Die Tierrechtsorganisation Peta wirft Zoo & Co in Murr (Kreis Ludwigsburg) Tierquälerei vor. Der Inhaber und das Veterinäramt Ludwigsburg sehen das anders.
Tierquälerei und Exotenhandel: Die Vorwürfe, die die Tierrechtsorganisation Peta gegenüber Zoo & Co. in Murr erhebt, wiegen schwer. Der betroffene Zoo-Fachhändler Harald Wullner wehrt sich. „Für alles, was wir hier tun, gibt es Gesetze, Ordnungen, Regeln. Wir erfüllen da alles und übererfüllen es sogar.“
Die Vorwürfe von Peta sieht der 49-Jährige als Angriff auf seine Existenz. „Wir machen das gern, wir machen das richtig und engagieren uns für den Artenschutz. Dann kommt Peta und macht so ein Fass auf, anstatt, dass man einfach miteinander spricht. Und ich muss mich jetzt ständig rechtfertigen für Vorwürfe, die völliger Schwachsinn sind.“
Was war passiert? Mitte September hatte Peta via Instagram und Pressemitteilung über Missstände informiert, die sie in der Zoohandlung in Murr ausgemacht haben will, und die Zoo & Co.-Handlung beim Veterinäramt in Ludwigsburg angezeigt. „Die Vorwürfe sind haltlos“, sagt hingegen Harald Wullner. Das sind die einzelnen Punkte:
1. Hamster
Das sagt Peta: „Die Hamster in der Zoohandlung werden in Gruppen gehalten und auch als Paare verkauft, obwohl diese Tiere grundsätzlich Einzelgänger sind. Gruppenhaltung führt bei Hamstern zu Stress und Aggressionen und ist deshalb ungeeignet.“
Das sagt Harald Wullner: „Goldhamster und Teddyhamster sind Einzelgänger, die haben wir aber gar nicht im Sortiment. Zwerghamster, wie wir sie hier haben, sind gesellig. Sie können und dürfen in der Gruppe gehalten werden. Das steht auch so im Gesetz.“
Das sagt das Veterinäramt: „Bei den Hamstern handelt es sich um Zwerghamster, die in Gruppen gehalten werden können und auch so gehalten werden dürfen.“
2. Papagei
Das sagt Peta: „Es gibt offensichtlich kranke Papageien. Die Hautprobleme des Papageis könnten auf einen Pilzbefall zurückzuführen sein.“
Das sagt Harald Wullner: „Federn stauben häufig, auf ihnen kann aber kein Pilz sein. Zudem werden die Federn unserer Vögel regelmäßig ins Labor geschickt, um sie auf verschiedene Bakterien- und Virenerkrankungen zu untersuchen.“
Das sagt das Veterinäramt: „Bei den Papageien wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Der Inhaber des Zooladens wurde aufgrund der vorliegenden Peta-Anzeige telefonisch hierüber informiert. Eine Nachkontrolle durch einen Amtstierarzt folgt.“
3. Leguan
Das sagt Peta: „Der Leguan wird in einem kleinen Terrarium gehalten. Er hat als Wildtier in einer Zoohandlung und auch in Privathand einfach nichts zu suchen. Leguane leben in verschiedenen Lebensräumen, darunter tropische Regenwälder, aber auch in Küstenregionen. Manche durchstreifen große Gebiete in der Natur.“
Das sagt Harald Wullner: „Der Albino-Leguan ist eine Nachzucht aus Spanien. Ich habe noch nie einen Wildfang verkauft. Das Terrarium ist drei Meter breit, drei Meter hoch und einen Meter tief – und damit weitaus größer als vorgeschrieben. Es hat die perfekte Luftfeuchtigkeit und ist mit UV-Birnen ausgestattet. Der Leguan bekommt jeden Tag Salat und Kräuter für zehn Euro und ist der liebste Leguan in meinem Leben. Den würde ich nie billig verramschen oder in schlechte Hände geben.“
Das sagt das Veterinäramt: „Das Gehege des Leguans entsprach augenscheinlich den Größenanforderungen. Eine genaue Vermessung folgt.“
4. Spinnen
Das sagt Peta: „In der Zoohandlung befinden sich etliche geschützte Spinnen in winzigen Plastikboxen. Die Haltung von Vogelspinnen in Plastikboxen entspricht nicht ihrem natürlichen Lebensraum, denn in der Natur leben die Tiere je nach Art in ihren eigenen Revieren, bauen sich Höhlen unter Wurzeln und Blattstrukturen, leben auf dem Boden, in der Erde oder klettern auf Bäume. All das natürliche Verhalten wird ihnen in Gefangenschaft genommen.“
Das sagt Harald Wullner: „Wir verkaufen keine seltenen und bedrohten Spinnenarten. Die Vogelspinnen sind alles Nachzuchten aus Deutschland. Wir halten uns an die Meldepflicht. Die kleinen Plastikboxen sind Spezialbehältnisse für die Aufzucht der winzigen Spinnenbabys, die unter einem Zentimeter klein sind. Das Behältnis muss mitwachsen mit der Spinne: Nach den kleinen Boxen kommen größere, später geht es ins Terrarium.“
Das sagt das Veterinäramt: „Die Vogelspinnen können und dürfen als Jungtiere in solchen Plastikboxen gehalten werden.“
Wie geht es jetzt weiter?
Die Tierhaltung im Zoo & Co in Murr wurde bereits kurz vor der Anzeige vom Veterinäramt Ludwigsburg kontrolliert. „Die von Peta mitgeteilten Haltungen waren auch bei der vorangegangenen Kontrolle vorhanden, aber nicht zu beanstanden“, teilt das Amt auf Nachfrage mit. Eine weitere Kontrolle werde zeitnah folgen.
Für Zoo-Fachhändler Wullner kein Problem. „Tierhaltung muss ordentlich durchgeführt werden. Wir halten uns an die Regeln.“ Seinen Job sieht er als Berufung. „Ich mache das aus Liebe zum Tier. Wenn ich Geld machen wollte, hätte ich einen Supermarkt eröffnet.“