Foto: dpa/Klaus Bogon

Fledermausarten sind vom Aussterben bedroht

Hofen - Das Wichtigste vorweg: Heimische Fledermäuse sind keine Träger des neuartigen Coronavirus. Angst davor, dass die Tiere hierzulande Menschen anstecken könnten, braucht laut Naturschutzbund (Nabu) niemand zu haben. „Es gibt keine Belege dafür, dass die in Deutschland heimischen Fledermäuse Träger jenes Corona-Stammes sind, dem auch das Coronavirus SARS-CoV-2 entstammt“, ist auf der Nabu-Website zu lesen.

Vielmehr sind die Tiere schutzbedürftig: „Inzwischen sind fast alle Arten bedroht“, sagt Robert Pfeifle vom Nabu Baden-Württemberg. Besonders betroffen sind die Große und Kleine Hufeisennase sowie die Wimpern- und Mopsfledermaus. Sie leiden unter dem Insektensterben, denn dadurch wird ihnen die Nahrungsgrundlage entzogen. Dabei sind Fledermäuse durchaus nützlich, schließlich fressen sie Getreide- und Waldschädlinge – genau wie Schnaken.

Ein weiteres Problem für die nachtaktiven Tiere sind schwindende Rückzugsorte: Im Wald aber auch in und an Gebäuden finden sie immer seltener Unterschlupf. Denn viele Menschen wollen Fledermäuse nicht in ihrer Umgebung haben. Daher wünscht sich Pfeifle mehr Akzeptanz für die Tiere, sodass Fledermäuse ausreichend Stellen finden können, um tagsüber zu schlafen und die Jungen aufzuziehen. Beliebte Rückzugsorte sind zum Beispiel während der Sommermonate Felsspalten, Dachböden oder Mauernischen.

Gut zu beobachten sind die Tiere ab der Dämmerung derzeit rund um den Max-Eyth-See, der ein großes Jagdgebiet für Fledermäuse ist. In Baden-Württemberg kommen etwa 21 Arten vor, zehn bis zwölf davon sind auch in den Neckarvororten heimisch, schätzt Pfeifle. Zu deren Schutz kann jede und jeder beitragen, etwa „durch naturnahe Gärten mit einer hohen Biodiversität“. Das bedeutet: unterschiedliche, heimische Pflanzen, die zahlreichen Tierarten – auch Insekten – Lebensraum bieten. Geeignet sind zum Beispiel Liguster, Holunder, Weißdorn, Nachtviole oder Nachtkerze, da diese Pflanzen nachtaktive Insekten anlocken. Aber auch Nistkästen, die aus Holz selber gebaut werden können, bieten den Fledermäusen Unterschlupf.

Auch die Politik sieht der Naturschützer in der Pflicht, die „das Insektensterben, verursacht durch Insektizide und Monokulturen auf den Feldern und im Wald, umkehren und für bessere Bedingungen für Insekten sorgen muss“, sagt Pfeifle, der ein Projekt zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Mopsfledermaus durchführt. Zusammen mit Forstverantwortlichen werden die Strukturen im Wald analysiert und ermittelt, wie Waldfledermausarten Lebensräume finden können.

Für den Menschen geht von Fledermäusen nur eine sehr geringe Gefahr aus: Zwar gibt es Fledermaustollwut, die durch einen Biss auf den Menschen übertragen werden kann, einen solchen Fall gab es in Baden-Württemberg aber in den vergangenen 20 Jahren nicht. Ohnehin ist ohne direkten Kontakt zu den Tieren niemand – auch Hausbesitzer mit einem Fledermausquartier im Dachstuhl – einer Gefahr ausgesetzt. Solange man die Tiere nicht anfasst, werden selbst tollwütige Fledermäuse nicht angreifen. Daher sollte eine Fledermaus – wenn überhaupt – nie ohne Handschuhe berührt werden, rät Pfeifle.

Im Freien unterwegs sind die Fledermäuse noch bis in den Herbst. Von November bis März steht der Winterschlaf an. Zu dieser Zeit gibt es für die Tiere so gut wie keine Nahrung, weil auch die Insekten Winterschlaf halten oder sich in Winterstarre befinden.

Das Winterquartier der Fledermaus muss kühl und feucht, aber vor allem frostfrei sein. Als Rückzugsort dienen zum Beispiel Höhlen, Stollen, Bunker, Keller oder hohle Bäume. Während des Winterschlafs senken die Tiere ihre Körpertemperatur auf fünf bis drei Grad und wollen in Ruhe gelassen werden. Werden sie geweckt, verbrauchen sie Teile ihrer angefressenen Fettreserven, um ihre Körpertemperatur wieder zu erhöhen. Passiert das im Winter zu oft, reichen die Reserven vielleicht nicht bis zum Frühjahr und die Tiere sterben.

Fledermäuse werden übrigens sehr alt, mehr als 20 Jahre sind laut Nabu, abhängig von der Art, keine Seltenheit. Meist sterben sie vorher und zwar wegen menschlicher Einflüsse, wie dem zu nehmenden Straßenverkehr oder dem schwindenden Lebensraum.