Wo Feuersalamander leben, wirkt die Natur in Ordnung. Foto: dpa/David Ebener

Naturdenkmale leiden teils unter den Menschen, die sie besuchen. Allerdings hat die Medaille zwei Seiten. „Nur das, was ich kenne, bin ich auch bereit zu schützen.“ Stimmen von den Fildern und eine Bildergalerie mit Naturdenkmalen.

Das Ziel lautet: Bis 2030 sollen 30 Prozent der Erdoberfläche – Land und Wasser – unter Naturschutz stehen. So sieht es ein Abkommen vor, das die internationale Staatengemeinschaft im Oktober 2021 im chinesischen Kunming unterzeichnet hat. Tier- und Pflanzenwelt sollen so besser geschützt und das Artensterben gebremst werden. Derzeit stehen acht Prozent der Meere und 17 Prozent der Böden unter Schutz. In Deutschland sind dies beispielsweise Naturschutzgebiete, aber auch noch kleinere Einheiten: die Naturdenkmale.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Streit statt Erholung am See

Bei den Naturdenkmalen sind manche bekannter als andere. Es sind Bäume, Wiesen, Steinbrüche, Bachauen. Nicht immer sind sie gekennzeichnet, und Experten sind auch nicht grundsätzlich froh , wenn explizit auf sie hingewiesen wird. Sabine Schwiete, die Umweltreferentin in Filderstadt, sagt: „Es ist ein zweischneidiges Schwert.“ Einerseits findet sie es gut, wenn man für Naturdenkmale die Werbetrommel rührt, andererseits sei den natürlichen Kleinoden aber nicht geholfen, wenn viele Menschen zu ihnen pilgern, sagt sie.

In der Natur sollte man sich grundsätzlich rücksichtsvoll verhalten. „Alle wild lebenden Pflanzen und Tiere stehen unter Schutz“, sagt Sabine Schwiete. Manche aber noch einmal unter ganz besonderem. Überschrieben sind solche geschützten Bereiche etwa mit Naturdenkmal, Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet oder Naturreservat.

Das bekannteste Naturdenkmal in Filderstadt

Das wohl bekannteste Naturdenkmal in Filderstadt ist die Haberschlaiheide in Bonlanden. Das bringt auch Nachteile. „Hier gibt es häufiger mal Probleme“, sagt Sabine Schwiete. Die Leute blieben oftmals nicht, wie vorgeschrieben, auf den Wegen. Sie würden die Hecken auseinanderziehen, um auf die Heide zu gelangen.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Jetzt greifen die Behörden im Eichenhain stärker durch

Von ähnlichen Schwierigkeiten berichtet die Stadtverwaltung von Leinfelden-Echterdingen. Vor allem das Mahdenbachtal in Musberg leide unter den Besuchern. „Dieses wunderbare Tal, auf dessen Wiesen noch Trollblumen vorkommen, wird immer stärker von Erholungssuchenden und Hundeführern beeinträchtigt“, lässt der Stadtsprecher Thomas Krämer ausrichten. „Es haben sich inzwischen mehrere Trampelpfade über die Wiesen gebildet, die auch kräftig von Mountainbikern und anderen Radfahrern genutzt werden.“ Mit der Konsequenz, dass dort weniger Trollblumen und Wiesenkräuter wachsen, so Krämer. „In Folge dessen werden auch weniger Schmetterlinge und andere Insekten auf den Wiesen Nahrung und Fortpflanzungsstätten finden.“ Ganz zu schweigen von dem Hundekot, der eine Mahd und damit Heugewinnung teils unmöglich mache.

Also die Menschen lieber fernhalten von den besonderen Flecken in der Natur? Auch Siegfried Zenger sieht die Probleme. Die Leute „treten alles platt“ beim Fotografieren, pflücken seltene Pflanzen. Und trotzdem habe die Medaille eben zwei Seiten. „Nur das, was ich kenne, bin ich auch bereit zu schützen“, sagt der Regionalentwickler beim Landratsamt Böblingen. „Wir müssen den Menschen die Möglichkeit geben, die Natur kennenzulernen.“