Noch sind die Küken grau gefiedert, die weißen Federn wachsen später. Foto: Wilhelma/ Kühl

Jetzt sind die drei Küken auch für die Besucher zu sehen. Für die Wilhelma ist das ein erfreuliches Ereignis nach 14-jähriger Nachwuchspause.

Nach den Somali-Wildeseln, Geparden und Schabrackentapiren gibt es nun Jungtiere bei den Schneeeulen in der Wilhelma. Auch bei ihnen ist dies der erste Nachwuchs seit dem Jahr 2008. Im selben Zeitraum ist ihr Bestand in der Natur so stark zurückgegangen, dass Schneeeulen auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft werden.

Mitte Juli ist der Nachwuchs geschlüpft. Anfangs nahm die Eulenmutter Snow das Trio unter ihre Fittiche. Sie blieb ständig bei ihrer Brut, wärmte sie in der Nestmulde und schirmte sie vor Blicken ab. Jetzt, nach vier Wochen, sind die Jungvögel bereits gut zu beobachten. Vielleicht verschafft ihnen ihre optische Präsenz viele Fans. In der Beliebtheitsskala der Patenschaften für Wilhelma-Tiere liegen Schneeeulen weit oben: hinter den Erdmännchen und Pinguinen gleich auf Platz drei.

Aufgetaute Böden schaden der Population

In ihren Brutgebieten, die nördlich der Baumgrenze größtenteils in Alaska, Kanada, Grönland, Skandinavien und Russland liegen, jagen sie vor allem Lemminge und Schneehasen. Sie tun dies, anders als ihre Artgenossen, zwangsläufig auch tagsüber, denn nördlich des Polarkreises wird es in ihrer Brutzeit im Sommer nicht dunkel. Die Schneeeulen sind mit ihrem weißen Gefieder gut getarnt.

Alle vier bis fünf Jahre kommt es zu einem Einbruch des Lemmingbestands, gelegentlich auch zum Einbruch der Hasenpopulation. Dann sind Schneeeulen gezwungen, in den Süden zu wandern; gelegentlich sind sie deshalb sogar auf dem Balkan, in Nordindien oder im Süden Nordamerikas anzutreffen. Unter dem Klimawandel leiden die Tiere sehr, weil es den Permafrost in der Tundra nicht mehr gibt.

Von Permafrost spricht man, wenn die Temperatur des Bodens mindestens zwei Jahre in Folge bei 0 Grad oder darunter liegt. Jetzt aber tauen die Böden auf und das ganze Ökosystem ihrer Brutgebiete verändert sich. Ihr Bestand ist auf schätzungsweise 14 000 bis 25 000 gesunken, seit 2017 stehen Schneeeulen auf der Roten Liste.