Sicherheitskräfte greifen bei den Demonstrationen hart durch. Die Opposition wirft der Regierung dreisten Wahlbetrug vor und stellt eine Forderung an Militär und Polizei.
Nach der umstrittenen Präsidentenwahl in Venezuela und den darauffolgenden Protesten hat die Opposition die Sicherheitskräfte dazu aufgerufen, den Anweisungen der Regierung nicht mehr Folge zu leisten. „Wir fordern Sie dringend auf, die Zügellosigkeit des Regimes gegen das Volk zu stoppen und die Ergebnisse der Wahlen vom 28. Juli zu respektieren und durchzusetzen“, teilte die Opposition auf der Plattform X mit. Die „illegalen Befehle“ sollten ignoriert und die Volkssouveränität anerkannt werden.
In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Menschen in dem südamerikanischen Land gegen die aus ihrer Sicht manipulierte Wahl demonstriert. Sicherheitskräfte griffen dabei hart durch, mindestens elf Menschen kamen laut der regierungsunabhängigen Organisation Foro Penal bislang ums Leben.
Die linientreue Wahlbehörde hat den seit 2013 regierenden autoritären Präsidenten Nicolás Maduro offiziell zum Wahlsieger erklärt. Allerdings veröffentlichte sie bislang nicht die aufgeschlüsselten Resultate der einzelnen Stimmbezirke.
González deklariert sich selbst zum neuen Präsidenten
Die Opposition wirft der Regierung Wahlfälschung vor und reklamiert den Sieg für ihren Kandidaten Edmundo González Urrutia, den sie in der Mitteilung auch selbst zum neuen Präsidenten deklariert. Nach eigenen Angaben verfügen die Regierungsgegner über die detaillierten Ergebnislisten aus mehr als 80 Prozent der Stimmbezirke. Demnach soll González 67 Prozent der Stimmen erhalten haben und Maduro nur 30 Prozent.
Die USA und ein halbes Dutzend lateinamerikanischer Länder haben Oppositionskandidat González bereits als Sieger anerkannt. Die Europäische Union erkennt das offizielle Ergebnis nicht ohne eine vollständige Offenlegung der Wahlunterlagen an. Zahlreiche Staaten in der Region haben zumindest deutliche Zweifel am offiziellen Wahlergebnis angemeldet.
Schon Maduros Wiederwahl 2018 hatten viele Länder nicht anerkannt. Der damalige Parlamentspräsident Juan Guaidó erklärte sich zum Interimspräsidenten. Die USA, Deutschland und andere Länder erkannten ihn an, er konnte sich aber im Land nicht durchsetzen – vor allem, weil das Militär hinter Maduro stand. Auch jetzt versicherten die Streitkräfte ihm wieder ihre Loyalität.