Karim Adeyemi, Niklas Süle und Nico Schlotterbeck (von links) bilden zusammen mit Marco Reus und Julian Brandt den BVB-Block im Kader der Nationalmannschaft. Foto: Baumann

Im DFB-Kader tummeln sich plötzlich viel mehr Spieler von Borussia Dortmund als zuvor. BVB-Geschäftsführer Watzke verrät, dass genau das der Plan hinter den Transfers war.

Die Sache mit der Blockbildung beschäftigt die Strategen des DFB schon seit einiger Zeit. Zur EM im vergangenen Sommer ließen sie in ihrem Basisquartier beim Ausrüster in Herzogenaurach Wohnhütten errichten, in denen vier Mann Platz haben. Die kleinen Blocks aus Holz stehen auch heute noch, und die Nationalspieler und der Stab füllen sie in diesen Tagen in der Vorbereitung auf die vier Partien in der Nations League wieder mit Leben. Vor dem Auftakt an diesem Samstag in Bologna gegen Italien (20.45 Uhr/RTL) stehen die Einheiten für die Vierer-WGs wieder.

Nur die Bewohner-Blöcke darin haben sich verschoben.

Dortmund bildet neben dem FC Bayern das personelle Gros im Team

Klar, in der fränkischen Trainer-WG haust nun längst Hansi Flick. Der Bundestrainer hat nach der Ära Löw gleich noch ein paar neue Assistenten in die Wohngemeinschaft mitgebracht – auch sonst weht frischer Wind durch die Behausung im Grünen.

Der sogenannte Bayern-Block aus München mit dem Kapitän Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Thomas Müller, Leon Goretzka, Leroy Sané, Serge Gnabry und Jamal Musiala ist für eine Viererwohneinheit von Herzogenaurach zwar noch immer zu groß – in diesen Tagen kam nun aber eine neue Gruppe dazu, die es so zuletzt nicht gegeben hatte im Kreis der DFB-Elf: ein großer Block von Borussia Dortmund.

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Mit den BVB-Verpflichtungen der Innenverteidiger Niklas Süle vom FC Bayern und Nico Schlotterbeck (SC Freiburg) sowie des Sturmtalents Karim Adeyemi von Red Bull Salzburg verschieben sich die Kräfteverhältnisse in der DFB-Elf ein wenig. Denn neben dem traditionell kräftigen Bayern-Rot wird Schwarz-Gelb die zweite dominante Farbe beim viermaligen Weltmeister. Oder anders: Der zuletzt kaum noch präsente Vizemeister aus Dortmund bildet nun neben den Bayern das personelle Gros im Team von Hansi Flick – denn neben den drei Neuverpflichtungen Süle, Schlotterbeck und Adeyemi sorgen auch die beiden BVB-Offensivkräfte Julian Brandt und Marco Reus für einen schwarz-gelben Anstrich im Kader.

Aus dem BVB-Kreis war 2014 nur Mats Hummels Stammkraft

Bundestrainer Flick, der frühere Bayern-Coach, findet den Borussen-Zuwachs in seinem Team gut. „Ich begrüße das absolut“, sagt er: „Die Vergangenheit hat gezeigt: Wenn man zwei Vereine hat, die in der Nationalmannschaft einen Block bilden, kann man damit sehr erfolgreich sein.“

Beispiele dafür gibt es in der jüngeren und älteren Vergangenheit der DFB-Elf genug. Man kennt sich, man schätzt sich – in den 1970er-Jahren etwa bildeten die Profis des FC Bayern und von Borussia Mönchengladbach das Gerüst der Nationalmannschaft, die 1972 mit ihrem berühmten „Ramba-Zamba-Fußball“ Europameister wurde und zwei Jahre später auch ohne Ramba-Zamba den WM-Titel im eigenen Land holte.

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Beim WM-Triumph 1990 in Italien waren sechs Bayern-Spieler und der starke italienische Block um die Legionäre Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann dabei. Den vierten Stern holte sich die Nationalelf dann 2014 in Brasilien mit sieben Münchnern und vier Dortmundern im Kader – wobei aus dem BVB-Kreis damals nur Innenverteidiger Mats Hummels Stammkraft war.

Borussia Dortmund wollte die deutsche Note im Kader stärken

Der inzwischen 33-jährige Hummels wiederum muss mit den neuen Teamkollegen Süle und Schlotterbeck auch in Dortmund plötzlich Konkurrenz um einen Stammplatz fürchten. Rund um die DFB-Elf wiederum gilt es längst als eine Art offenes Geheimnis, dass Hummels’ Länderspielkarriere wohl beendet ist. Eine Hintertür gibt es immer, klar – aber angesichts der Konkurrenz mit Süle, Schlotterbeck und Antonio Rüdiger dürfte es für ihn kein Zurück mehr geben unter Bundestrainer Hansi Flick. Zumal der Weltmeister in diesem Fußballerleben nicht mehr schneller wird und sein mangelndes Tempo schon bei der EM 2021 ein Problem im deutschen Spiel war.

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Bei Borussia Dortmund wiederum hat man sich auch deshalb für die Verpflichtung der neuen Hummels-Konkurrenten Süle und Schlotterbeck entschieden, um die deutsche Note im Kader zu stärken. „Wir hatten das Gefühl, dass wir wieder mehr deutsche Nationalspieler haben wollen, ich hatte das dem Bundestrainer schon so angekündigt“, sagt der BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zur Einkaufspolitik des achtmaligen deutschen Meisters, der nach einer verkorksten Saison „eine neue Hierarchie aufbauen“ möchte. Durch die deutschen Nationalspieler, so Chef Watzke weiter, sei dies ein bisschen leichter: „Es war der Zeitpunkt da, in unserem Kader wieder mehr Reibung zu erzeugen und neue Reizpunkte zu setzen.“

Flick: „Unsere Topspieler in Deutschland zu haben ist etwas Besonderes“

Das will auch Hansi Flick bei der DFB-Elf tun – und hat dabei nicht nur die Winter-WM in Katar (21. November bis 18. Dezember) im Blick. „Unsere Topspieler in Deutschland zu haben ist etwas Besonderes“, sagt er: „Das bringt uns auch im Hinblick auf das übernächste Turnier weiter.“

Flick meint die Heim-Europameisterschaft 2024 – bei der der Block aus Münchnern und Dortmundern für den großen Triumph sorgen soll.