Das Netz der Stuttgarter S-Bahn wird im Sommer unterbrochen. Foto: imago /Arnulf Hettrich

Wenn der Innenstadttunnel der S-Bahn für Sanierungsarbeiten gesperrt wird, schickt die Bahn keine S-Bahnen mehr über die Umleitungsstrecke. Das hat Folgen für die Fahrgäste.

Auf die wegen Ausfällen, technischer Probleme oder ausgedünnter Fahrpläne ohnehin nicht verwöhnten Fahrgäste der S-Bahn Stuttgart kommt weiteres Ungemach zu. Bereits zum dritten Mal in Folge wird der zentrale Tunnelabschnitt in der Innenstadt, der sogenannte Stammstreckentunnel, wegen Sanierungsarbeiten während der Sommerferien gesperrt. Doch anders als in den Jahren zuvor, wird es in dieser Zeit keine S-Bahnen geben, die über den Panoramaabschnitt der Gäubahn umgeleitet werden. Für Fahrgäste zieht das mindestens einen zusätzliche Umstieg nach sich.

Ausfälle in den zurückliegenden Jahren

In den zurückliegenden Jahren war das Konzept, S-Bahnen statt durch den Tunnel via oberirdischer Strecke zwischen Innenstadt und Vaihingen umzuleiten, nicht aufgegangen. Nach kurzen Einsätzen waren die S-Bahnen derart in Mitleidenschaft gezogen, dass andere Verkehrsmittel eingesetzt werden mussten. Die Bahn will kein drittes Mal in diese Lage kommen. „Für die Stammstreckensperrungen in den Jahren 2023 und 2024 wird daher durch die DB erwogen, von vorn herein auf eine Nutzung der Panoramabahn mit S-Bahn-Fahrzeugen zugunsten eines optimierten Pendelverkehrs mit anderen Zügen zu verzichten“, heißt es in einem Papier für die Verkehrspolitiker der Regionalversammlung, die sich kommende Woche mit dem Thema befassen.

Die Bahn hatte versucht, das Problem in den Griff zu bekommen. Aber auch der nach der Sommerpause 2021 vermehrte Einsatz von Schmiermittel „an den vermuteten kritischen Stellen der Strecke in den engen Bögen“ habe nicht zum gewünschten Effekt geführt. Eine Untersuchung der Strecke habe ergeben, dass die Gleise in einem Zustand seien, der sich „zwar innerhalb der einschlägigen Normen und Richtlinien“ bewege, aber der eben auch zu einer erhöhten Abnutzung der Radsätze führen kann. Den Gleisen ein neues Profil zu verpassen, sei nicht mehr möglich – und für einen Austausch der Schienen reiche die Zeit bis zu den Sommerferien nicht mehr.

Verband fordert Sanierung der Strecke

Eine Argumentation, die nicht überall verfängt. „Die DB Netz AG ist gefordert, den sicheren Betrieb von S-Bahnen über die Gäubahn zu ermöglichen, wie dies in früheren Jahren auch funktioniert hat“, sagt Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD). Ohne S-Bahnen sei der Umleitungsverkehr bei der Stammstreckensperrung in den Sommermonaten für die Fahrgäste zeitaufwendig und mit viel Umsteigen verbunden. Ein Bahnsprecher verweist auf Erkenntnisse eines Gutachters zum „komplexen Zusammenspiel von Rad und Schiene auf der Panoramabahn“. Diese werde man am Mittwoch den Regionalräten vorstellen. „Diskussionen ohne diese Kenntnisse sind wenig hilfreich“.

Der VCD unterstreicht zudem ein weiteres Mal seine Haltung, dass die sanierte Gäubahn auch nach 2025 zum Hauptbahnhof geführt werden soll. Derzeit plant die Bahn, die Strecke wegen der Bauarbeiten für Stuttgart 21 im Jahr 2025 zu unterbrechen. Der Bau einer alternativen Führung der Strecke wird sich bis in die 2030er-Jahre hinziehen. In der Zwischenzeit müssten Fahrgäste in Vaihingen oder an einem noch zu bauenden Bahnsteig am Nordbahnhof umsteigen.

In der Regionalversammlung schaut man erst einmal bis zum Sommer. Die Bahn müsse „schnellstmöglich ein leistungsfähiges Ersatzverkehrskonzept“ vorlegen.