In einer Thermobox mit Kochhaube gart das Essen im Topf vor sich hin. Es brennt nichts an, es verkocht nichts, es läuft nichts über. Foto: /privat

Die Krise war und ist die Zeit der Kochkiste: Aktuell interessieren sich immer mehr für eine uralte Methode, mit der sich Speisen mit wenig Energieaufwand zubereiten lassen.

Das Prinzip der Kochkiste ist so logisch wie einfach, deshalb wundert man sich, wie sie überhaupt in Vergessenheit geraten konnte. Doch die meisten Menschen in Deutschland hatten in den vergangenen Jahrzehnten kaum Sorgen wegen ihrer Energie, sie war günstig zu haben. Aufgrund des Klimawandels und der damit verbundenen Debatte über einen nachhaltigeren Lebensstil, spätestens aber seit der Energiekrise erlebt die Kochkiste zurzeit ihr Revival. Übrigens nicht zum ersten Mal.

Und so funktioniert sie: Reis, Hülsenfrüchte, Kartoffeln oder Suppe werden ein paar Minuten auf dem Herd angekocht und dann in eine isolierte Kiste gestellt, am besten zusätzlich eingehüllt. Dort garen die Speisen in der nur langsam schwindenden Hitze weiter.

So lassen sich bis zu 90 Prozent Energie sparen, sagt die Kochkisten-Kennerin Irene Wild. Das sei aber nicht der einzige Vorteil der Methode. In der Kiste brenne nichts an, es koche nichts über, und es verkoche auch nichts. „Ich habe einfach meine Ruhe und kann etwas anderes tun.“ Und man kann beispielsweise über Nacht vorkochen. Die 59-jährige Kulturmanagerin aus Steimel in Rheinland-Pfalz hatte bereits vor einigen Jahren eine Vorahnung, dass die Kochkiste wieder in Mode kommen könnte. Das war noch vor Corona und Putins Krieg gegen die Ukraine, sagt sie. Ihre Masterarbeit hat sie über nachhaltige Esskultur geschrieben, dabei war sie immer wieder über die Kochkiste gestolpert. Eine Kochmethode, die sich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts nachweisen lässt. „Ihre Glanzzeit hatte die Kochkiste zu Zeiten der Weltkriege.“ Irene Wild hat festgestellt: „Sie wurde immer in der Krisenzeit neu erfunden.“ Und sie musste den jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden. Heute zum Beispiel fange niemand mehr etwas mit dem Heinzelmännchen an, dem Thermomix vor 100 Jahren. Sie muss für 2022 praktisch sein.

Glanzzeit der Kochkiste zu Zeiten des Ersten Weltkriegs

Ursprünglich wollte Irene Wild in Kursen zeigen, wie man eine Kochkiste selbst herstellt. Doch die Leute hätten lieber fertige Kisten kaufen wollen, erzählt sie. Deshalb handelt sie seit 2019 mit den nachhaltigen Küchenhelfern; sie kooperiert mit einem Produzenten von Thermoboxen, passend dazu näht sie – einem riesigen Eierwärme gleich – Kochhauben, um die Wärme noch besser im Topf zu halten. Kartoffeln koche sie mit ihrer Kiste fast in Echtzeit, für weißen Reis nehme sie nur noch die Kochhaube.

Die Hauben füllt sie auf Wunsch sogar vegan, ihr Favorit sei aber handgewaschene und handgezupfte Schafwolle. Und sie veröffentlicht Rezepte für die Kochkiste. „Ich will diese Kochmethode in jeder Hinsicht attraktivieren“, sagt Irene Wild. Die Krisenzeit trägt ihr Übriges bei: Die Nachfrage nach den Kisten steige. Zurzeit habe sie auch mal zehn Bestellungen in der Woche, 2019 waren es ein, zwei Kochkisten im Monat gewesen.