Die flüggen Jungvögel sitzen meist hoch in den Bäumen im Amazonienhaus. Foto: Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann

In der Wilhelma sind vor etwa sechs Wochen drei kleine Braunohrarassaris geboren worden. Wo sind sie zu sehen?

Im Stuttgarter Zoo gibt es gefiederten tierischen Nachwuchs: Drei Braunohrarassaris – eine Tukanart – sind im Amazonienhaus zur Welt gekommen. Wer sie sehen möchte, darf sich also auf Dschungelpfade begeben und kann mit etwas Glück und guten Augen beobachten, wie diese Tukan-Art hoch in den Bäumen gerade ihren flügge gewordenen Nachwuchs füttert. Das erklärt Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann.

Die Braunohrarassaris besitzen einen oft bunt gefärbten riesigen Schnabel. Sie sind in Mittel- und Südamerika beheimatet. Trotz seiner Größe ist der Schnabel federleicht, da er von Luftkammern durchzogen ist. Er dient der Thermoregulation und hilft dem Tukan also, den Körper bei hohen Temperaturen abzukühlen. Außerdem ist der Schnabel ein nützliches Werkzeug, um Früchte vom Baum zu pflücken und wie mit einer Fruchtpresse zu zerquetschen. So können die Elternteile diese auch gut dem Nachwuchs füttern.

Drei Tukanarten leben im Stuttgarter Zoo

In der Wilhelma leben derzeit drei Tukanarten: die rund 45 Zentimeter mittelgroße Braunohrarassari, die rund 30 Zentimeter langen Grünarassari und auch Riesentukane, die bis zu 60 Zentimeter lang werden können. Alle drei Arten haben im Stuttgarter Zoo regelmäßig Nachwuchs, auch wenn die Haltung von Tukanen sehr anspruchsvoll ist, so Meierjohann.

Tukane gehören zu den Spechtvögeln. Sie sind Höhlenbrüter und nutzen in der Natur Spechthöhlen. Sie können auch in morschen Stämmen selbst Hohlräume anlegen. Bei den Braunohrarassaris in der Wilhelma fand die Brut in einem hölzernen Nistkasten statt. Hier legte das Brutpaar den Angaben zufolge drei weiße Eier, die 17 Tage lang bebrütet wurden. Die zunächst noch komplett federlosen Jungvögel wuchsen aber rasend schnell heran. Bereits 45 Tage nach dem Schlüpfen waren sie flugfähig und in der Lage, den schützenden Nistkasten zu verlassen. Aber weiterhin werden die Jungvögel mit ihrem kleineren noch hell gefärbten Schnabel noch von ihren Eltern mit Nahrung versorgt.

Das Amazonienhaus ist in diesem Jahr 25 Jahre alt geworden. Foto: Iris Frey

Das Amazonienhaus, in dem die Tukane geboren sind, ist in diesem Jahr 25 Jahre alt. Es wurde noch in der Zeit des bereits verstorbenen ehemaligen Wilhelma-Direktors Dieter Jauch gebaut und im Jahr 2000 eingeweiht. Jauch war von 1989 bis 2013 Wilhelma-Direktor. Der Bau kostete damals 18 Millionen D-Mark und wurde maßgeblich durch den Verein der Freunde und Förderer mit 7,9 Millionen D-Mark unterstützt. Jauch sah den modernen Charakter in dem Haus mit Spezialisolierglas, das durch seine Bauweise die Möglichkeit immer wieder unterschiedlicher Nutzbarkeiten bietet.

In dem 1100 Quadratmeter großen Tropenhaus führt ein Dschungelpfad durch. Zu sehen sind hier mehr als 130 Pflanzenarten. Pflanzenwelt und Tierbestand sind dem Nationalpark Floresta Nacional do Tapajós in Brasilien nachempfunden. Ein Teil der tierischen Bewohner, darunter Vögel wie die Braunohr- und Grünarassari, Reptilien wie der Grüne Leguan und der Stirnlappenbasilisk sowie die Wergweidenäffchen und Brillenblattnasen (eine Fledermausart) und eines der drei Zweifingerfaultiere, kann sich frei im Amazonienhaus bewegen. In Terrarien und Gehegen leben dort zudem Weißkopfsaki, Schwarzer Brüllaffe, Grüne Anakonda und Pfeilgiftfrösche. Im 100.000 Liter fassenden Amazonasbecken leben zwei Arapaimas, die zu den größten Süßwasserfischen der Welt gehören, und ein Breitschnauzenkaiman.