raumkapsel zwei Jahre zuvor Feuer fing und drei Astronauten ums Leben kamen, steckt ihm als traumatische Erfahrung noch in den Knochen.

Aber auch ohne Coles Unterstützung startet Kelly ihre PR-Kampagne für die Mondlandung. Innerhalb kürzester Zeit findet sie von Cornflakes-Fabrikanten bis zu Uhrenherstellern Sponsoren, die das Nasa-Unternehmen promoten. Cole muss schließlich einsehen, dass er auf Kellys Hilfe angewiesen ist, wenn es darum geht konservative Senatoren zu überzeugen, die mit einer Sperrung der Fördergelder im Kongress drohen. Und natürlich setzt die Zusammenarbeit der beiden Gefühle frei, die schon bald weit über eine professionelle Kooperation hinaus gehen.

Schließlich bekommt Kelly von Moe Burkus den Auftrag, in einem geheimen Studio eine Fake-Mondlandung zu inszenieren, deren Bilder in die Welt gesendet werden sollen, falls die reale Mondlandung schief gehen sollte. Damit nimmt „To the Moon“ auf humorvolle Weise eine der populärsten Verschwörungstheorien auf, die seit Jahrzehnten behauptet, dass eine Mondlandung nie stattgefunden hat und deren Bilder von der Nasa gefälscht wurden. Während die Raumsonde Eagle auf der Mondoberfläche landet, wird unten auf der Erde darum gerungen, ob die echten oder die gefälschten Bilder des historischen Moments in die Welt gehen – was auch die Liebe zwischen dem grundehrlichen Nasa-Offizier und der gewieften PR-Frau auf eine harte Probe stellt. Wie schon zuletzt David Leitchs Action-Romanze „The Fall Guy“ fühlt sich auch „To the Moon“ der Tradition der Screwball-Komödien verpflichtet, die in den dreißiger und vierziger Jahre in Filmen wie „Leoparden küsst man nicht“ (1938) mit viel Wortwitz die Romantik in asynchronen Paarbeziehungen herausarbeiteten.

Greg Berlanti („Love, Simon“) mischt dieses Konzept mit einem Retro-Abenteuerfilm, der das zeithistorische Ereignis in einem neuen Licht erscheinen lässt. Äußerst aufwendig und detailreich wird hier das Innenleben der Nasa der späten sechziger Jahre rekonstruiert und mit einer fiktiven Hintergrund-Story versehen. Geradezu schwerelos vermischen sich romantische, wissenschaftliche, moralische und politische Fragen zu einem vergnüglichen Filmcocktail.

Im Ringen um Wahrheit und Lüge werden unaufdringlich die Konflikte unserer Zeit um Fake News und alternative Fakten gespiegelt. Dabei erweist sich Scarlett Johansson, die den Film mit ihrer Firma auch produziert hat, mit ihrem wunderbar ironischen Sexappeal als geniale Besetzung für die scheinbar gewissenlose PR-Queen, die ihren moralischen Kompass in Beruf und Liebe neu justieren muss.

To The Moon. USA 2024. Regie: Greg Berlanti. Mit Scarlett Johansson, Channing Tatum, Woody Harrelson. 132 Minuten, ab 6 Jahren.