Wenn in Stuttgart wieder getanzt werden darf, sollen sich zwei Manager um die Foto: picture alliance/dpa/Franziska Kraufmann

Das Verfahren zur Wahl des Stuttgarter Nachtmanagers ist in die Kritik geraten. Deshalb reagieren die Verantwortlichen nun. Was wollen sie ändern?

Stuttgart - Robert Bosch ist lange vor dem Siegeszug des Internets gestorben. Doch eine seiner Weisheiten passt perfekt ins Zeitalter der sozialen Netzwerke: Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Das mussten jetzt auch das Pop-Büro Stuttgart, die Wirtschaftsförderung der Stadt und das Club Kollektiv erfahren. Sie haben das Abstimmen via Internet für den neuen Stuttgarter Nachtmanager nach Kritik am Verfahren vorerst gestoppt.

Eine neue Software werde man installieren, sagt Walter Ercolino, Leiter des Pop-Büros. Anfang nächster Woche könne man voraussichtlich wieder abstimmen. Es sei moniert worden, dass man seine Stimme angeblich mehrfach abgeben könne. „Wir registrieren die IP-Adresse, um das zu verhindern“, sagt Ercolino. Die IP-Adresse ist quasi die Postanschrift des Routers. „Dass Leute ihren Router ein und wieder ausschalten, und das bis zu 50-mal, um uns zu beweisen, dass ein Einzelner mehrfach abstimmen kann, damit haben wir wirklich nicht gerechnet.“

13 000 Stimmen sind abgegeben worden

34 Kandidaten stehen zur Wahl, 13 000 Stimmen sind bereits binnen eines Tages abgegeben worden. Für Ercolino ist damit klar: „Unsere Idee der Mobilisierung hat funktioniert.“ Über das Online-Wählen habe man die Netzwerke der Kandidaten aktivieren und Aufmerksamkeit schaffen sowie Diskussionen anregen wollen. Es sei aber auch ganz klar gewesen, dass der Nachtmanager nicht vom Publikum gewählt, sondern am Ende von einer Jury bestimmt wird. Was ihn nicht wundert, was ihn aber ärgert: Dass nun Betrugsvorwürfe erhoben würden gegen die Führenden. Ganz nach dem Motto: Den kenne ich nicht, also kann der nicht vorne sein.

Die Aufgabe ist anspruchsvoll, deshalb sollen sie sich auch zwei Menschen teilen. Die Stadt Stuttgart und das Pop-Büro haben zwei Stellen ausgeschrieben, deren künftige Inhaber sich mit dem Nachtleben der Stadt beschäftigen sollen. Eine Stelle ist bei der Wirtschaftsförderung der Stadt angesiedelt. Eine dreistellige Zahl an Bewerbungen ist eingegangen, wer nach einem klassischen Verfahren mit Gesprächen ausgewählt und eingestellt wird, soll künftig zwischen den Akteuren des Nachtlebens und den Beamten der Verwaltung für gegenseitiges Verständnis sorgen und als Lotse durch den Ämterdschungel dienen.

Im Februar wird der Nachtmanager gekürt

Wer für die zweite Stelle gekürt wird, darf sich künftig Nachtmanager nennen und soll in die Öffentlichkeit wirken, Verständnis für die Belange der Clubbetreiber, Musikszene und Veranstalter wecken und für deren Anliegen werben, aber auch vermitteln, wo es Probleme gibt, etwa durch Lärm, Dreck und Drogen.

34 Kandidaten stehen dafür zur Wahl, darunter zahlreiche Veteranen des Stuttgarter Nachtlebens. 27 Männer sind es und sieben Frauen. Die ersten fünf des Online-Votings kommen in die nächste Runde, dort kann der Kreis erweitert werden. Eine Jury kann fünf weitere Bewerber für die nächste Runde nominieren. In dieser Jury sitzen Mitglieder des Clubs Kollektiv, des Gemeinderats, der Stadtverwaltung, der Dehoga, der Allianz für ein sicheres und lebendiges Stuttgart, des Pop-Büros und der Wirtschaftsförderung. Am 13. Februar präsentieren sich die Erwählten der Öffentlichkeit und der Jury. Ein Trio bleibt übrig, aus dem nach Vorstellungsgesprächen Anfang März der Nachtmanager oder die Nachtmanagerin erwählt wird.