Teodor Currentzis bei einer Pressekonferenz vor der Premiere von „Don Giovanni“ in Salzburg Foto: Salzburger Festspiele/Anne Zeuner

Was Teodor Currentzis in Salzburg aus „Don Giovanni“ herausholt, übertrifft seine CD-Aufnahme bei weitem. So zärtlich, so traurig und so dramatisch ist Mozarts Opernheld vielleicht noch nie umgekommen.

Salzburg - Als erste Oper der diesjährigen Salzburger Festspiele hatte am Montagabend Mozarts „Don Giovanni“ Premiere. Romeo Castellucci setzt bei seiner Inszenierung, die in einer säkularisierten Kirche spielt, effektbewusst auf fahle Farben, kunstgeschichtliche Anspielungen und symmetrische Tänzerinnen-Arrangements. Für mehr Zustimmung sorgt allerdings der Chef des SWR-Symphonieorchesters Stuttgart, Teodor Currentzis.

Ruppig-theatralische Momente

Der 49-jährige Grieche liefert mit seinem Ensemble MusicAeterna die ruppig-theatralischen Momente, die man mittlerweile von ihm erwartet, aber er gönnt dem Publikum im voll besetzten Großen Festspielhaus auch erstaunlich viel Langsames und sorgt für klangfarbliche Wundermomente. Das „Dalla sua pace“ des Don Ottavio bietet dem Sänger eine orchestrale Flauschdecke, Leporellos Registerarie wird zum empathisch-verhaltenen Charakterstück, etliche mozartferne Musik wird eingefügt, der Hammerflügel im Orchester darf sehr frei improvisieren, und am Ende singt der Chor aus dem Graben das Schluss-Sextett, während die guten Solisten, allen voran die umjubelte Donna Anna von Nadezhda Pavlova, stumm die Bühne verlassen. Ein Abend mit starker Nachwirkung.