Rund 200 Menschen sind am Freitagabend vom Karlsplatz zum Unfallort am Olgaeck gelaufen. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

Eine Woche nach dem tragischen Unfall am Olgaeck haben in Stuttgart mehrere Hundert Menschen der Opfer gedacht und für mehr Sicherheit im Straßenverkehr demonstriert.

Unter dem Motto „Stoppt das Sterben auf unseren Straßen“ sind rund 200 Menschen zu einem Demonstrationszug in der Stuttgarter Innenstadt zusammengekommen. Gemeinsam haben sie den Opfern des Unfalls am Olgaeck am vergangenen Freitag gedacht und ihre Forderungen für mehr Verkehrssicherheit betont.

Hupen während der Gedenkminuten

Still ist es am Olgaeck am Freitagabend auch während der acht Gedenkminuten nicht, obwohl alle Demonstrationsteilnehmer schweigen. Hupende Autos stören die Stille. Die Strecke vom Karlsplatz zum Olgaeck wurde für die Demonstration von der Polizei abgesperrt. Die Autofahrer müssen warten. Das verärgert offensichtlich einige von ihnen. Es ist ein Sinnbild für die Diskussion um Raum in der Stadt, den Stuttgart seit dem tödlichen Verkehrsunfall vergangenen Freitag bewegt.

Denn Wut gibt es auch aufseiten der Demonstrierenden. „Der Unfallfahrer selbst wurde nicht verletzt, weil er in einem Panzer saß“, sagt Nisha Touissant-Teachout von Kesselbambule, einer Organisation, die sich für Klimagerechtigkeit einsetzt. Damit spricht sie an, was viele der Teilnehmenden an diesem Abend bewegt: Frust darüber, dass Fußgänger und Fahrradfahrer gegenüber Autos im Verkehr häufig zu kurz kämen.

Tempo 30 und mehr Flächengerechtigkeit

Organisiert wurde die Demonstration von insgesamt sieben Verkehrsorganisationen. Nach dem Unfall veröffentlichten sie eine Liste mit Forderungen an die Stadt, die diese zügig umsetzen solle. „Vorweg als schnellste Maßnahme fordern wir Tempo 30 an der Unfallstelle und überall dort, wo viele Menschen zu Fuß unterwegs sind“, sagt Peter Erben von Fuß e. V. Doch auch für mehr Flächengerechtigkeit auf den Straßen, also eine fairere Aufteilung des Raums für alle Beteiligten des Straßenverkehrs, gehört zu den Zielen der Organisationen.

Besonders für große Autos wie den SUV des Unfallfahrers haben einige der Teilnehmenden kein Verständnis: „Kinder haben gar keine Chance, wenn sie mit so einem Auto kollidieren“, sagt etwa Ingrid Stanimirov. Ihr sei außerdem immer sehr ungut zumute, wenn sie sich als Fahrradfahrerin die Fahrbahn mit Autos teilen müsse.

Bei dem Unfall am vergangenen Freitag war eine Frau ums Leben gekommen und sieben weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Ein Autofahrer war in die Verkehrsinsel an der Haltestelle Olgaeck gekracht. Inzwischen wurde eine Spendenaktion für die Hinterbliebenen der 46-jährigen Frau ins Leben gerufen, durch die bisher bereits mehr als 2 700 Euro gesammelt wurden.

Trotz des immer wieder aufkommenden Gehupes wegen der zeitweiligen Straßensperrung gibt es auch Autofahrer, die Verständnis für das Anliegen der Demonstrierenden haben. Daniel Dittus ist einer der ersten, der für den Demonstrationszug gestoppt wird. Nun steht er mit seinem Auto beim Karlsplatz und sieht den Menschen dabei zu, wie sie mit ihren Schildern an ihm vorbeilaufen. „Jetzt gerade hat es mich im ersten Moment genervt, weil ich ein Ziel im Auge habe“, sagt er auf die Frage, wie er es findet, nun erst einmal festzustecken. „Aber ich habe auch selbst ein Fahrrad und bin dafür, dass es mehr Fahrradwege gibt“, ergänzt der 36-Jährige und lächelt. Er wirkt entspannt, trotz Zeitdrucks und unvorhergesehenem Stau. Vielleicht gibt es also doch mehr Verständnis für die Demonstrierenden, als die hupenden Autos den Anschein machen.